Bible in 90 Days
Menschliches Unrecht und Gottes Gerechtigkeit (Kapitel 1–3)
Der Prophet klagt: Überall herrschen Unrecht und Gewalt
1 In diesem Buch ist die Botschaft aufgeschrieben, die Gott dem Propheten Habakuk offenbarte:
2 Herr, wie lange schon schreie ich zu dir um Hilfe, aber du hörst mich nicht. »Überall herrscht Gewalt!«, rufe ich dir zu, doch von dir kommt keine Rettung. 3 Warum muss ich so viel Unrecht mit ansehen, und warum schaust du untätig zu, wie die Menschen einander das Leben schwer machen? Unterdrückung und Gewalt, wohin ich blicke, Zank und Streit nehmen kein Ende! 4 Dagegen ist das Gesetz machtlos geworden, auf ein gerechtes Urteil hofft man vergeblich. Der Gottlose treibt den Unschuldigen in die Enge, und Recht wird in Unrecht verdreht.
Gottes Antwort
5 »Seht euch einmal unter den Völkern um! Ja, schaut genau hin, und ihr werdet aus dem Staunen nicht mehr herauskommen! Was ich noch zu euren Lebzeiten geschehen lasse, würdet ihr nicht für möglich halten, wenn andere es euch erzählten. 6 Denn schon bald lasse ich die Babylonier zu großer Macht gelangen, dieses grausame und von Kampflust getriebene Volk. Ihre Truppen durchstreifen die ganze Welt und reißen ein Land nach dem anderen an sich. 7 Sie verbreiten Furcht und Schrecken, sie herrschen mit Gewalt und schaffen sich ihr eigenes Recht. 8 Ihre Pferde sind schneller als Leoparden und wilder als Wölfe auf ihrer nächtlichen Jagd. Aus weiter Ferne stürmen ihre Reiter heran; sie fliegen herbei wie Adler, die sich auf ihre Beute stürzen. 9 Ihr einziges Ziel ist Blutvergießen, unaufhaltsam rasen sie vorwärts. Sie nehmen ihre Feinde gefangen, wie man Sand zusammenschaufelt. 10 Dann machen sie sich über die Könige lustig und treiben mit den angesehenen Männern ihren Spott. Über die Festungen ihrer Gegner lachen sie nur, sie schütten einen Belagerungswall auf und nehmen sie ein. 11 Dann ziehen sie weiter, wie ein Wirbelwind jagen sie davon und hinterlassen eine Spur der Verwüstung[a]. Ihre eigene Stärke ist ihr Gott!«
Herr, warum schweigst du?
12 O Herr, mein Gott, bist du nicht von jeher unser heiliger Gott? Du wirst uns nicht sterben lassen, denn du bist für uns wie ein schützender Fels. Die Babylonier hast du dazu bestimmt, dein Strafgericht an uns zu vollstrecken. 13 Dabei bist du doch zu heilig, um Böses mit ansehen zu können; du erträgst es nicht, wenn Menschen Unrecht geschieht. Warum siehst du dann dem Treiben dieser Verbrecher tatenlos zu? Warum schweigst du, wenn diese Gottlosen andere vernichten, die doch rechtschaffener sind als sie? 14 Du lässt sie mit den Menschen umgehen wie mit Fischen und anderen Meerestieren, die keinen Anführer haben und ihren Feinden schutzlos ausgeliefert sind. 15 Man holt sie alle mit Angeln und Netzen heraus und schleppt sie davon, voller Freude über den guten Fang. 16 Diese Fischer bringen ihren Netzen Opfer dar und verbrennen Weihrauch für sie, denn ihnen verdanken sie ihr üppiges Leben und reichen Gewinn. 17 Wie lange noch dürfen sie auf Beutezug gehen und ganze Völker erbarmungslos vernichten?
2 Jetzt will ich meinen Platz auf dem Turm an der Stadtmauer einnehmen. Dort halte ich wie ein Wachposten Ausschau und warte gespannt darauf, was der Herr mir auf meine Klage antworten wird.
Der Hochmütige wird zugrunde gehen!
2 Der Herr sprach zu mir: »Was ich dir in dieser Vision sage, das schreibe in deutlicher Schrift auf Tafeln nieder! Jeder, der vorübergeht, soll es lesen können. 3 Denn was ich dir jetzt offenbare, wird nicht sofort eintreffen, sondern erst zur festgesetzten Zeit. Aber es wird sich ganz bestimmt erfüllen, darauf kannst du dich verlassen. Warte geduldig, selbst wenn es noch eine Weile dauert! Dies ist, was du schreiben sollst:
4 Nur der wird leben, der Gottes Willen tut und ihm vertraut.[b] Wer aber hochmütig und unaufrichtig ist, verfehlt sein Ziel. 5 Wer sich auf seine Reichtümer verlässt, betrügt sich selbst.[c] Der Hochmütige wird zugrunde gehen, auch wenn er sein Maul so weit aufreißt wie das Totenreich und so unersättlich ist wie der Tod, ja, selbst wenn er jetzt noch ein Volk nach dem anderen verschlingt.«
Drohworte gegen einen mächtigen Herrscher
6 Eines Tages werden die eroberten Völker ein Spottlied über ihren Feind anstimmen. Mit ihren Anspielungen werden sie sich über ihn lustig machen und rufen:
»Wehe dir! Denn du hast fremden Besitz an dich gerissen. Wie lange soll das noch so weitergehen? Du bereicherst dich, indem du Pfand von anderen forderst. 7 Doch mit einem Mal werden sie alles mit Zinsen von dir zurückfordern. Du wirst vor ihnen zittern – so wird der Räuber selbst zur Beute! 8 Wie du ganze Völker ausgeraubt hast, so rauben sie dich dann aus. Sie zahlen dir heim, dass du so viele Menschen umgebracht und all ihre Städte und Länder verwüstet hast.
9 Wehe dir! Denn ständig willst du deinen Besitz vergrößern, und dabei ist dir jedes Mittel recht. Du tust alles, um dich sicher zu fühlen, über jede Gefahr erhaben wie ein Adler hoch oben in seinem Nest. Doch letzten Endes stürzt du dich und deine Familie damit nur ins Unglück. 10 Du hast beschlossen, viele Völker auszurotten, aber damit hast du dein Leben verwirkt! Es wird deinem Königshaus nichts als Schande einbringen! 11 Sogar die Steine in der Mauer schreien deine Untaten heraus, und die Sparren im Gebälk stimmen mit ein.
12 Wehe dir! Denn als du deine Stadt bautest, hast du viel Blut vergossen; deine Festung ist auf Unrecht gegründet. 13 Aber der Herr, der allmächtige Gott, hat das letzte Wort: Was Völker mühsam errichtet haben, hat keinen Bestand – ihre Bauwerke werden ein Raub der Flammen!
14 Wie das Wasser die Meere füllt, so wird die Erde einmal erfüllt sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn.
15 Wehe dir! Denn du hast deinen Nachbarvölkern einen Becher mit Gift[d] eingeschenkt. Sie taumelten wie Betrunkene, und du hast ihre Schande genossen. 16 Bald aber wirst du selbst vor Scham vergehen; dann ist es vorbei mit all deiner Herrlichkeit. Die starke Hand des Herrn wird dir den Becher reichen, der mit seinem Zorn gefüllt ist. Du musst ihn austrinken und wirst selbst entblößt[e]. So wird auch deine Ehre in den Schmutz gezogen.
17 Du hast den Libanon abgeholzt und sein Wild ausgerottet. Das kommt dich teuer zu stehen! Du hast Menschen umgebracht und all ihre Städte und Länder verwüstet; dafür wirst du büßen müssen.
18 Kann eine Götterfigur, die ein Mensch geschnitzt oder gegossen hat, ihm etwa helfen? Sie ist ein glatter Betrug! Wie kann jemand einem stummen Götzen vertrauen, den er selbst gemacht hat?
19 Wehe dir! Denn du sagst zu einem Stück Holz: ›Wach auf!‹, und zu einem toten Stein: ›Werde lebendig!‹. Kann denn ein solcher Götze einen guten Rat erteilen? Er ist mit Gold und Silber überzogen, aber er hat kein Leben in sich! 20 Der Herr dagegen wohnt in seinem heiligen Tempel. Seid still vor ihm, ihr Menschen auf der ganzen Welt!«
Gott greift ein
3 Ein Gebet des Propheten Habakuk:[f]
2 Herr, ich habe von deinen großen Taten gehört,
deine Werke erfüllen mich mit Ehrfurcht.
Greif in dieser Zeit noch einmal so machtvoll ein,
lass uns bald wieder dein Handeln erleben![g]
Auch wenn du im Zorn strafen musst –
so hab doch Erbarmen mit uns!
3 Von Teman kommt er, der heilige Gott,
vom Bergland Paran zieht er heran.[h]
Sein Glanz strahlt über den Himmel,
und sein Ruhm erfüllt die ganze Erde.
4 Wie das Sonnenlicht bricht seine Herrlichkeit hervor,
um ihn leuchtet es hell,
und in den Strahlen verbirgt sich seine Macht!
5 Vor ihm her geht die Pest,
und wo er vorbeigezogen ist,
greift die Seuche um sich.
6 Wo immer sein Fuß hintritt, bebt die Erde;
trifft sein Blick die Völker, so erschrecken sie.
Berge aus grauer Vorzeit bersten auseinander,
uralte Hügel sinken in sich zusammen;
so schreitet er wie früher über unsere Erde.
7 Ich sehe die Zelte von Kuschan[i] erzittern,
und auch die der Midianiter geraten ins Wanken.
8 Wem gilt dein Zorn, Herr?
Den großen Strömen oder den Fluten des Meeres?
Gegen wen ziehst du mit deinen Pferden in den Krieg,
wohin rasen deine siegreichen Streitwagen?
9 Jetzt holst du den Bogen zum Kampf hervor,
du hast geschworen,
dass deine Pfeile treffen!
Du spaltest die Erde,
bis Ströme hervorbrechen.
10 Bei deinem Anblick erbeben die Berge,
dichter Regen prasselt vom Himmel nieder,
das Meer braust,
seine Wogen türmen sich auf.
11 Sonne und Mond stehen still,
wenn deine leuchtenden Pfeile fliegen
und dein Speer am Himmel aufblitzt.
12 Ja, voller Zorn schreitest du über die Erde
und schlägst die Völker,
wie man Weizen drischt.
13 Du bist gekommen,
um dein Volk zu retten,
du stehst dem König bei,
den du auserwählt hast!
Vom Palast des Unterdrückers reißt du das Dach herab,
nur noch ein paar Grundmauern bleiben übrig.
14 Seine Heerführer sind entschlossen, uns zu vernichten.
Schon stürmen sie heran und freuen sich darauf,
uns Wehrlose in einen Hinterhalt zu locken
und zu töten wie ein Löwe seine Beute.
Doch du durchbohrst sie mit ihren eigenen Pfeilen!
15 Für deine Pferde bahnst du dir einen Weg,
du reitest mit ihnen mitten durchs Meer,
auch wenn seine Fluten noch so hoch steigen.
Gott, der Herr, macht mich stark!
16 Als Gott mir dies alles zeigte,
fing ich am ganzen Leib an zu zittern.
Seine Worte ließen meine Lippen beben,
der Schreck fuhr mir in die Glieder,
und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten.
Aber nun will ich ruhig auf den Tag warten,
an dem das Unheil über dieses Volk hereinbricht,
das zum Angriff gegen uns bläst.
17 Noch trägt der Feigenbaum keine Blüten,
und der Weinstock bringt keinen Ertrag,
noch kann man keine Oliven ernten,
und auf unseren Feldern wächst kein Getreide;
noch fehlen Schafe und Ziegen auf den Weiden,
und auch die Viehställe stehen leer.
18 Und doch will ich jubeln,
weil Gott mich rettet,
der Herr selbst ist der Grund meiner Freude!
19 Ja, Gott, der Herr, macht mich stark;
er beflügelt meine Schritte,
wie ein Hirsch kann ich über die Berge springen.
Anweisung für den Dirigenten: Dieses Lied soll mit Saiteninstrumenten begleitet werden.
Gottes Gericht über Hochmut und Götzendienst (Kapitel 1–3)
Der Tag kommt, an dem der Herr Gericht hält
1 In diesem Buch ist die Botschaft aufgeschrieben, die Zefanja vom Herrn empfing. Zefanjas Vater hieß Kuschi, seine weiteren Vorfahren waren Gedalja, Amarja und Hiskia[j]. Seinerzeit regierte in Juda König Josia, der Sohn von Amon.
2 »So spricht der Herr: Mit Stumpf und Stiel werde ich alles ausrotten, was auf der Erde lebt: 3 Menschen und Vieh, die Vögel am Himmel und die Fische im Meer. Die Menschen, die von mir nichts wissen wollen, lasse ich vom Erdboden verschwinden und mit ihnen alles, was sie zur Auflehnung gegen mich verleitet hat. Darauf könnt ihr euch verlassen!
4 Auch gegen Juda und die Einwohner von Jerusalem erhebe ich meine Hand, um sie zu strafen. Ich lösche noch die letzte Spur von ihrem Götzendienst aus, mit den Priestern Baals und aller anderen Götzen ist es dann endgültig vorbei. 5 Ich vernichte alle, die auf den Dächern ihrer Häuser die Sterne anbeten, und ich ziehe jene zur Rechenschaft, die sich zwar vor mir niederwerfen und einen Eid in meinem Namen ablegen, gleichzeitig aber auf den Götzen Milkom[k] schwören. 6 Alle sollen umkommen, die mir den Rücken kehren und denen ich gleichgültig geworden bin, ja, alle, die mit mir nichts zu tun haben wollen.«
7 Seid still vor Gott, dem Herrn! Denn der Tag, an dem er Gericht hält, steht vor der Tür. Schon bereitet er das Schlachtopfer vor und lädt Judas Feinde als Gäste zum Opfermahl ein. 8 Er sagt: »An diesem Tag ziehe ich die führenden Männer des Landes und die Königsfamilie zur Rechenschaft. Alle, die religiöse Bräuche fremder Völker übernehmen,[l] müssen sich dann vor mir verantworten. 9 Ich übe Vergeltung an denen, die aus Ehrfurcht vor den Götzen niemals auf die Türschwelle treten, wenn sie in ein Haus gehen[m]. Ich bestrafe alle, die durch Gewalt und Betrug für ihre Herren Schätze anhäufen.
10 An diesem Tag wird man vom Fischtor her Hilferufe hören, Angstschreie aus der Neustadt und lautes Schlachtgetümmel von den Hügeln. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort. 11 Ja, klagt nur, ihr Händler aus der Unterstadt, denn ich vernichte alle Kaufleute, die dort ihr Silber abwiegen!
12 Dann durchsuche ich Jerusalem mit Lampen und spüre alle auf, die selbstzufrieden in den Tag hineinleben. Sie gleichen einem Wein, der nie umgegossen wurde und dadurch verdorben ist. Sie denken: ›Mit dem Herrn brauchen wir nicht zu rechnen, von ihm kommt weder Gutes noch Böses.‹ 13 Doch sie werden erleben, dass man ihren Besitz plündert und ihre Häuser zertrümmert. Wer ein neues Haus gebaut hat, wird nie darin wohnen; wer einen neuen Weinberg angelegt hat, wird nicht einen Tropfen Wein daraus trinken.«
14 Der große Gerichtstag des Herrn steht vor der Tür. Er kommt näher, immer näher. Hört! Selbst die Tapfersten schreien verzweifelt auf! Es ist ein schrecklicher Tag, 15 an dem sich Gottes ganzer Zorn entlädt, ein Tag voll Angst und Grauen. Überall herrschen Krieg und Verwüstung, schwarze Wolken verdunkeln den Himmel, und tiefe Finsternis breitet sich aus. 16 An diesem Tag erfüllen Kampfgeschrei und der Schall von Hörnern die Luft: Man bläst zum Sturm auf die Städte mit ihren hohen Mauern und Türmen.
17 Gott sagt: »Ich versetze die Menschen in so große Angst, dass sie hilflos wie Blinde umhertappen. Ihr Blut wird vergossen, so wie man Dreck wegschüttet, ihre Eingeweide werden fortgeworfen wie Kot. Das alles geschieht, weil sie gegen mich, den Herrn, gesündigt haben. 18 Wenn sich an diesem Tag mein Zorn entlädt, hilft ihnen auch all ihr Silber und Gold nicht mehr: Mein leidenschaftlicher Zorn bricht los wie ein Feuer und verwüstet die ganze Welt. Alle ihre Bewohner lasse ich ein schreckliches Ende finden.«
Kommt endlich zur Besinnung!
2 Geht in euch und kommt endlich zur Besinnung![n] Ihr seid ein Volk, das keine Scham mehr kennt. 2 Kehrt um, bevor das eintrifft, was der Herr sich vorgenommen hat! Es wird höchste Zeit für euch![o] Bald ist der Tag da, an dem der glühende Zorn des Herrn euch trifft!
3 Ihr anderen aber, die ihr dem Herrn dient und nach seinen Geboten lebt: Bleibt bei ihm und strebt nach Gerechtigkeit und Demut! Vielleicht werdet ihr verschont, wenn sich der Zorn des Herrn über sein Volk entlädt.
Die Feinde Israels werden untergehen
4 Gaza wird zu einer menschenleeren Stadt, Aschkelon wird verwüstet. Die Einwohner von Aschdod werden am helllichten Tag verschleppt, und auch Ekron macht man dem Erdboden gleich. 5 Wehe euch, ihr Philister aus Kreta, ihr Bewohner der Küste! Der Herr lässt euch diese Botschaft ausrichten: »Kanaan, du Land der Philister, ich werde dich verwüsten! Keiner deiner Bewohner bleibt mehr übrig. 6 Der ganze Küstenstreifen wird nur noch als Weideland dienen. Hirten treiben ihre Schaf- und Ziegenherden zu den Zisternen, 7 und abends schlagen sie in den Ruinen von Aschkelon ihr Lager auf. Das ganze Land der Philister gehört dann den Überlebenden von Juda.« Ja, der Herr, ihr Gott, wird sich über die Judäer erbarmen und ihr Schicksal wieder zum Guten wenden!
8 Gott sagt: »Ich habe gehört, wie die Moabiter mein Volk verspotten und verhöhnen. Die Ammoniter prahlen damit, dass sie Israels Gebiet erobern werden. 9 Darum schwöre ich, der Herr, der allmächtige Gott Israels, so wahr ich lebe: Moab und Ammon wird es wie Sodom und Gomorra ergehen: Für alle Zeiten soll ihr Gebiet zu einer Wüste voller Salzgruben werden, von Unkraut überwuchert. Die Überlebenden meines Volkes werden die Moabiter und Ammoniter ausplündern und ihr Land in Besitz nehmen.«
10 Denn diese Völker waren stolz und überheblich, sie haben sich über das Volk des Herrn, des allmächtigen Gottes, lustig gemacht. 11 Doch er wird sie das Fürchten lehren, wenn er allen Göttern der Erde ein Ende bereitet. Schließlich wird jedes Volk in seinem Land den Herrn anbeten, selbst die Bewohner der fernsten Inseln.
12 »Auch euch, ihr Äthiopier, wird mein Schwert umbringen«, sagt der Herr.
13 Dem Norden wird es nicht besser ergehen. Drohend erhebt Gott seine Hand, um Assyrien zu vernichten. Er wird die Hauptstadt Ninive in Trümmer legen, sie so öde und menschenleer machen wie die Wüste. 14 Mitten in der Stadt lagern dann ganze Herden von Tieren, Wüstenkauz und Eule hausen nachts zwischen den zerborstenen Säulen. Aus den Fenstern krächzen Vögel, die Türschwellen sind mit Trümmern übersät, und die Täfelung aus Zedernholz liegt abgerissen auf dem Boden. 15 Das also wird aus der stolzen Stadt, deren Einwohner sich in Sicherheit wähnten und dachten: »Es gibt keine Stadt wie unsere!« Zur Wüste wird sie, zum Lagerplatz für wilde Tiere! Wer an ihr vorbeigeht, verhöhnt sie und schüttelt entsetzt den Kopf.
Jerusalems Untergang ist beschlossen
3 Wehe der Stadt, die sich dem Herrn widersetzt, der Stadt voller Bosheit und Gewalt! 2 Auf keine Warnung hört sie, keine Zurechtweisung nimmt sie ernst. Mit ihrem Gott will sie nichts zu tun haben; sie denkt nicht daran, dem Herrn zu vertrauen. 3 Ihre führenden Männer sind wie Löwen, die nach Beute brüllen; ihre Richter gleichen hungrigen Wölfen, die von ihrem Raub nichts bis zum nächsten Morgen übrig lassen. 4 Die Propheten sind leichtfertige Betrüger, die Priester entweihen das Heiligtum und legen Gottes Gesetz gerade so aus, wie es ihnen passt.
5 Dabei wohnt der Herr doch mitten unter ihnen! Er tut niemals etwas Böses, sondern Tag für Tag sorgt er für Recht; ja, auf ihn ist immer Verlass. Aber die Leute in Jerusalem kennen keine Scham; sie tun genau das, was Gottes Willen widerspricht.
6 Der Herr sagt: »Ich habe ganze Völker vernichtet und ihre Festungen niedergerissen. Die Städte sind zerstört und menschenleer, niemand geht mehr durch die Straßen. 7 Ich dachte: Diese Warnung werdet ihr doch nicht in den Wind schlagen! Jetzt werdet ihr endlich Ehrfurcht vor mir haben! Ich hoffte, ich müsste eure Heimat nicht verwüsten und die verdiente Strafe nicht an euch vollstrecken. Doch ihr habt es nur noch schlimmer getrieben! 8 Darum macht euch auf den Tag gefasst, an dem ich Gericht halte! Ja, ich werde mich auf euch stürzen wie ein Raubtier auf seine Beute.[p] Mein Entschluss steht fest! Ich rufe alle Völker und Nationen zusammen, um mein Urteil an ihnen zu vollstrecken. Niemand wird meinem Zorn entrinnen, ja, mein leidenschaftlicher Zorn bricht los wie ein Feuer und verwüstet die ganze Welt. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort!«
Neue Hoffnung für das Volk Israel
9 »Dann aber werde ich dafür sorgen, dass alle Völker zu mir umkehren. Sie werden nie mehr die Namen ihrer Götzen in den Mund nehmen, sondern von nun an[q] zu mir, dem Herrn, beten und mir einmütig dienen. 10 Sogar noch aus dem fernen Äthiopien werden sie mein zerstreutes Volk wie eine Opfergabe herbeibringen.[r]
11 An jenem Tag braucht ihr Israeliten euch nicht mehr dafür zu schämen, dass ihr mir die Treue gebrochen und so viel Unheil angerichtet habt. Denn ich werde die selbstgerechten Prahler aus eurer Mitte beseitigen. Auf meinem heiligen Berg wird es niemanden mehr geben, der überheblich ist. 12 Dann leben in Israel nur noch bescheidene und demütige Menschen, die ihr ganzes Vertrauen auf mich, den Herrn, setzen. 13 Sie, die von meinem Volk übrig geblieben sind, hüten sich vor neuem Unrecht. Keine Lüge und kein betrügerisches Wort werden aus ihrem Mund kommen. Es geht ihnen so gut wie einer Schafherde auf saftiger Weide, nie mehr versetzt ein Feind sie in Angst und Schrecken.«
14 Freut euch, ihr Israeliten, jubelt laut, ihr Menschen auf dem Berg Zion! Singt und jauchzt aus vollem Herzen, ihr Einwohner von Jerusalem! 15 Der Herr hat das Urteil gegen euch aufgehoben; eure Feinde hat er hinweggefegt. Nun lebt er selbst als König Israels mitten unter euch. Kein Unglück wird euch mehr treffen.
16 An jenem Tag wird man der Stadt auf dem Berg Zion zurufen: »Habt keine Angst, ihr Einwohner von Jerusalem, lasst die Hände nicht mutlos sinken! 17 Der Herr, euer Gott, ist in eurer Mitte; und was für ein starker Retter ist er! Von ganzem Herzen freut er sich über euch. Weil er euch liebt, redet er nicht länger über eure Schuld. Ja, er jubelt, wenn er an euch denkt!«
18 Gott sagt: »Ich bringe alle nach Hause, die traurig sind, weil sie in der Fremde leben müssen und die großen Feste in Jerusalem nicht mitfeiern können. Was für eine Schande ist das für sie![s] 19 Doch wenn die Zeit reif ist, werde ich mit euren Unterdrückern abrechnen! Ich rette dich, mein vertriebenes Volk, und bringe selbst die Schwächsten noch heim. In den Ländern, in denen ihr jetzt noch gedemütigt werdet, wird man euch dann achten und ehren. 20 Ja, in jener Zeit werde ich euch sammeln und in euer Land zurückbringen. Ich wende euer Schicksal zum Guten und verschaffe euch hohes Ansehen bei allen Völkern der Erde. Ihr werdet es selbst noch erleben. Das verspreche ich, der Herr!«
Eine Ermutigung zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem (Kapitel 1–2)
Baut endlich den Tempel!
1 Im 2. Regierungsjahr des persischen Königs Darius, am 1. Tag des 6. Monats, empfing der Prophet Haggai vom Herrn eine Botschaft für Serubbabel und Jeschua. Serubbabel, der Sohn von Schealtiël, war der königliche Bevollmächtigte für die persische Provinz Juda, und Jeschua, der Sohn von Jozadak, war Hoherpriester.
2-3 Im Auftrag des Herrn sollte Haggai verkünden:
»So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Dieses Volk behauptet, die Zeit sei noch nicht gekommen, den Tempel des Herrn wieder aufzubauen. 4 Aber warum ist es für euch selbst an der Zeit, in Häusern mit getäfelten Wänden zu wohnen, während mein Haus noch in Trümmern liegt? 5 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, fordere euch auf: Denkt doch einmal darüber nach, wie es euch geht! 6 Ihr habt viel Saat ausgesät, aber wenig geerntet. Ihr esst und werdet nicht satt, ihr trinkt und bleibt durstig. Was ihr anzieht, wärmt euch nicht, und das sauer verdiente Geld rinnt euch nur so durch die Finger.
7 Darum sage ich, der Herr, der allmächtige Gott: Begreift doch endlich, warum es euch so ergeht! 8 Steigt hinauf ins Gebirge, schafft Holz herbei und baut den Tempel wieder auf! Daran habe ich Freude, so ehrt ihr mich, den Herrn.
9 Ihr habt viel erhofft, aber nur wenig bekommen. Und selbst das Wenige, das ihr nach Hause brachtet, blies ich noch fort. Warum ist das wohl so? Ich, der Herr, der allmächtige Gott, kann es euch sagen: Weil mein Tempel verwüstet daliegt und ihr nichts dagegen tut! Jeder von euch kümmert sich nur um sein eigenes Haus. 10 Darum bleibt der Himmel verschlossen, kein Tau fällt mehr auf eure Äcker, und die Erde bringt nichts hervor. 11 Ja, darum habe ich diese Dürre über euer Land kommen lassen, über die Berge und Kornfelder, über die Weingärten und Olivenhaine, über alles, was ihr abernten wolltet. Die Hungersnot hat euch und euer Vieh getroffen. Ihr plagt euch ab mit der Arbeit, aber die Mühe lohnt sich nicht.«
Ein neuer Anfang
12 Serubbabel, der Sohn von Schealtiël, sowie der Hohepriester Jeschua, der Sohn von Jozadak, und das ganze Volk nahmen sich zu Herzen, was Haggai ihnen verkündete. Sie erkannten, dass Gott den Propheten zu ihnen geschickt hatte, und bekamen große Ehrfurcht vor dem Herrn, ihrem Gott. 13 Da ließ der Herr ihnen durch seinen Boten Haggai sagen: »Ich bin bei euch! Das verspreche ich, der Herr!«
14-15 So sorgte Gott dafür, dass Serubbabel, der königliche Bevollmächtigte für Juda, der Hohepriester Jeschua und alle anderen aus dem Volk bereitwillig an die Arbeit gingen. Im 2. Regierungsjahr von König Darius, am 24. Tag des 6. Monats, begannen sie, den Tempel des Herrn, ihres allmächtigen Gottes, wieder aufzubauen.
Der neue Tempel wird prachtvoll sein!
2 Im selben Regierungsjahr des Königs Darius, am 21. Tag des 7. Monats, empfing Haggai vom Herrn diese Botschaft: 2 »Sag dem königlichen Bevollmächtigten Serubbabel, dem Sohn von Schealtiël, sowie dem Hohenpriester Jeschua, dem Sohn von Jozadak, und dem ganzen Volk:
3 Wer von euch kann sich noch daran erinnern, wie prächtig der Tempel vor seiner Zerstörung war? Und was seht ihr jetzt an seiner Stelle entstehen? Ihr meint, es wäre im Vergleich dazu nichts! 4 Aber ich, der Herr, sage: Lasst den Mut nicht sinken, Serubbabel und Jeschua! Und ihr Menschen von Juda, seid stark und arbeitet weiter! Denn ich, der Herr, der allmächtige Gott, stehe euch bei. 5 Ich halte, was ich euren Vorfahren versprochen habe, als sie aus Ägypten zogen. Mein Geist bleibt mitten unter euch. Habt also keine Angst!
6 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, sage euch: Schon bald werde ich noch einmal die ganze Welt erschüttern, Himmel und Erde, Land und Meer; 7 alle Völker werden davon betroffen sein. Sie bringen ihre Reichtümer hierher zum Tempel. Ja, ich sorge dafür, dass mein Haus wieder mit herrlichen Schätzen ausgestattet wird. 8 Denn mir, dem Herrn, dem allmächtigen Gott, gehört alles Silber und Gold. 9 Der neue Tempel wird den früheren weit in den Schatten stellen, so prachtvoll wird er sein! An dieser Stätte werde ich Frieden und Heil schenken. Das verspreche ich, der Herr, der allmächtige Gott!«
Ich will euch wieder segnen!
10 Im 2. Regierungsjahr des Königs Darius, am 24. Tag des 9. Monats, empfing der Prophet Haggai eine weitere Botschaft vom Herrn. Gott sagte zu ihm:
11 »So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Bitte die Priester um eine Weisung. Frage sie: 12 ›Angenommen ein Mann trägt in seinem Gewand ein Stück Fleisch bei sich, das Gott geweiht ist. Wenn er nun mit diesem Gewand Brot oder etwas Gekochtes, Wein, Öl oder ein anderes Nahrungsmittel berührt – wird dieses dann ebenfalls heilig?‹«
Haggai fragte die Priester und bekam zur Antwort: »Nein, das wird es nicht.«
13 Dann fragte er weiter: »Wenn aber jemand durch die Berührung mit einer Leiche unrein wurde und dann eines dieser Nahrungsmittel berührt – wird in diesem Fall das Berührte genauso unrein?«
Die Priester antworteten: »Ja, das wird es.«
14 Da sagte Haggai: »So spricht der Herr: Genau dasselbe gilt für euer Volk! Alles, was ihr tut, ist unrein in meinen Augen, und darum sind es auch die Opfer, die ihr mir darbringt!
15 Doch von heute an sollt ihr den Blick nach vorne richten. Bevor ihr begonnen habt, die Mauern meines Tempels wieder aufzubauen, 16 wolltet ihr von einem Feld zwanzig Sack Getreide ernten, aber es wurden nur zehn. Ein Weinberg sollte fünfzig Krüge Wein bringen, aber schließlich waren es nur zwanzig. 17 Ich schickte euch Hagel, ließ euer Getreide verdorren und verschimmeln und machte so all eure Mühe zunichte. Trotzdem seid ihr nicht zu mir, dem Herrn, zurückgekehrt. 18 Doch heute, am 24. Tag des 9. Monats, wurde das Fundament für meinen Tempel fertig; ab jetzt dürft ihr hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. 19 Zwar sind eure Vorratsspeicher leer, und eure Weinberge, eure Feigen-, Granatapfel- und Olivenbäume haben noch keine Erträge gebracht. Doch von heute an will ich euch und euer Land wieder segnen!«
Gottes Versprechen an Serubbabel
20 Am selben Tag empfing Haggai noch eine zweite Botschaft vom Herrn: 21 »Sag zu Serubbabel, dem königlichen Bevollmächtigten für die persische Provinz Juda: Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern. 22 Die Throne der Könige stoße ich um und breche die Macht der Völker. Ich stürze die Streitwagen mitsamt ihren Wagenlenkern um, zu Boden sinken Pferde und Reiter, und ein Soldat sticht den anderen nieder. 23 An jenem Tag setze ich dich, Serubbabel, du Sohn von Schealtiël, zu meinem Bevollmächtigten ein. Ja, ich mache dich, meinen Diener, zu meinem Siegelring, denn ich habe dich erwählt. Darauf gebe ich, der Herr, der allmächtige Gott, mein Wort!«
Sacharjas Visionen (Kapitel 1–6)
Kehrt um!
1 Im 2. Regierungsjahr des persischen Königs Darius, im 8. Monat, empfing der Prophet Sacharja, der Sohn von Berechja und Enkel von Iddo, eine Botschaft vom Herrn. Gott sprach zu ihm:
2 »Ich, der Herr, war voller Zorn über eure Vorfahren und musste sie hart bestrafen. 3 Darum richte dem Volk von mir, dem allmächtigen Gott, aus: Kehrt um, kommt zu mir zurück! Dann wende auch ich mich euch wieder zu. Denn ich bin der Herr, und mein Wort gilt! 4 Seid nicht wie eure Vorfahren, die nicht auf mich hören wollten, als ich ihnen durch die Propheten zurufen ließ: ›So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Kehrt um von euren falschen Wegen; hört endlich auf, Böses zu tun!‹ Sie schenkten meinen Worten keine Beachtung. 5 Und wo sind sie nun? Eure Vorfahren sind längst gestorben, und auch die Propheten leben nicht mehr. 6 Doch was ich durch meine Diener, die Propheten, ankündigen ließ, das hat sich an euren Vorfahren erfüllt. Da kehrten sie von ihren falschen Wegen um und gaben zu: ›Der Herr, der allmächtige Gott, hat uns für unsere Taten bestraft, genau wie er es angedroht hatte.‹«
Die erste Vision: Reiter
7 Im 2. Regierungsjahr des Königs Darius, am 24. Tag des 11. Monats, des Monats Schebat, empfing der Prophet Sacharja, der Sohn von Berechja und Enkel von Iddo, wieder eine Botschaft vom Herrn. Er berichtet:
8 In jener Nacht hatte ich eine Vision. Ich sah einen Mann auf einem rotbraunen Pferd, der zwischen den Myrtensträuchern im Tal Halt machte. Hinter ihm waren noch andere Reiter auf rotbraunen, fuchsroten und weißen Pferden. 9 »Mein Herr, wer sind diese Reiter?«, fragte ich den Engel, der mir alles erklären sollte. Er antwortete: »Das wirst du gleich erfahren.« 10 Da sagte der Mann, der zwischen den Myrtensträuchern gehalten hatte: »Diese Reiter hat Gott, der Herr, ausgesandt, um durch alle Länder der Welt zu ziehen.« 11 Nun wandten sich die Reiter an den Engel des Herrn, der zwischen den Myrtensträuchern stand, und berichteten: »Wir haben die ganze Erde durchstreift, und überall herrscht Ruhe.« 12 Da rief der Engel des Herrn: »Herr, du allmächtiger Gott, wie lange soll das noch so weitergehen? Wann endlich hast du Erbarmen mit den Menschen in Jerusalem und in den anderen Städten Judas? Schon siebzig Jahre lang lastet dein Zorn auf ihnen!«
13 Der Herr antwortete dem Engel, mit dem ich geredet hatte. Er tröstete ihn und machte ihm Mut. 14 Dann wandte sich der Engel wieder an mich und befahl:
»Verkünde den Menschen: ›So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Meine Liebe zu Jerusalem und zum Berg Zion ist ungebrochen; voller Leidenschaft werde ich mich wieder für sie einsetzen. 15 Doch die Völker, die sich jetzt noch so sicher fühlen, werden meinen gewaltigen Zorn zu spüren bekommen. Ich wollte mein Volk bloß eine kurze Zeit lang bestrafen, doch sie haben es ganz ins Unglück gestürzt. 16 Darum will ich Erbarmen haben und mich Jerusalem aufs Neue zuwenden. Mein Tempel soll wieder aufgebaut werden, ja, die ganze Stadt soll neu erstehen[t]. Das verspreche ich, der Herr, der allmächtige Gott!‹ 17 Und auch das sollst du verkünden: ›Mit lauter Gutem werde ich mein Volk beschenken; in ihren Städten soll es an nichts fehlen. Zion werde ich trösten, und Jerusalem wird wieder meine auserwählte Stadt sein. Mein Wort gilt, denn ich bin der Herr, der allmächtige Gott!‹«
Die zweite Vision: Hörner und Schmiede
2 Als ich aufschaute, sah ich vier Hörner. 2 Ich fragte den Engel, der mit mir gesprochen hatte: »Was bedeuten diese Hörner?« Er antwortete: »Das sind die Mächte, die Juda, Israel und Jerusalem besiegt und die Bevölkerung in fremde Länder verschleppt haben.«
3 Dann ließ mich der Herr vier Schmiede sehen. 4 »Was haben diese Männer vor?«, fragte ich. Der Engel erwiderte: »Sie sollen die Hörner abschlagen, denn diese haben Juda unterworfen und seine Bewohner in die Verbannung geführt. Ja, die Völker, die Juda überfallen haben, werden nun selbst in Furcht und Schrecken versetzt, und ihre Macht wird zerschlagen.«
Die dritte Vision: Der Mann mit der Messschnur
5 Als Nächstes sah ich einen Mann mit einer Messschnur in der Hand. 6 »Wohin gehst du?«, fragte ich ihn. Er antwortete: »Ich gehe nach Jerusalem, um auszumessen, wie lang und breit die Stadt werden soll.« 7 Da trat der Engel vor, der bis jetzt mit mir gesprochen hatte. Ein anderer Engel kam ihm entgegen 8 und gab ihm den Auftrag: »Lauf und sag dem jungen Mann mit der Messschnur[u]: Jerusalem soll keine Mauer mehr haben, damit der Platz für die vielen Menschen und Tiere ausreicht. 9 Der Herr verspricht: ›Ich selbst werde die Stadt ringsum wie eine Mauer aus Feuer beschützen. Mit meiner ganzen Macht und Herrlichkeit will ich wieder mitten in Jerusalem wohnen.‹«
10 Der Herr sagt: »Los, schnell! Flieht aus dem Land im Norden! Ich, der Herr, hatte euch in alle Himmelsrichtungen zerstreut. 11 Doch jetzt rettet euch, ihr Israeliten, die ihr noch in Babylonien seid!« 12 Um seine Macht und Herrlichkeit zu zeigen, hat mich der Herr, der allmächtige Gott, zu den Völkern gesandt, die euch ausgeplündert haben. Er sagt: »Wer sich an euch Israeliten vergreift, der verletzt, was mir am kostbarsten ist[v]. 13 Darum erhebe ich jetzt meine Hand und schlage eure Feinde nieder. Bisher musstet ihr ihnen als Sklaven dienen, doch dann werdet ihr sie ausplündern.«
Wenn das eintrifft, werdet ihr erkennen, dass der Herr, der allmächtige Gott, mich gesandt hat. 14 Er ruft: »Freut euch und jubelt, ihr Einwohner von Zion! Denn ich werde kommen und mitten unter euch wohnen! 15 An jenem Tag werden sich viele Völker mir zuwenden. Dann gehören auch sie zu meinem Volk, und ich wohne in eurer Mitte.« Wenn das geschieht, werdet ihr erkennen, dass der Herr, der allmächtige Gott, mich zu euch gesandt hat.
16 In seinem Heiligen Land gehört Juda dann in besonderer Weise dem Herrn, und Jerusalem wird wieder seine auserwählte Stadt sein. 17 Seid still vor dem Herrn, all ihr Bewohner der Erde! Denn er hat sich aufgemacht und kommt aus seiner heiligen Wohnung!
Die vierte Vision: Der Hohepriester Jeschua
3 Als Nächstes ließ Gott mich den Hohenpriester Jeschua sehen. Er stand vor dem Engel des Herrn, und rechts von ihm stand der Satan und wollte ihn anklagen. 2 Aber der Engel[w] sagte zu ihm: »Schweig, Satan! Der Herr verbietet dir das Wort. Er steht zu Jerusalem, seiner auserwählten Stadt, und zu Jeschua, den er wie ein brennendes Holzscheit aus dem Feuer gerettet hat.«
3 Jeschuas Kleider stanken vor Dreck, als er vor dem Engel stand. 4 »Zieht ihm die verschmutzten Kleider aus!«, befahl der Engel den anderen Engeln, die ihm zu Diensten waren. Zu Jeschua sagte er: »Sieh, ich nehme alle Schuld von dir und lasse dir festliche Kleider anziehen.« 5 Dann bat ich[x]: »Setzt ihm auch einen sauberen[y] Turban auf!« Die Engel folgten meiner Bitte und zogen Jeschua frische Kleider und einen sauberen Turban an. Der Engel des Herrn sah dabei zu 6 und sagte dann feierlich zum Hohenpriester Jeschua:
7 »So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Wenn du so lebst, wie es mir gefällt, und wenn du dich an meine Weisungen hältst, dann wirst du als oberster Priester die Dienste in meinem Tempel und in den Vorhöfen beaufsichtigen. Ich gewähre dir zusammen mit den Engeln, die mir dienen, freien Zutritt zu meinem Thron.
8 Höre, Jeschua, Hoherpriester! Du und die anderen Priester, die mit dir zusammen den Dienst tun, ihr seid ein Zeichen für das, was ich vorhabe: Ich werde einen Mann[z] aus der Nachkommenschaft von David hervorgehen lassen, der mir in besonderer Weise dienen wird. 9 Seht, vor Jeschua habe ich einen Stein hingelegt. Auf diesem einen Stein sind sieben Augen. Ich, der Herr, der allmächtige Gott, werde auf ihm eine Inschrift einmeißeln. Durch sie bürge ich dafür, dass ich an einem einzigen Tag die Menschen dieses Landes von ihrer Schuld befreien werde. 10 Wenn diese Zeit gekommen ist, werdet ihr euch gegenseitig einladen, ihr werdet in Frieden und Sicherheit unter den Zweigen eurer Feigenbäume und Weinstöcke beieinandersitzen. Das verspreche ich, der Herr, der allmächtige Gott!«
Die fünfte Vision: Der goldene Leuchter und die Ölbäume
4 Der Engel, der mir alles erklärte, kam wieder zu mir. Er rüttelte mich auf, als ob er mich aus dem Schlaf wecken wollte. 2 Dann fragte er: »Was siehst du?« Ich antwortete: »Einen Leuchter aus reinem Gold, darauf eine Ölschale und ringsum sieben Lampen mit jeweils sieben Röhrchen für die Dochte. 3 Rechts und links von dem Leuchter steht je ein Ölbaum. 4 Aber was soll dies alles bedeuten, mein Herr?«
5 Der Engel erwiderte: »Das weißt du nicht?« Ich verneinte, und er sagte:[aa] 10b »Die sieben Lampen sind die Augen des Herrn, die unermüdlich umherschweifen und alles sehen, was in der Welt geschieht.«
11 Ich fragte weiter: »Was bedeuten denn die zwei Ölbäume rechts und links vom Leuchter? 12 Und was hat es mit den beiden Zweigen neben den zwei goldenen Röhren auf sich, die das kostbare Öl von den Bäumen herableiten?«
13 Der Engel entgegnete: »Weißt du es nicht?« Als ich wieder verneinte, 14 erklärte er mir: »Das sind die beiden Männer, die der Herr der ganzen Welt mit Öl gesalbt hat. Er hat sie dazu erwählt, ihm zu dienen.«
Eine Botschaft für Serubbabel
6 Dann gab mir der Herr folgende Botschaft für Serubbabel:
»Was du vorhast[ab], wird dir nicht durch die Macht eines Heeres und nicht durch menschliche Kraft gelingen: Nein, mein Geist wird es bewirken! Das verspreche ich, der Herr, der allmächtige Gott. 7 Ein Berg von Hindernissen wird sich vor dir auftürmen, aber ich räume sie aus dem Weg. Wenn der Tempel wieder aufgebaut ist, wirst du den Schlussstein einsetzen – unter dem Jubel des Volkes[ac]!«
8 Weiter sprach der Herr zu mir: 9-10a »Serubbabel hat den Grundstein zu diesem Tempel gelegt, und er wird den Bau auch vollenden! Wer über die kleinen Anfänge enttäuscht war, der wird sich noch von Herzen freuen, wenn er den Schlussstein in Serubbabels Hand sieht!«
Wenn dies eintrifft, werdet ihr erkennen, dass der Herr, der allmächtige Gott, mich zu euch gesandt hat.
Die sechste Vision: Die fliegende Schriftrolle
5 Als ich wieder aufblickte, sah ich eine Schriftrolle durch die Luft fliegen. 2 Der Engel fragte mich: »Was siehst du?« Ich antwortete: »Eine ausgebreitete Schriftrolle, die durch die Luft fliegt; sie ist zehn Meter lang und fünf Meter breit!« 3 Da sagte er zu mir: »Auf dieser Rolle steht ein Fluch, der über das ganze Land hinausgehen wird. Bisher sind alle ungestraft geblieben, die gestohlen oder Meineide geschworen haben. Doch das hat jetzt ein Ende! 4 Der Herr, der allmächtige Gott, kündigt euch an: ›Ich schicke diesen Fluch in die Häuser der Diebe und zu allen, die bei meinem Namen falsch schwören. Er lastet auf ihren Häusern, er zerfrisst die Balken und Steine, bis alles in sich zusammenfällt.‹«
Die siebte Vision: Die Frau im Fass
5 Der Engel, der mir alles erklärte, trat zu mir und forderte mich auf: »Schau hin! Sieh, was dort erscheint!« 6 »Was ist das?«, fragte ich. Er antwortete: »Ein Fass[ad]. Es enthält die Schuld, die die Menschen im ganzen Land auf sich geladen haben.[ae]« 7 Plötzlich hob sich der runde Bleideckel, und eine Frau kam zum Vorschein. 8 Der Engel sagte: »Das ist die Gottlosigkeit!« Er drängte die Frau wieder in das Fass zurück und schlug den Bleideckel zu.
9 Als ich nach oben schaute, sah ich zwei Frauen mit Flügeln, wie Störche sie haben; der Wind trug sie her. Sie ergriffen das Fass und flogen mit ihm davon. 10 Ich fragte den Engel: »Wohin bringen sie das Fass?« 11 Er antwortete: »Ins Land Schinar[af]. Dort baut man der Frau einen Tempel; und wenn er fertig ist, stellt man das Fass darin auf einem Podest auf.«
Die achte Vision: Die vier Wagen
6 Als ich den Blick hob, hatte ich noch eine Vision: Ich sah vier Streitwagen zwischen zwei Bergen aus Bronze hervorkommen. 2 Der erste wurde von rotbraunen Pferden gezogen, der zweite von schwarzen, 3 der dritte von weißen und der vierte von gescheckten. Sie alle waren kräftige Tiere.
4 »Was soll das bedeuten, mein Herr?«, fragte ich den Engel, der mir alles erklärte. 5 Er antwortete: »Diese Gespanne kommen vom Herrn der ganzen Welt und werden nun in seinem Auftrag in alle Himmelsrichtungen ziehen. 6 Die schwarzen Pferde reiten nach Norden, die weißen nach Westen[ag] und die gescheckten nach Süden.«
7 Ungeduldig warteten die starken Pferde auf den Befehl zum Aufbruch. Als der Herr sagte: »Los, durchstreift die ganze Erde!«, da galoppierten sie davon. 8 Mir aber rief er zu: »Achte auf das Gespann, das nach Norden aufgebrochen ist! Es zieht ins Land des Nordens, um dort meinen Zorn zu stillen.[ah]«
Ein König für Israel
9 Wieder empfing ich eine Botschaft vom Herrn. Er gab mir den Auftrag: 10 »Geh noch heute ins Haus von Josia, dem Sohn von Zefanja! Dort sind Heldai, Tobija und Jedaja aus Babylonien eingetroffen, Abgesandte der Juden, die dort noch leben. Nimm die Gaben in Empfang, die sie mitgebracht haben! 11 Lass aus dem Silber und Gold eine Krone anfertigen, setze sie dem Hohenpriester Jeschua, dem Sohn von Jozadak, auf 12 und sag ihm: ›So spricht der Herr, der allmächtige Gott: Ein Mann wird aus der Nachkommenschaft von David hervorgehen,[ai] unter dessen Herrschaft das Land wieder aufblühen wird. Er ist es, der meinen Tempel wieder aufbauen wird. 13 Ja, er wird ihn bauen, und er wird hohes Ansehen genießen, wenn er den Thron besteigt, um über sein Volk zu regieren. Der Hohepriester wird an seiner Seite sein, und es wird völlige Einigkeit zwischen ihnen bestehen.[aj] 14 Die Krone soll in meinem Tempel aufbewahrt werden, zur Erinnerung an Heldai, Tobija, Jedaja und an die Gastfreundschaft von Josia. 15 Aus weiter Ferne werden Menschen kommen und beim Bau des Tempels mithelfen.‹«
Daran sollt ihr erkennen, dass der Herr, der allmächtige Gott, mich zu euch gesandt hat. Dies alles wird eintreffen, wenn ihr auf den Herrn, euren Gott, hört und ihm gehorcht.
Ein Aufruf zur Umkehr (Kapitel 7–8)
Ihr wolltet nicht auf mich hören!
7 Im 4. Regierungsjahr des Königs Darius, am 4. Tag des 9. Monats, des Monats Kislew, empfing Sacharja eine Botschaft vom Herrn. 2 An diesem Tag trafen Gesandte aus Bethel in Jerusalem ein: Sarezer und Regem-Melech mit seinen Begleitern. Sie waren gekommen, um den Segen des Herrn zu erbitten. 3 Sie wollten nämlich die Priester am Tempel des Herrn, des allmächtigen Gottes, und die Propheten fragen: »Sollen wir auch weiterhin wegen des zerstörten Tempels im 5. Monat einen Fasten- und Trauertag einhalten, wie wir es nun schon so viele Jahre tun?«
4 Da sprach der Herr, der allmächtige Gott, zu mir: 5 »Sag dem ganzen Volk im Land und den Priestern: Schon siebzig Jahre lang fastet und trauert ihr im 5. und im 7. Monat. Doch habt ihr das wirklich für mich getan? 6 Und wenn ihr esst und trinkt, tut ihr das nicht auch nur euch selbst zuliebe? 7 Schon vor dieser Zeit sprach ich durch die Propheten zu euch. Wisst ihr das denn nicht mehr? Damals lebte euer Volk noch ruhig und sicher in Jerusalem und den umliegenden Dörfern, in der Steppe im Süden und im westlichen Hügelland.«
8 Der Herr fuhr fort: 9-10 »Durch die Propheten schärfte ich euren Vorfahren ein: ›Fällt gerechte Urteile! Geht liebevoll und barmherzig miteinander um! Die Witwen und Waisen, die Armen und die Ausländer sollt ihr nicht unterdrücken! Schmiedet keine bösen Pläne gegeneinander! Das befehle ich, der Herr, der allmächtige Gott!‹ 11 Doch eure Vorfahren wollten mir nicht zuhören. Sie kehrten mir den Rücken und stellten sich taub. 12 Sie verschlossen ihr Herz und schlugen alle Worte und Weisungen in den Wind, die ich, der Herr, der allmächtige Gott, ihnen durch meinen Geist – durch den Mund der Propheten – gegeben hatte. Deshalb entlud sich mein ganzer Zorn über sie. 13 Weil sie mich nicht anhörten, als ich sie rief, darum hörte ich auch nicht mehr auf sie, als sie zu mir um Hilfe schrien. 14 Ich fegte sie hinweg zu fremden Völkern und ließ ihr Land veröden, als sie fort waren. Niemand wollte mehr auch nur hindurchziehen. So hatten sie selbst ihr schönes Land zu einer trostlosen Wüste gemacht.«
Ein neuer Anfang
8 Wieder empfing ich eine Botschaft vom Herrn, dem allmächtigen Gott. Er sprach zu mir: 2 »Meine Liebe zu Zion ist ungebrochen; voller Leidenschaft setze ich mich für die Stadt ein und verfolge ihre Feinde mit glühendem Zorn. Darauf gebe ich, der Herr, der allmächtige Gott, mein Wort. 3 Ich verspreche euch: Ich kehre auf den Berg Zion zurück und wohne wieder mitten in Jerusalem. Dann wird Jerusalem ›die Stadt der Treue‹ heißen und der Berg, auf dem mein Tempel steht, ›der heilige Berg‹. 4 Ja, lasst es euch gesagt sein: Auf den Plätzen der Stadt werden wieder alte Menschen sitzen, die beim Gehen den Stock zu Hilfe nehmen müssen, 5 und die Straßen werden voll sein von spielenden Kindern.
6 Ihr meint, dies sei unmöglich? Doch ich sage euch, dem Rest meines Volkes: Für mich ist es keineswegs unmöglich, denn ich bin der Herr, der allmächtige Gott! 7 Ihr werdet sehen: Ich rette die Menschen, die zu meinem Volk gehören; aus der ganzen Welt, vom Osten und vom Westen, hole ich sie 8 und bringe sie nach Jerusalem zurück. Dort sollen sie dann wohnen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Treu und gerecht will ich zu ihnen stehen!
9 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, fordere euch auf: Fasst neuen Mut! Auch für euch heute gilt, was die Propheten verkündeten, als der Grundstein für den neuen Tempel gelegt wurde. 10 Bis dahin brachte eure Arbeit keinen Ertrag. Weder Mensch noch Vieh bekamen den Lohn für ihre Mühe. Wer die Stadt verließ, war nicht sicher vor dem Feind, ja, ich hetzte die Menschen gegeneinander auf. 11 Doch von jetzt an will ich mit euch, die ihr von meinem Volk noch übrig geblieben seid, ganz anders umgehen. Das sage ich, der Herr! 12 In eurem Land wird Frieden herrschen, die Weinstöcke und Felder bringen reichen Ertrag, und genug Regen fällt auf das Land. Euch, den Überlebenden meines Volkes, soll dies alles zugutekommen. 13 Ihr Menschen von Israel und Juda: Wenn die Bewohner anderer Länder jemanden verfluchen wollten, dann wünschten sie ihm dasselbe Schicksal, das euch getroffen hatte. Doch das wird sich jetzt ändern. Ich wende euer Schicksal zum Guten, und dann wird der Segen, den ihr erlebt, bei den anderen Völkern sprichwörtlich sein. Darum habt keine Angst und fasst neuen Mut!
14 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, sage euch: Als eure Vorfahren meinen Zorn herausforderten, beschloss ich, Unheil über sie zu bringen, und nichts konnte mich umstimmen. 15 Genauso fest bin ich jetzt entschlossen, den Bewohnern von Jerusalem und Juda Gutes zu tun. Habt also keine Angst! 16 Haltet euch jedoch an das, was ich von euch erwarte: Sagt einander die Wahrheit! Fällt im Gericht Urteile, die gerecht sind und Frieden stiften! 17 Seid nicht darauf aus, einander zu schaden, und schwört keine Meineide! Denn das hasse ich, der Herr!«
18 Weiter sprach der Herr, der allmächtige Gott, zu mir: 19 »Hört, was ich, der Herr, euch sage: Bisher habt ihr Judäer im 4., 5., 7. und 10. Monat Fastentage eingehalten und getrauert. Doch von nun an werdet ihr an diesen Tagen Freudenfeste feiern und laut jubeln. Darum liebt die Wahrheit und den Frieden!
20 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, kündige euch an: Es kommt die Zeit, da werden Menschen aus vielen Städten und Völkern 21 einander auffordern: ›Kommt, wir wollen nach Jerusalem gehen und den Herrn, den allmächtigen Gott, anbeten und um seinen Segen bitten.‹ 22 Ja, viele mächtige Völker werden nach Jerusalem ziehen, um mich gnädig zu stimmen und meine Nähe zu suchen!
23 Ich, der Herr, der allmächtige Gott, sage euch: In jener Zeit werden sich zehn Männer aus den verschiedensten Ländern einem Juden anschließen wollen. Sie werden ihn an seinem Gewand festhalten und bitten: ›Lass uns doch mit dir gehen, denn wir haben gehört, dass Gott auf eurer Seite ist.‹«
Weissagungen über die Zukunft Israels und der anderen Völker (Kapitel 9–14)
Gericht und Gnade für Israels Feinde
9 Dies ist eine Botschaft des Herrn: Sie lastet schwer auf dem Land Hadrach und trifft Damaskus mit voller Wucht. Denn der Herr hat[ak] nicht nur die Stämme Israels im Blick, sondern auch die anderen Völker. 2 Sein richtendes Wort erreicht Hamat, das an Damaskus grenzt, ebenso wie die Städte Tyrus und Sidon, deren Einwohner so überaus klug sind. 3 Tyrus hat sich selbst zu einer mächtigen Festung ausgebaut, es hat ganze Berge von Gold und Silber zusammengetragen. 4 Trotzdem wird der Herr Tyrus erobern: Er wirft die gewaltigen Mauern ins Meer[al] und lässt die Stadt in Flammen aufgehen. 5 Wenn das die Einwohner von Aschkelon, Gaza und Ekron erfahren, packt sie die Angst, denn mit ihrem Verbündeten ist auch ihre Hoffnung dahin. Gaza verliert seinen König, Aschkelon wird zu einer unbewohnten Stadt, 6 und in Aschdod siedeln sich Fremde aus allen Völkern an.
Gott sagt: »Ich werde den Hochmut der Philister brechen. 7 Ich reiße ihnen die blutigen Fleischstücke aus dem Mund und bereite ihren abscheulichen Opfermahlzeiten ein Ende! Doch die überlebenden Philister dürfen sich zu meinem Volk zählen und werden dann als Sippe im Stamm Juda gelten. Ja, Ekron wird in mein Volk aufgenommen wie damals die Jebusiter. 8 Ich selbst werde Wache halten, damit keine fremden Truppen mehr in mein Land einfallen können. Kein Gewaltherrscher wird es mehr erobern. Denn von nun an sehe ich mit eigenen Augen nach meinem Volk!«
Der neue König kommt!
9 »Freut euch, ihr Menschen auf dem Berg Zion, jubelt laut, ihr Einwohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht und bringt euch Rettung[am]. Und doch kommt er nicht stolz daher, sondern reitet auf einem Esel, ja, auf dem Fohlen einer Eselin.
10 In Jerusalem und im ganzen Land[an] beseitige ich, der Herr, die Streitwagen, die Schlachtrosse und alle Waffen. Euer König stiftet Frieden unter den Völkern, seine Macht reicht von einem Meer zum anderen, vom Euphrat bis zum Ende der Erde.«
Der Herr schützt sein Volk
11 »Noch werden viele Menschen eures Volkes in der Verbannung festgehalten. Doch auch sie werde ich aus ihrer Gefangenschaft[ao] befreien, denn ich habe einen Bund mit euch geschlossen; mit dem Blut von Opfertieren wurde er besiegelt. 12 Kehrt heim, ihr Gefangenen, in die Stadt, die euch Schutz bietet! Ihr habt nicht vergeblich gehofft! Heute verspreche ich euch: Ihr werdet doppelt entschädigt für das, was ihr erlitten habt!
13 Die Männer von Juda sind wie ein Bogen in meiner Hand, die Männer von Ephraim sind die Pfeile, und ihr aus Zion seid das Schwert, das ich wie ein Krieger gegen die Truppen der Griechen schwinge.«
14 Ja, der Herr selbst wird über seinem Volk erscheinen, um es zu beschützen: Er schießt seine Pfeile ab wie Blitze, er bläst das Horn zum Angriff und jagt daher im Sturm aus dem Süden. 15 Der Herr, der allmächtige Gott, verteidigt die Israeliten. Seine Krieger strecken die Feinde mit ihren Steinschleudern zu Boden. Sie sind vom Blut berauscht wie vom Wein, ja, sie sind damit überströmt wie die Opferschalen im Tempel oder wie die Ecken des Altars.[ap]
16 An jenem Tag wird Gott, der Herr, sein Volk retten. Er sorgt für sie wie ein Hirte für seine Herde. Wie funkelnde Edelsteine in einer Königskrone schmücken sie künftig sein Land! 17 Ja, Israel wird schön und einzigartig sein. Seine jungen Leute sind kräftig und gesund, denn das Land bringt reiche Ernte an Getreide und Wein.
Nur der Herr kann helfen
10 Bittet den Herrn, dass er es im Frühjahr regnen lässt! Denn er allein kann die Wolken schicken und dem Land den ersehnten Regen spenden. Dann wächst die Saat auf unseren Feldern, und wir haben genug Brot zu essen. 2 Eure Götterfiguren aber können euch nicht helfen. Die Wahrsager schwindeln euch bloß etwas vor. Ihre Träume sind nichts als Lug und Trug, ihre tröstenden Worte nur Schall und Rauch. Weil ihr euer Vertrauen auf solche Menschen setzt, irrt ihr schutzlos umher wie eine Schafherde ohne Hirten.[aq]
Der Herr holt sein Volk zurück
3 Gott sagt: »Über die Hirten meines Volkes bin ich voller Zorn, und auch die Leitböcke der Herde werde ich zur Rechenschaft ziehen. Denn ich, der Herr, der allmächtige Gott, will mich wieder meiner Herde annehmen und gut für das Volk von Juda sorgen. Ich mache es zu meinem prächtigen Schlachtross, mit dem ich in den Kampf ziehe. 4 Aus Juda kommen die zukünftigen Führer meines Volkes; man nennt sie ›Eckstein‹, ›Zeltpflock‹ und ›Kriegsbogen‹. 5 Sie werden wie Helden kämpfen und die Feinde zertreten wie Dreck auf der Straße, denn ich, der Herr, bin auf ihrer Seite. Die feindlichen Reiter mit ihren Pferden werden vernichtend geschlagen!
6 Ja, ich mache Juda wieder mächtig, ich rette die Israeliten, die Nachkommen von Josef. Ich habe Erbarmen mit ihnen und bringe sie wieder in ihre Heimat zurück. Es wird dann so sein, als hätte ich sie nie verstoßen. Denn ich bin der Herr, ihr Gott, ich erhöre ihre Gebete! 7 Auch die Männer von Ephraim[ar] werden kämpfen wie Helden. Sie werden fröhlich sein, als hätten sie Wein getrunken. Auch ihre Kinder werden sich freuen, wenn sie es sehen, und mich, den Herrn, preisen!
8 Ich sammle mein Volk, ich rufe sie alle zusammen und erlöse sie aus der Gefangenschaft. Sie sollen wieder so zahlreich werden wie früher. 9 Wie man Samen aussät, so habe ich sie unter die Völker zerstreut. Doch wenn sie sich in den fernen Ländern wieder an mich erinnern, werden sie und ihre Kinder am Leben bleiben; ja, sie dürfen nach Israel heimkehren. 10 Ich hole sie aus Ägypten und Assyrien zurück und bringe sie ins Gebiet von Gilead und zum Libanon. Doch nicht einmal dort wird der Platz für sie alle ausreichen. 11 Ich helfe den Heimkehrenden aus ihrer Not, die Wogen des Meeres dränge ich zurück, und selbst die tiefsten Stellen des Nils lasse ich austrocknen. Ich breche den Stolz Assyriens und die Macht Ägyptens! 12 Aber mein Volk mache ich stark, weil es zu mir gehört, und in meinem Namen werden sie ihr Leben führen. Darauf gebe ich, der Herr, mein Wort!«
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