Josua 1-6
Hoffnung für Alle
Vorbereitungen zum Einzug in das verheißene Land (Kapitel 1–5)
Josua wird Moses Nachfolger
1 Als Mose gestorben war, sprach der Herr zu Josua, dem Sohn von Nun, der Mose bei seinen Aufgaben geholfen hatte:
2 »Mein Diener Mose ist tot. Nun wirst du Israel führen! Befiehl dem Volk, sich für den Aufbruch fertigzumachen. Ihr alle werdet den Jordan überqueren und in das Land ziehen, das ich euch gebe. 3 Jedes Gebiet, das ihr betretet, gehört euch. Das habe ich schon Mose versprochen. 4 Euer Land wird von der Wüste im Süden bis zum Libanon im Norden reichen und vom Euphrat im Osten bis zum Mittelmeer im Westen; das ganze Gebiet der Hetiter wird euch gehören. 5 Dein Leben lang wird niemand dir standhalten können. Denn ich bin bei dir, so wie ich bei Mose gewesen bin. Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab.
6 Sei mutig und stark! Denn du wirst das Land einnehmen, das ich euren Vorfahren versprochen habe, und wirst es den Israeliten geben. 7 Halte dich mutig und entschlossen an das ganze Gesetz, das dir mein Diener Mose gegeben hat. Weiche kein Stück davon ab! Dann wirst du bei allem, was du tust, Erfolg haben. 8 Sag dir die Gebote immer wieder auf! Denke Tag und Nacht über sie nach, damit du dein Leben ganz nach ihnen ausrichtest. Dann wird dir alles gelingen, was du dir vornimmst.
9 Ja, ich sage es noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst.«
Vorbereitung zum Aufbruch
10-11 Da schickte Josua die führenden Männer des Volkes durch das Lager und ließ sie überall ausrufen: »Macht euch zum Aufbruch fertig! Nehmt genug Vorräte mit! In drei Tagen werdet ihr den Jordan überqueren, um das Land einzunehmen, das euch der Herr, euer Gott, geben wird.«
12 Die israelitischen Stämme Ruben und Gad und der halbe Stamm Manasse hatten sich bereits östlich des Jordan angesiedelt. Ihnen ließ Josua ausrichten: 13-14 »Denkt daran, was euch Mose, der Diener des Herrn, gesagt hat: ›Der Herr, euer Gott, will euch dieses Land östlich des Jordan geben, damit ihr hier in Ruhe und Frieden leben könnt.‹ Als Mose euch dieses Land versprach, stellte er euch jedoch eine Bedingung.[a] Darum lasst nun eure Frauen und Kinder und euer Vieh hier zurück und zieht mit den kampffähigen Männern bewaffnet vor euren Bruderstämmen her! Helft ihnen, das Gebiet westlich des Jordan einzunehmen! 15 Bleibt so lange bei ihnen, bis der Herr auch ihnen ihr Land gegeben hat und sie dort in Ruhe und Frieden leben, so wie ihr es jetzt schon tut! Dann aber kehrt in euer eigenes Land zurück, das euch Mose, der Diener Gottes, östlich des Jordan zugeteilt hat, und lasst euch dort nieder!«
16 Sie antworteten Josua: »Wir werden alles tun, was du befiehlst, und dich überall unterstützen, wo du uns einsetzen willst. 17 Wie wir Mose gehorcht haben, gehorchen wir dir. Der Herr möge dir helfen, so wie er Mose geholfen hat. 18 Wer sich deinen Befehlen widersetzt und nicht jeder Weisung folgt, die du uns gibst, der soll getötet werden. Sei nur mutig und entschlossen!«
Josua schickt Kundschafter nach Jericho
2 Die Israeliten lagerten zu dieser Zeit in der Gegend von Schittim. Von dort schickte Josua, der Sohn von Nun, heimlich zwei Männer los. Sie sollten das vor ihnen liegende Land auskundschaften, besonders die Stadt Jericho. Die beiden machten sich auf den Weg und erreichten gegen Abend die Stadt. Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht kamen sie in das Haus einer Prostituierten namens Rahab.
2 Kurz darauf erhielt der König von Jericho die Nachricht: »Heute Abend sind israelitische Männer eingetroffen, die unser Land erkunden sollen. Sie halten sich bei Rahab auf.« 3 Der König schickte sofort Soldaten zu Rahab. Sie befahlen ihr: »Bring die Männer heraus! Sie wollen unser Land ausspionieren.«
4 Rahab aber hatte die beiden Israeliten versteckt und stellte sich ahnungslos: »Ja, diese Männer sind bei mir gewesen. Ich wusste aber nicht, wo sie herkamen. 5 Sie brachen wieder auf, als es dunkel wurde und das Stadttor geschlossen werden sollte. Ich kann nicht sagen, wohin sie gegangen sind. Wenn ihr ihnen schnell nachlauft, holt ihr sie bestimmt ein.« 6 Rahab hatte die Israeliten auf ihr Flachdach gebracht und unter Flachsstängeln versteckt, die dort aufgeschichtet waren.
7 Die Soldaten des Königs nahmen die Verfolgung auf und eilten in Richtung des Jordanübergangs davon. Unmittelbar hinter ihnen wurde das Stadttor geschlossen.
8 Bevor die beiden Israeliten sich schlafen legten, stieg Rahab zu ihnen auf das Dach 9 und sagte: »Ich weiß, dass der Herr eurem Volk dieses Land geben wird. Wir haben große Angst. Jeder hier zittert vor euch. 10 Wir haben gehört, dass der Herr euch einen Weg durch das Schilfmeer gebahnt hat, als ihr aus Ägypten gekommen seid. Wir wissen auch, was ihr mit den Amoritern und ihren Königen Sihon und Og auf der anderen Jordanseite gemacht habt: Ihr habt sie völlig vernichtet. 11 Als wir das hörten, waren wir vor Angst wie gelähmt. Jeder von uns hat den Mut verloren. Der Herr, euer Gott, ist der wahre Gott oben im Himmel und hier unten auf der Erde. 12 Deshalb flehe ich euch an: Schwört mir jetzt beim Herrn, dass ihr meine Familie und mich verschont, denn ich habe auch euch das Leben gerettet. Bitte gebt mir einen Beweis dafür, dass ich euch vertrauen kann. 13 Lasst meine Eltern und Geschwister und alle ihre Angehörigen am Leben. Rettet uns vor dem Tod!«
14 Die Männer antworteten ihr: »Wenn ihr uns nicht verratet, stehen wir mit unserem Leben dafür ein, dass euch nichts getan wird. Wenn der Herr uns dieses Land gibt, werden wir unser Versprechen einlösen und euch verschonen.«
15 Rahabs Haus lag direkt an der Stadtmauer. So konnte sie die Männer durch eines ihrer Fenster mit einem Seil hinunterlassen, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. 16 Sie riet ihnen: »Lauft erst ins Bergland, damit euch die Verfolger nicht finden! Versteckt euch dort drei Tage, bis sie zurückgekehrt sind. Danach geht, wohin ihr wollt.«
17 Die beiden Männer sagten zu ihr: »Der Eid, den wir dir gegeben haben, bindet uns nur unter diesen Bedingungen: 18 Wenn unsere Soldaten hier eintreffen, musst du das rote Seil, an dem du uns jetzt hinablässt, an dein Fenster binden. Und deine Eltern, deine Geschwister und alle Verwandten müssen hier bei dir im Haus sein. 19 Jeder, der nach draußen geht, ist selbst verantwortlich für seinen Tod. Wer aber bei dir im Haus bleibt und trotzdem angegriffen wird, für den stehen wir mit unserem Leben ein. 20 Solltest du uns aber verraten, ist unser Eid ungültig!« 21 »Einverstanden«, antwortete Rahab. Dann half sie ihnen, ins Freie zu gelangen. Als sie fort waren, band Rahab das rote Seil ans Fenster.
22 Die beiden Männer liefen ins Bergland und versteckten sich dort drei Tage. Ihre Verfolger suchten die ganze Strecke bis zum Jordan ab, fanden aber niemanden und kehrten schließlich nach Jericho zurück. 23 Da verließen die beiden Israeliten ihr Versteck, stiegen von den Bergen herab und durchquerten die Jordan-Ebene. Als sie wieder bei Josua waren, berichteten sie ihm, was sie erlebt hatten. 24 »Der Herr gibt das ganze Land in unsere Gewalt«, erklärten sie, »alle Menschen, die dort leben, haben große Angst vor uns.«
Israel überquert trockenen Fußes den Jordan
3 Frühmorgens befahl Josua dem Volk, von Schittim aufzubrechen. Sie erreichten den Jordan, überquerten ihn aber noch nicht, sondern schlugen zunächst ihre Zelte am östlichen Ufer auf. 2 Nach drei Tagen ließ Josua die führenden Männer durch das Lager gehen. 3 Sie sollten ausrufen: »Sobald ihr seht, dass die Priester vom Stamm Levi die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, tragen, brecht euer Lager ab und folgt ihnen! 4 Haltet aber einen Abstand von ungefähr 1000 Metern zwischen euch und den Priestern, damit ihr der Bundeslade nicht zu nahe kommt. Sie zeigt euch den Weg, den ihr gehen sollt, denn ihr kennt ihn ja noch nicht.« 5 Dann sprach Josua selbst zum Volk: »Reinigt euch und bereitet euch darauf vor, Gott zu begegnen! Morgen wird er vor euren Augen Wunder tun.«
6 Am nächsten Tag forderte Josua die Priester auf: »Nehmt die Bundeslade und tragt sie vor dem Volk her!« Sie folgten seinem Befehl.
7 Darauf sprach der Herr zu Josua: »Ich will heute damit beginnen, dir bei allen Israeliten Achtung zu verschaffen. Sie sollen wissen, dass ich dir beistehe, so wie ich Mose beigestanden habe. 8 Befiehl den Priestern, mit der Bundeslade anzuhalten, sobald ihre Füße das Wasser des Jordan berühren.«
9 Josua ließ die Israeliten zusammenkommen und rief ihnen zu: »Hört, was der Herr, euer Gott, euch sagt: 10 Ihr sollt wissen, dass der lebendige Gott bei euch ist und dass er ganz sicher für euch alle Völker eures neuen Landes vertreiben wird: die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter. 11 Seht, hier ist die Bundeslade des Herrn, dem die ganze Welt gehört! Die Priester werden sie vor euch her in den Jordan tragen. 12-13 Sobald ihre Füße den Jordan berühren, wird das Wasser sich flussaufwärts stauen und wie ein Wall stehen bleiben. Wenn das geschehen ist, brauche ich zwölf Männer von euch. Wählt aus jedem Stamm einen aus!«
14 Das Volk brach seine Zelte ab und war bereit, den Fluss zu überqueren. Vor ihnen gingen die Priester mit der Bundeslade. 15 Der Jordan war wie jedes Jahr zur Erntezeit über die Ufer getreten. Als nun die Träger der Bundeslade das Wasser berührten, 16 staute es sich. Es stand wie ein Wall sehr weit flussaufwärts in der Nähe des Ortes Adam, der bei Zaretan liegt. Das Wasser unterhalb des Walles lief zum Toten Meer hin ab. So konnte das Volk durch das Flussbett gehen. Vor ihnen lag die Stadt Jericho. 17 Die Priester mit der Bundeslade des Herrn standen auf festem Grund mitten im Jordan, und die Israeliten zogen trockenen Fußes an ihnen vorüber ans andere Ufer.
Josua errichtet zwei Denkmäler
4 Als das ganze Volk durch den Jordan gezogen war, sprach der Herr zu Josua: 2 »Wählt nun zwölf Männer aus dem Volk aus, von jedem Stamm einen. 3 Befehlt ihnen, zwölf große Steine aus dem Jordan zu holen, genau an der Stelle, wo die Priester stehen. Sie sollen die Steine zu dem Ort bringen, an dem ihr heute übernachten werdet.« 4 Josua rief die zwölf Männer 5 und wies sie an: »Geht zurück in den Jordan, bis an die Stelle, wo die Priester mit der Bundeslade des Herrn, eures Gottes, stehen. Jeder von euch soll sich dort einen großen Stein auf die Schulter laden, damit wir zwölf Steine haben, für jeden Stamm Israels einen. 6 Aus ihnen soll ein Denkmal gebaut werden. Wenn euch eure Kinder später einmal fragen, was diese Steine bedeuten, 7 dann erklärt ihnen: ›Als man die Bundeslade durch den Jordan trug, staute sich sein Wasser, und wir konnten trockenen Fußes hinüberziehen. Daran soll dieses Denkmal die Israeliten zu allen Zeiten erinnern.‹«
8 Die zwölf Männer taten, was Josua ihnen befohlen hatte. Sie hoben zwölf Steine aus dem Flussbett, für jeden Stamm Israels einen, und trugen sie bis an den Ort, wo sie übernachten sollten.
9 Josua nahm weitere zwölf Steine und richtete mitten im Jordan ein Denkmal auf, genau dort, wo die Priester mit der Bundeslade standen. Diese Steine sind noch heute dort. 10 Die Priester mit der Bundeslade standen noch immer im Flussbett. Sie blieben so lange dort, bis Josua und das Volk alle Weisungen des Herrn ausgeführt hatten, ganz wie es Moses Willen entsprach. Die Israeliten hatten den Fluss so schnell wie möglich durchquert. 11 Erst als alle auf der anderen Seite waren, brachen auch die Priester mit der Bundeslade auf und nahmen ihren Platz an der Spitze des Zuges wieder ein.
12 Die Stämme Ruben und Gad und der halbe Stamm Manasse zogen bewaffnet vor den anderen Israeliten her, wie Mose es befohlen hatte. 13 Insgesamt waren es etwa 40.000 kampfbereite Soldaten, die unter der Führung des Herrn in die Ebene von Jericho einmarschierten. 14 An diesem Tag sorgte der Herr dafür, dass ganz Israel vor Josua Achtung bekam. Das Volk hatte nun den gleichen Respekt vor ihm wie früher vor Mose; und so blieb es sein Leben lang.
15 Der Herr hatte zu Josua gesagt: 16 »Befiehl den Priestern, die die Bundeslade mit dem Gesetz tragen, ans Ufer zu kommen.« 17 Josua forderte die Priester dazu auf, 18 und sie stiegen mit der Bundeslade aus dem Jordan. Kaum berührten sie mit ihren Füßen das Land, da strömte das Wasser mit gleicher Gewalt wie zuvor, und der Jordan trat wieder über die Ufer.
19 Dies ereignete sich am 10. Tag des 1. Monats. Das Volk schlug sein Lager bei Gilgal auf, an der östlichen Grenze des Gebietes von Jericho. 20 Dort errichtete Josua ein Denkmal aus den zwölf Steinen, die er vom Jordan hatte mitbringen lassen. 21 Er sagte zu den Israeliten: »Wenn eure Nachkommen euch eines Tages fragen werden, was diese Steine bedeuten, 22 dann sollt ihr ihnen erklären: ›Die Steine erinnern uns daran, dass Israel trockenen Fußes den Jordan durchquert hat.‹ 23 Denn der Herr, euer Gott, hat diesen Fluss vor euren Augen aufgestaut, damit ihr hindurchziehen konntet, so wie er euch damals einen Weg durch das Schilfmeer gebahnt hat. 24 Er tat es, um allen Völkern der Welt seine Macht zu zeigen. Und auch ihr sollt dem Herrn, eurem Gott, zu allen Zeiten mit Ehrfurcht begegnen!«
Die Beschneidung der männlichen Israeliten
5 Die Amoriter westlich des Jordan und die Kanaaniter am Mittelmeer hörten, dass der Herr den Jordan aufgestaut hatte, damit die Israeliten ans andere Ufer gelangen konnten. Da fuhr ihnen der Schreck in die Glieder, und sie waren vor Angst wie gelähmt.
2 Zu dieser Zeit gab der Herr Josua den Auftrag: »Fertige Messer aus Stein an und beschneide so wie früher alle männlichen Israeliten!« 3 Josua tat, was Gott ihm befohlen hatte. Am Hügel Aralot (»Beschneidungshügel«) wurden die Israeliten beschnitten. 4-6 Denn als das Volk Ägypten verließ, waren noch alle männlichen Israeliten beschnitten gewesen. Doch inzwischen lebte niemand mehr, der damals im wehrfähigen Alter gewesen war. Der Herr hatte ihnen geschworen: »Weil ihr nicht auf mich gehört habt, werdet ihr das reiche Land niemals sehen, das ich euren Vorfahren versprochen habe, das Land, in dem es selbst Milch und Honig im Überfluss gibt.« Israel musste deshalb vierzig Jahre in der Wüste verbringen, bis von dieser ersten Generation keiner mehr lebte. Während die Israeliten die Wüste durchzogen, hatten sie ihre neugeborenen Söhne nicht beschneiden lassen. 7 Nun aber wurden alle männlichen Nachkommen beschnitten, die Gott dem Volk in dieser Zeit geschenkt hatte.
8 Das Volk blieb einige Zeit an seinem Lagerplatz, bis die Wunden der Beschnittenen verheilt waren. 9 Da sprach der Herr zu Josua: »Heute habe ich die Schande von euch abgewälzt, die seit Ägypten auf euch lastete.« Deshalb nennt man diesen Ort bis heute Gilgal (»abwälzen«).
Passahfeier bei Gilgal und Ausbleiben des Manna
10 Bei Gilgal, in der Ebene von Jericho, feierten die Israeliten am 14. Tag des 1. Monats abends das Passahfest. 11 Am nächsten Tag aßen sie zum ersten Mal etwas aus ihrem neuen Land: Brot, das ohne Sauerteig gebacken war, und geröstetes Getreide. 12 Und genau an diesem ersten Tag nach dem Passah, an dem sie etwas vom Ertrag des Landes gegessen hatten, blieb das Manna[b] aus. Von nun an ernährten sich die Israeliten nicht mehr vom Manna, sondern vom Ertrag des Landes Kanaan.
Josua begegnet dem Befehlshaber über das Heer Gottes
13 In der Nähe von Jericho sah Josua sich plötzlich einem Mann mit gezücktem Schwert gegenüber. Josua ging auf ihn zu und rief: »Gehörst du zu uns oder unseren Feinden?« 14 »Weder noch«, antwortete der Fremde. »Ich bin[c] der Befehlshaber über das Heer Gottes. Und jetzt bin ich hier zur Stelle.« Da warf sich Josua ehrfürchtig vor ihm zu Boden. »Ich gehorche dir, Herr!«, sagte er. »Was befiehlst du?« 15 »Zieh deine Schuhe aus«, antwortete der Befehlshaber über das Heer Gottes, »denn du stehst auf heiligem Boden.« Josua gehorchte.
Die Eroberung der Gebiete westlich des Jordan (Kapitel 6–12)
Israel erobert Jericho
6 In Jericho hatte man aus Angst vor den Israeliten sämtliche Tore fest verriegelt. Niemand kam mehr heraus oder hinein. 2 Da sprach der Herr zu Josua: »Ihr werdet sehen: Ich gebe die Stadt, ihren König und seine Soldaten in eure Gewalt. 3 Sechs Tage lang sollt ihr jeden Tag einmal mit allen kampffähigen Männern um die Stadt ziehen. 4 Nehmt die Bundeslade mit! Lasst sieben Priester mit Widderhörnern in der Hand vor ihr hergehen! Am siebten Tag sollt ihr siebenmal um die Stadt ziehen, und die Priester sollen die Hörner blasen. 5 Wenn der langgezogene Signalton des Widderhorns ertönt, so stimmt ein lautes Kriegsgeschrei an! Dann wird die Stadtmauer einstürzen, und ihr könnt von allen Seiten nach Jericho eindringen.«
6 Josua, der Sohn von Nun, rief die Priester zusammen und wies sie an: »Nehmt die Bundeslade des Herrn! Sieben von euch sollen mit Widderhörnern vor ihr herziehen.« 7 Dem Heer befahl er: »Macht euch bereit und geht um Jericho herum, einige Kämpfer als Vorhut, dahinter die Priester mit der Bundeslade und am Schluss alle übrigen Soldaten!«
8-9 Nachdem Josua seine Anweisungen gegeben hatte, stießen die Priester in die Hörner, und alle brachen auf. An der Spitze des Zuges marschierte die ausgewählte Vorhut. Hinter ihr gingen die sieben Priester, die nun unablässig ihre Hörner bliesen, und die anderen Priester mit der Bundeslade. Den Schluss bildete das übrige Heer. 10 Zuvor hatte Josua angeordnet: »Macht keinen Lärm! Verhaltet euch ganz still, bis ich euch befehle, ein lautes Kriegsgeschrei anzustimmen. Dann aber schreit, so laut ihr könnt!« 11 So zogen sie mit der Bundeslade einmal um Jericho herum und kehrten anschließend wieder in ihr Lager zurück, wo sie übernachteten.
12 Früh am nächsten Morgen ließ Josua sie wieder aufbrechen: Die Priester trugen die Bundeslade, 13 sieben von ihnen gingen vor der Bundeslade her und bliesen immerzu die Hörner, eine Gruppe von Soldaten marschierte voraus, und alle übrigen folgten. 14 Wie am Vortag zogen die Israeliten einmal um Jericho herum und kehrten dann in ihr Lager zurück. Das taten sie insgesamt sechs Tage lang.
15 Am siebten Tag brachen sie bereits bei Sonnenaufgang auf und zogen wie zuvor um die Stadt herum, an diesem Tag jedoch siebenmal. 16 Beim siebten Mal, als die Priester die Hörner bliesen, rief Josua seinen Männern zu: »Schreit, so laut ihr könnt! Der Herr gibt euch Jericho! 17 Die ganze Stadt ist dem Untergang geweiht. Darum löscht alles aus, was ihr darin findet! Nur die Prostituierte Rahab soll am Leben bleiben und jeder, der bei ihr im Haus ist, denn sie hat unsere Kundschafter versteckt. 18 Hütet euch davor, irgendetwas für euch zu behalten, worüber Gott sein Urteil verhängt hat! Sonst stürzt ihr Israel ins Unglück und bringt dieselbe Strafe über unser Volk, die ihr an Jericho vollstrecken sollt. 19 Das Silber und Gold und die Gegenstände aus Bronze und Eisen gehören dem Herrn. Sie sollen in der Schatzkammer des heiligen Zeltes aufbewahrt werden.«
20 Die Priester bliesen ihre Hörner, und die Soldaten stimmten das Kriegsgeschrei an. Da stürzte die Mauer von Jericho ein. Die Israeliten stürmten die Stadt von allen Seiten und eroberten sie. 21 Mit ihren Schwertern vernichteten sie alles Leben darin: Männer und Frauen, Kinder und Greise, Rinder, Schafe und Esel.
22 Den beiden jungen Männern, die Jericho erkundet hatten, befahl Josua: »Geht zum Haus der Prostituierten und holt sie und ihre Angehörigen heraus, wie ihr es geschworen habt!« 23 Die beiden liefen zu Rahabs Haus, brachten sie zusammen mit ihren Eltern, Geschwistern und allen Verwandten aus der Stadt und führten sie an einen Ort außerhalb des israelitischen Lagers.
24 Schließlich steckte man Jericho in Brand. Nur das Silber, das Gold und die bronzenen und eisernen Gegenstände nahmen die Israeliten mit und brachten sie in die Schatzkammer des heiligen Zeltes. 25 Von den Einwohnern der Stadt ließ Josua niemanden am Leben außer der Prostituierten Rahab, der Familie ihres Vaters und ihren anderen Verwandten. Denn sie hatte die israelitischen Kundschafter versteckt, die Josua nach Jericho gesandt hatte. Noch heute lebt sie in Israel.
26 Als Jericho niederbrannte, sprach Josua einen Fluch aus: »Die Strafe des Herrn soll den treffen, der diese Stadt wieder aufbaut. Wenn er das Fundament legt, muss er dafür mit dem Tod seines ältesten Sohnes bezahlen, und wenn er die Tore einsetzt, wird er auch noch seinen jüngsten verlieren.« 27 Der Herr stand Josua zur Seite. Im ganzen Land sprach man von ihm.
Footnotes
- 1,13‒14 Vgl. 5. Mose 3,18‒20.
- 5,12 Vgl. 2. Mose 16.
- 5,14 Oder: Der Fremde antwortete ihm: »Ich bin …«
Josua 23-24
Hoffnung für Alle
Josuas Abschiedsreden (Kapitel 23–24)
Josuas letzte Mahnungen an die führenden Männer Israels
23 Seit langer Zeit lebten die Israeliten nun in Ruhe und Frieden. Der Herr sorgte dafür, dass die Völker ringsum sie nicht bedrohten. Josua war inzwischen sehr alt geworden. 2 Eines Tages rief er die führenden Männer Israels, die Sippenoberhäupter, die Richter und Beamten zusammen. Er sagte zu ihnen: »Ich bin schon sehr alt und werde bald sterben. 3 Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was der Herr mit allen Völkern in dieser Gegend gemacht hat. Er selbst, der Herr, euer Gott, hat für euch gekämpft, und das tut er bis heute. 4 Erinnert euch nur, wie ich das Land zwischen dem Jordan im Osten und dem Mittelmeer im Westen euren Stämmen durch das Los zugeteilt habe. Viele Völker habe ich hier besiegt. Einige sind zwar noch übrig geblieben, 5 doch der Herr, euer Gott, wird auch sie verstoßen und vertreiben. Ihr werdet ihr Land in Besitz nehmen, wie er es versprochen hat.
6 Seid fest entschlossen, alles zu befolgen, was im Gesetzbuch von Mose aufgeschrieben ist! Weicht kein Stück davon ab! 7 Vermischt euch nicht mit den Völkern, die noch in eurem Land wohnen! Nehmt die Namen ihrer Götter nicht in den Mund und schwört nicht bei ihnen! Dient ihnen nicht und betet sie nicht an! 8 Haltet dem Herrn, eurem Gott, die Treue, wie ihr es bis heute getan habt.
9 Der Herr hat große und mächtige Völker euretwegen vertrieben. Niemand konnte euch standhalten. 10 Ein Einziger von euch verjagt tausend Feinde! Denn der Herr, euer Gott, kämpft selbst für euch, wie er es versprochen hat. 11 Liebt den Herrn, euren Gott, bemüht euch immer wieder darum, denn es geht um euer Leben! 12 Wenn ihr euch von ihm abwendet und euch mit den Völkern einlasst, die noch in eurem Land sind, wenn ihr euch mit ihnen verheiratet und vermischt, 13 dann wird der Herr, euer Gott, diese Völker ganz gewiss nicht mehr aus eurem Land vertreiben. Dann werden sie für euch zum Fallstrick. Sie werden euch quälen wie Peitschenhiebe und wie Dornenzweige, die man euch ins Gesicht schlägt. Am Ende wird keiner von euch in diesem guten Land bleiben, das der Herr, euer Gott, euch gegeben hat.
14 Bald werde ich sterben, denn jedes Leben geht einmal zu Ende. Dann nehmt euch zu Herzen, was ihr erlebt habt, und denkt immer daran: Kein Versprechen des Herrn, eures Gottes, blieb unerfüllt – alles ist eingetroffen! 15-16 Aber genau so, wie der Herr, euer Gott, jedes Versprechen gehalten hat, so wird er auch jede Drohung wahr machen, wenn ihr den Bund brecht, den er mit euch geschlossen hat. Wenn ihr anderen Göttern dient und sie anbetet, dann wird sich der Herr voller Zorn gegen euch wenden und euch bald aus dem guten Land vertreiben, das er euch gegeben hat.«
Josua erneuert den Bund zwischen Gott und Israel
24 Josua versammelte alle Stämme Israels bei Sichem. Er rief die führenden Männer zu sich, die Sippenoberhäupter, die Richter und die Beamten. Gemeinsam traten sie vor Gott.
2 Dann redete Josua zum Volk: »So spricht der Herr, der Gott Israels: Vor langer Zeit lebten eure Vorfahren auf der anderen Seite des Euphrat: Terach mit seinen Söhnen Abraham und Nahor. Sie verehrten dort andere Götter. 3 Ich brachte euren Stammvater Abraham aus dem Land jenseits des Euphrat hierher und ließ ihn durch ganz Kanaan ziehen. Ich schenkte ihm viele Nachkommen; ich gab ihm Isaak, 4 und Isaak gab ich Jakob und Esau. Esau erhielt das Gebirge Seïr, und Jakob siedelte sich mit seinen Söhnen in Ägypten an.
5 Später sandte ich ihnen Mose und Aaron und strafte das Land Ägypten mit schweren Plagen. Ich führte euer Volk in die Freiheit 6 und brachte es von Ägypten bis zum Schilfmeer. Die Ägypter aber verfolgten es mit Kriegswagen und Reitern. 7 Eure Väter schrien zu mir um Hilfe. Da ließ ich zwischen ihnen und ihren Verfolgern Dunkelheit hereinbrechen. Die Ägypter jagten ihnen nach bis ins Schilfmeer, und dort ließ ich sie in den Wellen untergehen. Mit eigenen Augen haben eure Vorfahren gesehen, wie ich die Ägypter bestrafte!
Danach habt ihr lange Zeit in der Wüste gelebt, 8 bis ich euch in das Land der Amoriter östlich des Jordan brachte. Sie kämpften gegen euch, und ich gab sie in eure Gewalt. Überall, wo ihr hinzogt, vernichtete ich sie und überließ euch ihr Land. 9 Auch der Moabiterkönig Balak, Zippors Sohn, stellte sich euch in den Weg. Er ließ Bileam, den Sohn von Beor, rufen, um euch zu verfluchen. 10 Aber ich wollte nicht auf Bileam hören, darum musste er euch segnen, und ich bewahrte euch vor den Moabitern.
11 Dann habt ihr den Jordan durchquert und seid nach Jericho gekommen. Die Einwohner dieser Stadt führten Krieg gegen euch, ebenso die anderen Völker des Landes: die Amoriter, Perisiter, Kanaaniter, Hetiter, Girgaschiter, Hiwiter und Jebusiter. Sie alle gab ich in eure Gewalt. 12 Ich schickte Hornissenschwärme vor euch her,[a] so dass die beiden Amoriterkönige voller Entsetzen die Flucht ergriffen. Den Sieg verdankt ihr nicht euren Schwertern und Bogen, sondern allein mir. 13 Ich gab euch ein Land, das ihr nicht mehr urbar machen musstet, und Städte, die ihr nicht erbaut habt. Ihr esst die Früchte von Weinbergen und Ölbäumen, die ihr nicht gepflanzt habt.«
14 Josua fuhr fort: »Deshalb habt Ehrfurcht vor dem Herrn! Dient ihm aufrichtig und mit ganzer Hingabe! Trennt euch von den Göttern, die eure Vorfahren jenseits des Euphrat und in Ägypten verehrt haben. Dient allein dem Herrn! 15 Wenn es euch aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr gehören wollt: den Göttern, die eure Vorfahren jenseits des Euphrat verehrt haben, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr lebt. Ich aber und meine Familie, wir wollen dem Herrn dienen.«
16 Da antwortete das Volk: »Niemals wollen wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen! 17 Denn der Herr, unser Gott, war es, der unsere Väter aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Er hat große Wunder vor den Augen unseres Volkes vollbracht. Er hat uns auf dem ganzen Weg beschützt, als wir die Gebiete vieler Völker durchqueren mussten. 18 Der Herr war es, der die Amoriter und alle anderen Völker vertrieben hat, die hier früher gelebt haben. Auch wir wollen ihm dienen: Der Herr ist unser Gott!«
19 Josua erwiderte: »Meint ihr wirklich, ihr könnt dem Herrn dienen? Täuscht euch nicht: Er ist ein heiliger und leidenschaftlicher Gott, der keinen neben sich duldet. Er wird euch nicht vergeben, wenn ihr ihm untreu werdet und gegen ihn sündigt! 20 Wenn ihr den Herrn verlasst und fremden Göttern dient, wird er sich gegen euch wenden. Er wird euch Böses antun und euch vernichten, obwohl er euch vorher Gutes erwiesen hat.«
21 Da sagte das Volk: »Wir wollen trotzdem dem Herrn dienen!« 22 Josua antwortete: »Ihr selbst seid Zeugen dafür, dass ihr euch für den Herrn entschieden habt und ihm gehören wollt.« Sie riefen: »Ja, wir sind Zeugen!« 23 Da forderte Josua sie auf: »Werft alle Götzenfiguren weg, die ihr noch besitzt. Wendet euch von ganzem Herzen dem Herrn, dem Gott Israels, zu!« 24 Das Volk antwortete: »Wir wollen dem Herrn, unserem Gott, dienen und auf ihn hören!«
25 Da erneuerte Josua noch am selben Tag in Sichem den Bund zwischen Gott und den Israeliten. Er gab ihnen die Gebote und Rechtsbestimmungen 26 und schrieb alles im Buch des Gesetzes Gottes auf. Dann nahm er einen großen Stein und richtete ihn unter der Eiche beim Heiligtum des Herrn auf. 27 Josua rief dem Volk zu: »Seht diesen Stein! Er ist Zeuge! Denn er hat alles gehört, was der Herr zu uns gesagt hat. Er soll euch mahnen, euren Gott nicht zu verleugnen.«
28 Dann schickte Josua das Volk nach Hause, jeden in sein Gebiet.
Josua und Eleasar sterben
29 Einige Zeit später starb Josua, der Sohn von Nun, der Diener des Herrn. Er wurde 110 Jahre alt. 30 Man begrub ihn auf dem Grundstück, das ihm und seinen Nachkommen gehören sollte; es lag in Timnat-Serach nördlich des Berges Gaasch im Gebirge Ephraim.
31 Israel blieb dem Herrn treu, solange Josua und nach ihm die führenden Männer des Volkes lebten, die noch alles mit eigenen Augen gesehen hatten, was der Herr für Israel getan hatte.
32 Die Israeliten begruben auch Josefs Gebeine, die sie aus Ägypten mitgeführt hatten. Man bestattete sie im Gebiet des Stammes Josef bei Sichem, auf dem Feld, das Jakob von den Nachkommen Hamors, des Vaters von Sichem, für 100 Silberstücke gekauft hatte. 33 Auch Eleasar, der Sohn von Aaron, starb. Er wurde in der Stadt Gibea beigesetzt, die seinem Sohn Pinhas im Gebirge Ephraim gehörte.
Footnotes
- 24,12 Wörtlich: Und ich sandte die Hornisse vor euch her. – Möglicherweise hier Sinnbild für die Panik, die solche stechenden Insekten verbreiten können.
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