Bible in 90 Days
Der unverständige junge Mann wird Opfer der Ehebrecherin
7 Mein Sohn, bewahre meine Worte
und birg meine Gebote bei dir!
2 Bewahre meine Gebote, so wirst du leben,
und bewahre meine Lehre wie deinen Augapfel!
3 Binde sie um deine Finger,
schreibe sie auf die Tafel deines Herzens!
4 Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester!
und sage zur Einsicht: Du bist meine Vertraute!,
5 damit du bewahrt bleibst vor der Verführerin,
vor der Fremden, die glatte Worte gibt!
6 Denn als ich am Fenster meines Hauses
durch das Gitter schaute
7 und die Unverständigen beobachtete,
bemerkte ich unter den Söhnen einen jungen Mann ohne Einsicht.
8 Der strich auf der Gasse herum, nicht weit von ihrem Winkel,
und betrat den Weg zu ihrem Haus,
9 in der Dämmerung, am Abend des Tages,
beim Einbruch der Nacht, als es dunkelte.
10 Siehe, da lief ihm eine Frau entgegen,
in Hurenkleidung und mit arglistigem Herzen.
11 Sie ist unbändig und zügellos,
ihre Füße können nicht zu Hause bleiben;
12 bald ist sie auf der Straße, bald auf den Plätzen;
an allen Ecken lauert sie.
13 Da ergriff sie ihn und küsste ihn,
und mit unverschämter Miene sprach sie zu ihm:
14 »Ich war Friedensopfer schuldig,
heute habe ich meine Gelübde bezahlt;
15 darum bin ich ausgegangen, dir entgegen,
um eifrig dein Angesicht zu suchen, und ich fand dich auch!
16 Ich habe mein Lager mit Teppichen bedeckt,
mit bunten Decken aus ägyptischem Garn;
17 ich habe mein Bett besprengt mit Myrrhe,
mit Aloe und Zimt.
18 Komm, wir wollen uns an Liebe berauschen bis zum Morgen,
uns an Liebkosungen erfreuen!
19 Denn der Mann ist nicht zu Hause,
er ist auf eine weite Reise gegangen;
20 er hat den Geldbeutel mitgenommen
und kommt erst am Tag des Vollmonds wieder heim!«
21 Durch ihr eifriges Zureden verleitete sie ihn
und riss ihn fort mit ihren glatten Worten,
22 sodass er ihr plötzlich nachlief,
wie ein Ochse zur Schlachtbank geht,
und wie ein Gefesselter zur Bestrafung der Toren,
23 bis ihm der Pfeil die Leber spaltet;
wie ein Vogel hastig ins Netz hineinfliegt
und nicht weiß, dass es ihn sein Leben kostet!
24 So hört nun auf mich, ihr Söhne,
und achtet auf die Worte meines Mundes!
25 Dein Herz neige sich nicht ihren Wegen zu,
und verirre dich nicht auf ihre Pfade;
26 denn sie hat viele verwundet und zu Fall gebracht,
und gewaltig ist die Zahl derer, die sie getötet hat.
27 Ihr Haus ist der Eingang zum Totenreich[a],
der hinabführt zu den Kammern des Todes!
Die Weisheit Gottes redet
8 Ruft nicht die Weisheit laut,
und lässt nicht die Einsicht ihre Stimme vernehmen?
2 Oben auf den Höhen, draußen auf dem Weg,
mitten auf den Plätzen[b] hat sie sich aufgestellt;
3 zur Seite der Tore, am Ausgang der Stadt,
beim Eingang der Pforten ruft sie laut:
4 An euch, ihr Männer, ergeht mein Ruf,
und meine Stimme an die Menschenkinder!
5 Ihr Unverständigen, werdet klug,
und ihr Toren, gebraucht den Verstand!
6 Hört, denn ich habe Vortreffliches zu sagen,
und meine Lippen öffnen sich für aufrichtige Rede.
7 Denn mein Mund redet Wahrheit,
und meine Lippen verabscheuen Gottlosigkeit.
8 Alle Reden meines Mundes sind gerecht,
es ist nichts Verkehrtes noch Verdrehtes darin.
9 Den Verständigen sind sie alle klar,
und wer Erkenntnis sucht, findet sie richtig.
10 Nehmt meine Unterweisung[c] an und nicht Silber,
und Erkenntnis lieber als feines Gold!
11 Ja, Weisheit ist besser als Perlen,
und alle Kostbarkeiten sind nicht zu vergleichen mit ihr.
12 Ich, die Weisheit, wohne bei der Klugheit
und gewinne die Erkenntnis wohldurchdachter Pläne.
13 Die Furcht des Herrn bedeutet, das Böse zu hassen;
Stolz und Übermut, den Weg des Bösen und einen verkehrten Mund hasse ich.
14 Von mir kommt Rat und Tüchtigkeit;
ich bin verständig, mein ist die Kraft.
15 Durch mich herrschen die Könige
und erlassen die Fürsten gerechte Verordnungen.
16 Durch mich regieren die Herrscher
und die Edlen, alle Richter auf Erden.
17 Ich liebe, die mich lieben,
und die mich eifrig[d] suchen, finden mich.
18 Reichtum und Ehre kommen mit mir,
bleibende Güter und Gerechtigkeit.
19 Meine Frucht ist besser als Gold, ja, feines Gold,
und was ich einbringe, übertrifft auserlesenes Silber.
20 Ich wandle auf dem Weg der Gerechtigkeit,
mitten auf den Pfaden des Rechts,
21 damit ich denen, die mich lieben, ein wirkliches Erbteil verschaffe
und ihre Schatzkammern fülle.
Die Selbstoffenbarung der Weisheit
22 Der Herr besaß mich am Anfang seines Weges,
ehe er etwas machte[e], vor aller Zeit.
23 Ich war eingesetzt[f] von Ewigkeit her,
vor dem Anfang, vor den Ursprüngen der Erde.
24 Als noch keine Fluten waren, wurde ich geboren,
als die wasserreichen Quellen noch nicht flossen.
25 Ehe die Berge eingesenkt wurden,
vor den Hügeln wurde ich geboren.
26 Als er die Erde noch nicht gemacht hatte und die Fluren,
die ganze Summe des Erdenstaubes,
27 als er den Himmel gründete, war ich dabei;
als er einen Kreis abmaß auf der Oberfläche der Meerestiefe,
28 als er die Wolken droben befestigte
und Festigkeit gab den Quellen der Meerestiefe;
29 als er dem Meer seine Schranke setzte[g],
damit die Wasser seinen Befehl nicht überschritten,
als er den Grund der Erde legte,
30 da war ich Werkmeister[h] bei ihm,
war Tag für Tag seine Wonne
und freute mich vor seinem Angesicht allezeit;
31 ich freute mich auf seinem Erdkreis
und hatte meine Wonne an den Menschenkindern.
32 Und nun, ihr Söhne, hört auf mich!
Wohl denen, die meine Wege bewahren!
33 Hört auf Unterweisung, damit ihr weise werdet,
und verwerft sie nicht!
34 Wohl dem Menschen, der auf mich hört,
indem er täglich an meiner Pforte wacht
und die Pfosten meiner Türen hütet!
35 Denn wer mich findet, der findet das Leben
und erlangt Wohlgefallen von dem Herrn;
36 wer mich aber verfehlt, tut seiner Seele Gewalt an;
alle, die mich hassen, lieben den Tod!
Ruf der Weisheit – Ruf der Torheit
9 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut,
hat ihre sieben Säulen ausgehauen.
2 Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt
und ihre Tafel gedeckt.
3 Sie hat ihre Mägde ausgesandt, sie lädt ein
auf den Höhen der Stadt:
4 »Wer unverständig ist, der komme herzu!«
Zum Uneinsichtigen spricht sie:
5 »Kommt her, esst von meinem Brot
und trinkt von dem Wein, den ich gemischt habe!
6 Verlasst die Torheit, damit ihr lebt,
und wandelt auf dem Weg der Einsicht!«
7 Wer einen Spötter züchtigt, holt sich Beschimpfung,
und wer einen Gesetzlosen zurechtweist, der holt sich Schmach.
8 Weise nicht den Spötter zurecht, damit er dich nicht hasst;
weise den Weisen zurecht, und er wird dich lieben!
9 Gib dem Weisen, so wird er noch weiser werden;
belehre den Gerechten, so wird er noch mehr lernen!
10 Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit,
und die Erkenntnis des Heiligen ist Einsicht.
11 Denn durch mich werden deine Tage sich mehren
und werden Jahre zu deinem Leben hinzugefügt.
12 Bist du weise, so kommt es dir selbst zugute;
bist du aber ein Spötter, so hast du"s allein zu tragen.
13 Frau Torheit ist unbändig,
voll Unverstand und erkennt gar nichts;
14 und doch sitzt sie bei der Tür ihres Hauses,
auf einem Sessel auf den Höhen der Stadt,
15 um die Vorübergehenden einzuladen,
die auf dem richtigen Pfad wandeln:
16 »Wer unverständig ist, der komme herzu!«
Und zum Uneinsichtigen spricht sie:
17 »Gestohlenes Wasser ist süß,
und heimliches Brot schmeckt köstlich!«
18 Er weiß aber nicht, dass die Schatten dort hausen
und ihre Gäste in den Tiefen des Totenreiches.
Einsichten und Lebensregeln der Weisheit
Der Segen der Gerechtigkeit – der Fluch der Gottlosigkeit
10 Sprüche Salomos:
Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude,
aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter.
2 Durch Gottlosigkeit erworbene Schätze nützen nichts,
aber Gerechtigkeit errettet vom Tod.
3 Das Verlangen der Gerechten lässt der Herr nicht ungestillt,
aber die Gier der Gottlosen weist er ab.
4 Eine nachlässige Hand macht arm,
aber eine fleißige Hand macht reich.
5 Wer im Sommer sammelt, ist ein kluger Sohn,
wer aber in der Ernte schläft, ist ein Sohn, der Schande macht.
6 Segnungen sind auf dem Haupt des Gerechten,
aber der Mund der Gottlosen birgt Gewalttat.
7 Das Andenken des Gerechten bleibt im Segen,
aber der Name der Gottlosen wird verwesen.
8 Wer ein weises Herz hat, nimmt Gebote an,
aber ein Narrenmund kommt zu Fall.
9 Wer in Lauterkeit wandelt, der wandelt sicher,
wer aber krumme Wege geht, der wird ertappt werden.
10 Wer mit den Augen zwinkert, verursacht Leid,
und ein Narrenmund kommt zu Fall.
11 Der Mund des Gerechten ist eine Quelle des Lebens,
aber der Mund der Gottlosen birgt Gewalttat.
12 Hass erregt Streit,
aber die Liebe deckt alle Verfehlungen zu.
13 Auf den Lippen des Verständigen wird Weisheit gefunden,
aber auf den Rücken des Uneinsichtigen gehört eine Rute.
14 Die Weisen sammeln ihr Wissen,
die Lippen der Narren aber schnelles Verderben.
15 Der Besitz des Reichen ist für ihn eine feste Stadt,
die Armut der Bedürftigen aber ist für sie ein Unglück.
16 Der Gerechte gebraucht seinen Erwerb zum Leben,
der Gottlose sein Einkommen zur Sünde.
17 Wer auf die Unterweisung achtet, geht den Weg zum Leben,
wer aber aus der Schule läuft, gerät auf Irrwege.[i]
18 Wer Hass verbirgt, hat Lügenlippen,
und wer Verleumdungen austrägt, ist ein Tor.
19 Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab;
wer aber seine Lippen im Zaum hält, der ist klug.
20 Die Zunge des Gerechten ist erlesenes Silber;
das Herz der Gottlosen ist wenig wert.
21 Die Lippen des Gerechten weiden viele,
aber die Toren sterben durch Unverstand.
22 Der Segen des Herrn macht reich,
und [eigene] Mühe fügt ihm nichts hinzu.
23 Dem Toren macht es Vergnügen, Schandtaten zu verüben,
dem einsichtigen Mann aber, weise zu handeln.
24 Was der Gottlose fürchtet, das wird über ihn kommen,
den Wunsch der Gerechten aber wird Er erfüllen.
25 Wenn ein Sturm vorüberfährt, so ist der Gottlose nicht mehr da;
der Gerechte aber ist für die Ewigkeit gegründet.
26 Wie der Essig für die Zähne und der Rauch für die Augen,
so ist der Faule für die, welche ihn senden.
27 Die Furcht des Herrn verlängert das Leben,
aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzt.
28 Das Warten der Gerechten wird Freude werden,
aber die Hoffnung der Gottlosen wird verloren sein.
29 Der Weg des Herrn ist eine Schutzwehr für den Lauteren[j],
den Übeltätern aber bringt er den Untergang.
30 Der Gerechte wird in Ewigkeit nicht wanken,
aber die Gottlosen bleiben nicht im Land.
31 Der Mund des Gerechten bringt als Frucht Weisheit hervor,
aber die verkehrte Zunge wird ausgerottet.
32 Die Lippen des Gerechten verkünden Gnade,
aber der Mund der Gottlosen [verkündet] Verkehrtes.
Die Frucht der Redlichkeit und die Frucht der Gottlosigkeit
11 Falsche Waage ist dem Herrn ein Gräuel,
aber volles Gewicht gefällt ihm wohl.
2 Auf Übermut folgt Schande,
bei den Demütigen aber ist Weisheit.
3 Die Redlichen leitet ihre Unschuld,
aber die Treulosen richtet ihre Verkehrtheit zugrunde.
4 Reichtum hilft nicht am Tag des Zorns,
aber Gerechtigkeit errettet vom Tod.
5 Die Gerechtigkeit des Unsträflichen ebnet seinen Weg,
den Gottlosen aber bringt seine eigene Gottlosigkeit zu Fall.
6 Die Gerechtigkeit der Redlichen rettet sie,
aber die Treulosen werden gefangen in ihrer eigenen Gier.
7 Wenn der gottlose Mensch stirbt, so ist seine Hoffnung verloren,
und die Erwartung der Gewalttätigen wird zunichte.
8 Der Gerechte wird aus der Bedrängnis befreit,
und der Gottlose tritt an seine Stelle.
9 Mit seinem Mund richtet ein gewissenloser Mensch seinen Nächsten zugrunde,
aber durch Erkenntnis werden die Gerechten befreit.
10 Wenn es den Gerechten wohlgeht, so freut sich die ganze Stadt,
und wenn die Gottlosen umkommen, so jubelt man.
11 Durch den Segen der Redlichen kommt eine Stadt empor,
aber durch den Mund der Gottlosen wird sie niedergerissen.
12 Wer seinen Nächsten verächtlich behandelt, ist ein herzloser Mensch,
aber ein verständiger Mann nimmt es schweigend an.
13 Ein umhergehender Verleumder plaudert Geheimnisse aus,
aber eine treue Seele hält geheim, was man ihr sagt.
14 Wo es an weiser Führung fehlt, kommt ein Volk zu Fall,
wo aber viele Ratgeber sind, da geht es [ihm] gut.[k]
15 Wer für einen Fremden bürgt, dem geht es sehr schlecht,
wer aber Verpflichtung durch Handschlag verabscheut, der ist sicher.
16 Eine anmutige Frau[l] erlangt Ehre,
Gewalttätige aber erlangen Reichtum.
17 Ein barmherziger Mensch tut seiner eigenen Seele Gutes,
ein Grausamer aber schneidet sich ins eigene Fleisch.
18 Der Gottlose erwirbt trügerischen Gewinn,
wer aber Gerechtigkeit sät, wird wahrhaftig belohnt.
19 So gewiss die Gerechtigkeit zum Leben führt,
so sicher die Jagd nach dem Bösen zum Tod.
20 Die ein verkehrtes Herz haben, sind dem Herrn ein Gräuel;
die aber unsträflich wandeln, gefallen ihm wohl.
21 Die Hand darauf! Der Böse bleibt nicht ungestraft,
aber der Same[m] der Gerechten wird errettet.
22 Ein goldener Ring in dem Rüssel einer Sau —
so ist eine schöne Frau ohne Sittsamkeit.[n]
23 Das Verlangen der Gerechten führt zu lauter Glück,
die Hoffnung der Gottlosen führt zum Zorngericht.
24 Einer teilt aus und wird doch reicher;
ein anderer spart mehr, als recht ist, und wird nur ärmer.
25 Eine segnende Seele wird reichlich gesättigt,
und wer anderen zu trinken gibt, wird selbst erquickt.
26 Wer das Korn zurückhält, den verflucht das Volk,
aber Segen kommt über das Haupt dessen, der es verkauft.[o]
27 Wer eifrig das Gute sucht, ist auf [Gottes] Wohlgefallen bedacht,
wer aber nach Bösem trachtet, über den wird es kommen.
28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, der wird fallen;
die Gerechten aber werden grünen wie das Laub.
29 Wer seine eigene Familie zerrüttet,[p] wird [nur] Wind zum Erbe bekommen,
und der Tor wird ein Knecht dessen, der weise ist!
30 Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens,
und der Weise gewinnt Seelen.
31 Siehe, dem Gerechten wird auf Erden vergolten
— wie viel mehr dem Gottlosen und Sünder!
Die Wurzel der Gerechten trägt Frucht
12 Wer Unterweisung liebt, der liebt Erkenntnis,
wer aber Zurechtweisung hasst, der ist töricht.
2 Ein gütiger Mensch erlangt Gunst von dem Herrn,
aber einen heimtückischen verurteilt er.
3 Kein Mensch kann bestehen durch Gottlosigkeit;
die Wurzel der Gerechten aber wird nicht wanken.
4 Eine tugendhafte Frau ist die Krone ihres Mannes,
aber eine schändliche ist wie ein Fraß in seinen Gebeinen.
5 Die Pläne der Gerechten sind richtig,
aber die Ratschläge der Gottlosen sind trügerisch.
6 Die Worte der Gottlosen stiften Blutvergießen an,
aber der Mund der Aufrichtigen rettet sie[q].
7 Die Gottlosen werden umgestürzt und sind nicht mehr,
aber das Haus der Gerechten bleibt stehen!
8 Nach dem Maß seiner Einsicht wird ein Mann gelobt,
wer aber ein verkehrtes Herz hat, wird verachtet.
9 Besser gering sein und sein eigener Knecht,
als großtun und Mangel an Brot haben!
10 Der Gerechte erbarmt sich über sein Vieh,[r]
das Herz des Gottlosen aber ist grausam.
11 Wer seinen Acker bebaut, wird reichlich Brot haben;
wer aber Nichtigem nachjagt, dem mangelt es an Verstand.
12 Den Gottlosen gelüstet nach der Beute der Bösen,
aber die Wurzel der Gerechten trägt Frucht.
13 In treulosen Lippen steckt ein böser Fallstrick,
ein Gerechter aber entgeht der Bedrängnis.
14 Von der Frucht seines Mundes wird einer mit Gutem gesättigt,
und was ein Mensch mit seinen Händen tut, das wird ihm vergolten.
15 Der Weg des Narren ist richtig in seinen Augen,
aber ein Weiser hört auf guten Rat.
16 Ein Narr lässt seinen Ärger sofort merken,
der Kluge aber steckt die Beleidigung ein.
17 Wer die Wahrheit sagt, legt ein rechtes Zeugnis ab,
ein falscher Zeuge aber verkündet Lügen.
18 Wer unbedacht schwatzt, der verletzt wie ein durchbohrendes Schwert;
die Zunge der Weisen aber ist heilsam.
19 Wahrhaftige Lippen bestehen ewiglich,
die Lügenzunge nur einen Augenblick.
20 Falschheit wohnt im Herzen derer, die Böses schmieden;
die aber zum Frieden raten, haben Freude.
21 Den Gerechten wird kein Übel treffen,
aber die Gottlosen werden voll Unglück sein.
22 Falsche Lippen sind dem Herrn ein Gräuel,
wer aber die Wahrheit übt, gefällt ihm wohl.
23 Ein kluger Mensch verbirgt sein Wissen,
aber das Herz der Narren schreit die Torheit heraus.
24 Die Hand der Fleißigen wird herrschen,
eine lässige aber muss Zwangsarbeit verrichten.
25 Kummer drückt das Herz eines Mannes nieder,
aber ein gutes Wort erfreut es.
26 Der Gerechte zeigt seinem Nächsten den rechten Weg,
aber der Weg der Gottlosen führt sie irre.
27 Der Nachlässige erjagt kein Wild,
aber kostbarer Reichtum ist es, wenn ein Mensch fleißig ist.
28 Auf dem Pfad der Gerechtigkeit ist Leben,
auf ihrem Weg gibt es keinen Tod.
Wo man sich raten lässt, da wohnt Weisheit
13 Ein weiser Sohn hört auf die Unterweisung des Vaters,
ein Spötter hört nicht einmal aufs Schelten.
2 Von der Frucht seines Mundes nährt sich einer mit Gutem,
die Seele der Treulosen aber [nährt sich] mit Gewalttat.
3 Wer auf seinen Mund achtgibt, behütet seine Seele,
wer aber immer seine Lippen aufsperrt, tut"s zu seinem Unglück.
4 Die Seele des Faulen gelüstet nach vielem und hat doch nichts,
die Seele der Fleißigen aber wird reichlich gesättigt.
5 Der Gerechte hasst Verleumdungen,
aber der Gottlose verursacht Schande und Schmach.
6 Die Gerechtigkeit bewahrt den, der unsträflich wandelt[s],
die Gottlosigkeit aber stürzt den Sünder ins Verderben.
7 Einer stellt sich reich und hat doch gar nichts,
ein anderer stellt sich arm und besitzt doch viel.
8 Mit seinem Reichtum muss sich mancher sein Leben erkaufen;
ein Armer aber bekommt keine Drohungen zu hören.
9 Das Licht der Gerechten wird hell brennen,
die Leuchte der Gottlosen aber wird erlöschen.
10 Durch Übermut entsteht nur Streit;
wo man sich aber raten lässt, da wohnt Weisheit.
11 Was man mühelos gewinnt, das zerrinnt;
was man aber mit der Hand sammelt, das mehrt sich.
12 Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank;
ein erfüllter Wunsch aber ist ein Baum des Lebens.
13 Wer das Wort verachtet, der wird zugrunde gehen;
wer aber das Gebot fürchtet, der wird belohnt.
14 Die Lehre des Weisen ist eine Quelle des Lebens;
man meidet durch sie die Fallstricke des Todes.
15 Gute Einsicht erwirbt Gunst,
aber der Weg der Treulosen ist hart.
16 Der Kluge tut alles mit Vernunft,
aber der Tor verbreitet Dummheiten.
17 Ein gottloser Bote stürzt ins Unglück,
aber ein treuer Gesandter bringt Heilung.
18 Wer Zucht verwirft, gerät in Armut und Schande,
wer aber auf Zurechtweisung achtet, kommt zu Ehren.
19 Die Befriedigung eines Verlangens tut der Seele wohl,
aber vom Bösen zu weichen ist den Toren ein Gräuel.
20 Der Umgang mit den Weisen macht weise,
wer sich aber mit Narren einlässt, dem geht es schlecht.
21 Das Unglück verfolgt die Sünder,
den Gerechten aber wird Gutes vergolten.
22 Was ein guter Mensch hinterlässt, geht über auf Kindeskinder,
das Vermögen des Sünders aber wird für den Gerechten aufbewahrt.
23 Der Neubruch[t] der Armen gibt viel Speise,
aber der Ertrag mancher Leute wird weggerafft durch Ungerechtigkeit.
24 Wer seine Rute spart, der hasst seinen Sohn,
wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.
25 Der Gerechte isst, bis er satt ist,
der Bauch der Gottlosen aber hat Mangel.
Wahre Weisheit im menschlichen Leben
14 Die Weisheit der Frauen baut ihr Haus,[u]
die Torheit reißt es ein mit eigenen Händen.
2 Wer in seiner Redlichkeit wandelt, der fürchtet den Herrn,
wer aber verkehrte Wege geht, der verachtet ihn.
3 Im Mund des Narren ist eine Rute für [seinen] Hochmut,
aber die Lippen der Weisen behüten sie.
4 Wo keine Rinder sind, da bleibt die Krippe sauber,
die Kraft des Ochsen aber verschafft großen Gewinn.
5 Ein treuer Zeuge lügt nicht,
aber ein falscher Zeuge spricht Lügen aus.
6 Ein Spötter sucht Weisheit und findet sie nicht,
doch für den Verständigen ist Erkenntnis leicht.
7 Geh weg von dem dummen Menschen!
Du hörst doch nichts Gescheites von ihm.[v]
8 Die Weisheit lässt den Klugen erkennen, welchen Weg er gehen soll,
aber die Torheit der Narren betrügt sie selbst.
9 Die Toren treiben Gespött mit ihrer Schuld[w],
unter den Redlichen aber ist [Gottes] Wohlgefallen.
10 Das Herz allein kennt seinen eigenen Kummer,
und auch in seine Freude kann sich kein Fremder mischen.
11 Das Haus der Gottlosen wird zerstört,
aber das Zelt der Redlichen wird aufblühen.
12 Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig,
aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod.[x]
13 Auch beim Lachen kann das Herz Kummer empfinden,
und die Freude endet in Traurigkeit.
14 Wer ein abtrünniges Herz hat, bekommt genug[y] von seinen eigenen Wegen,
und ebenso ein guter Mensch von dem, was in ihm ist.
15 Der Unverständige glaubt jedem Wort,
aber der Kluge gibt auf seine Schritte acht.
16 Der Weise fürchtet sich und weicht vom Bösen,
aber der Tor ist übermütig und sorglos.
17 Ein Jähzorniger handelt töricht,
und ein Mensch, der Böses plant, macht sich verhasst.
18 Torheit ist das Erbteil der Unverständigen,
Erkenntnis[z] die Krone der Klugen.
19 Die Bösen müssen sich beugen vor den Guten
und die Gottlosen an den Toren des Gerechten.
20 Ein Armer wird sogar von seinem Nächsten gehasst,
ein Reicher aber hat viele Freunde.
21 Wer seinen Nächsten verachtet, der sündigt,
aber wohl dem, der sich über den Elenden erbarmt!
22 Werden nicht irregehen, die nach Bösem trachten?
Aber Gnade und Wahrheit wird denen zuteil, die nach Gutem trachten!
23 Wo man sich alle Mühe gibt, da ist Überfluss,
aber wo man nur Worte macht, da herrscht Mangel.
24 Für die Weisen ist ihr Reichtum eine Krone,
aber die Narren haben nichts als Torheit.
25 Ein Zeuge der Wahrheit rettet Seelen;
wer aber Lügen vorbringt, der ist ein Betrüger.
26 In der Furcht des Herrn liegt starkes Vertrauen[aa],
Er wird auch seinen Kindern eine Zuflucht sein.[ab]
27 Die Furcht des Herrn ist eine Quelle des Lebens;
man meidet durch sie die Fallstricke des Todes.
28 In der Menge des Volkes besteht die Herrlichkeit des Königs,
aber das Schwinden der Bevölkerung ist der Untergang des Fürsten.
29 Der Langmütige ist reich an Einsicht,
der Jähzornige aber begeht große Torheiten.
30 Ein gelassenes[ac] Herz ist das Leben des Leibes,
aber Eifersucht ist Fraß in den Gebeinen.
31 Wer den Schwachen[ad] unterdrückt, der lästert seinen Schöpfer,
wer Ihn aber ehren will, der erbarmt sich über den Armen.
32 Der Gottlose wird durch seine Bosheit gestürzt,
der Gerechte aber ist auch im Tod getrost[ae].
33 Die Weisheit wohnt ruhig im Herzen des Verständigen,
aber was im Inneren des Toren ist, das wird offenbar.
34 Gerechtigkeit erhöht ein Volk,
die Sünde aber ist die Schande der Völker.
35 Ein König hat Wohlgefallen an einem verständigen Knecht,
aber einen schändlichen trifft sein Zorn.
Heilsame Wege – unheilvolle Wege
15 Eine sanfte Antwort wendet den Grimm ab,
ein verletzendes Wort aber reizt zum Zorn.
2 Die Zunge der Weisen gibt gute Lehre,
aber der Mund der Toren schwatzt viel dummes Zeug.
3 Die Augen des Herrn sind überall,
sie erspähen die Bösen und die Guten.
4 Eine heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens,
ist aber Verkehrtheit an ihr, verwundet sie den Geist.
5 Ein Narr verschmäht die Zucht seines Vaters,
wer aber auf die Zurechtweisung achtet, der wird klug.
6 Im Haus des Gerechten ist ein reicher Schatz,
im Einkommen des Gottlosen aber ist Zerrüttung.
7 Die Lippen der Weisen säen Erkenntnis,
das Herz der Narren aber ist unaufrichtig.
8 Das Opfer der Gottlosen ist dem Herrn ein Gräuel,
das Gebet der Aufrichtigen aber ist ihm wohlgefällig.
9 Der Weg der Gottlosen ist dem Herrn ein Gräuel,
wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den hat er lieb.
10 Wer den Weg verlässt, wird schwer gezüchtigt,
wer Zurechtweisung hasst, der muss sterben.
11 Totenreich und Abgrund[af] sind dem Herrn bekannt,
wie viel mehr die Herzen der Menschen!
12 Der Spötter liebt es nicht, wenn man ihn zurechtweist,
darum geht er nicht zu den Weisen.
13 Ein fröhliches Herz macht das Angesicht heiter,
aber durch ein betrübtes Herz wird der Geist niedergeschlagen.
14 Das Herz der Verständigen trachtet nach Erkenntnis,
aber der Mund der Narren weidet sich an der Dummheit.
15 Ein Unglücklicher hat lauter böse Tage,
aber ein fröhliches Herz hat immer ein Festmahl.
16 Besser wenig mit der Furcht des Herrn,
als großer Reichtum und ein unruhiges Gewissen[ag] dabei!
17 Besser ein Gericht Gemüse mit Liebe,
als ein gemästeter Ochse mit Hass!
18 Ein zorniger Mann erregt Streit,
aber ein Langmütiger stillt den Zank.
19 Der Weg des Faulen ist wie mit Dornen verzäunt,
aber der Pfad der Redlichen ist gebahnt.
20 Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude,
ein dummer Mensch aber verachtet seine Mutter.
21 Torheit ist dem Unvernünftigen eine Wonne,
ein verständiger Mann aber wandelt geradeaus.
22 Wo keine Beratung ist, da scheitern Pläne,
wo aber viele Ratgeber sind, da kommen sie zustande.
23 Es freut einen Mann, wenn sein Mund eine richtige Antwort geben kann,
und wie gut ist ein Wort, das zur rechten Zeit gesprochen wird!
24 Der Weg des Lebens geht aufwärts für den Einsichtigen,
damit er dem Totenreich entgeht, das drunten liegt.
25 Der Herr reißt das Haus der Stolzen nieder,
aber die Grenze der Witwe setzt er fest.
26 Böse Gedanken sind dem Herrn ein Gräuel,
aber freundliche Reden sind [ihm] rein.
27 Wer sich unrechtmäßigen Gewinn verschafft, der richtet sein Haus zugrunde,
wer aber Bestechungsgeschenke hasst, der wird leben.
28 Das Herz des Gerechten überlegt, was es antworten soll,
aber der Mund des Gottlosen sprudelt Bosheiten hervor.
29 Der Herr ist fern von den Gottlosen,
aber das Gebet der Gerechten erhört er.
30 Ein freundlicher Blick erfreut das Herz;
eine gute Botschaft stärkt das Gebein.
31 Ein Ohr, das auf die Zurechtweisung zum Leben hört,
wird sich [gern] inmitten der Weisen aufhalten.
32 Wer die Unterweisung verwirft, verachtet seine Seele,
wer aber auf Zurechtweisung hört, erwirbt Verstand.
33 Die Furcht des Herrn ist die Schule der Weisheit,
und der Ehre geht Demut voraus.[ah]
Gott achtet auf das Tun der Menschen
16 Die Pläne des Herzens sind Sache des Menschen,
aber die rechte Antwort der Zunge kommt von dem Herrn.
2 Alle Wege des Menschen sind rein in seinen Augen,
aber der Herr prüft die Geister.
3 Befiehl dem Herrn deine Werke,[ai]
und deine Pläne werden zustande kommen.
4 Alles hat der Herr zu seinem bestimmten Zweck gemacht,
sogar den Gottlosen für den Tag des Unheils.
5 Alle stolzen Herzen sind dem Herrn ein Gräuel,
die Hand darauf — sie bleiben nicht ungestraft!
6 Durch Gnade und Wahrheit wird Schuld gesühnt,
und durch die Furcht des Herrn weicht man vom Bösen.
7 Wenn die Wege eines Menschen dem Herrn wohlgefallen,
so lässt er selbst seine Feinde mit ihm im Frieden leben.
8 Besser wenig mit Gerechtigkeit,
als ein großes Einkommen mit Unrecht.
9 Das Herz des Menschen denkt sich seinen Weg aus,
aber der Herr lenkt seine Schritte.
10 Ein Gottesspruch ist auf den Lippen des Königs;
beim Rechtsprechen verfehlt sich sein Mund nicht.
11 Gerechte Waage und Waagschale kommen vom Herrn,
alle Gewichtsteine im Beutel sind sein Werk.
12 Freveltaten sind den Königen ein Gräuel,
denn durch Gerechtigkeit wird ein Thron befestigt.
13 Gerechte Lippen gefallen den Königen wohl,
und wer aufrichtig redet, macht sich beliebt.
14 Der Zorn des Königs ist Todesboten gleich,
aber ein weiser Mann versöhnt ihn.
15 Wenn das Angesicht des Königs leuchtet, bedeutet es Leben,
und seine Gunst ist wie eine Wolke des Spätregens.
16 Wie viel besser ist es, Weisheit zu erwerben, als Gold,
und Einsicht zu erwerben ist begehrenswerter als Silber!
17 Der Weg der Redlichen ist es, vom Bösen fernzubleiben,
denn wer auf seinen Weg achtgibt, der bewahrt seine Seele.
18 Stolz kommt vor dem Zusammenbruch,
und Hochmut kommt vor dem Fall.
19 Besser bescheiden sein[aj] mit den Demütigen,
als Beute teilen mit den Stolzen.
20 Wer auf das Wort achtet, wird Gutes erlangen,
und wohl dem, der auf den Herrn vertraut!
21 Wer ein weises Herz hat, wird verständig genannt,
und liebliche Rede fördert die Belehrung.
22 Wer Einsicht besitzt, hat eine Quelle des Lebens,
aber mit ihrer Torheit strafen sich die Narren selbst.
23 Wer ein weises Herz hat, spricht vernünftig
und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung.
24 Freundliche Worte sind wie Honigseim[ak],
süß für die Seele und heilsam für das Gebein.
25 Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig,
aber sein Ende führt doch zum Tod.
26 Der Arbeiter arbeitet für sich selbst,
denn sein Hunger treibt ihn an.
27 Ein nichtswürdiger Mann gräbt Unheilsgruben,
und auf seinen Lippen brennt es wie Feuer.
28 Ein verdrehter Mann entfesselt Streit,
und ein Verleumder trennt vertraute Freunde.
29 Ein gewalttätiger Mensch überredet seinen Nächsten
und führt ihn einen Weg, der nicht gut ist.
30 Wer die Augen verschließt, der denkt verkehrt;
wer die Lippen zukneift, der hat Böses beschlossen.
31 Graue Haare sind eine Krone der Ehre;
sie wird erlangt auf dem Weg der Gerechtigkeit.
32 Besser ein Langmütiger als ein Starker,
und wer sich selbst beherrscht, als wer eine Stadt bezwingt.
33 Im Gewandbausch wird das Los geworfen,
aber jeder seiner Entscheide kommt von dem Herrn.
Warnung vor gottlosen Reden und ungerechtem Tun
17 Besser ein trockener Bissen mit Ruhe,
als ein Haus voll Opferfleisch mit Streit!
2 Ein einsichtiger Knecht wird herrschen über einen schändlichen Sohn,
und er wird sich mit den Brüdern das Erbe teilen.
3 Der Schmelztiegel prüft das Silber und der Ofen das Gold,
der Herr aber prüft die Herzen.
4 Ein Boshafter horcht auf falsche Mäuler,
ein Lügner leiht verderblichen Zungen sein Ohr.
5 Wer über den Armen spottet, der lästert seinen Schöpfer;
wer schadenfroh ist, bleibt nicht ungestraft.
6 Kindeskinder sind eine Krone der Alten,
und die Ehre der Kinder sind ihre Väter.
7 Zu einem Narren[al] passt keine vortreffliche Rede,
so wenig wie zu einem edlen Menschen Lügenreden.
8 Ein Bestechungsgeschenk ist wie ein Edelstein in den Augen seiner Besitzer;
Überall, wo es hinkommt, hat es Erfolg.
9 Wer Liebe sucht, deckt die Verfehlung zu,
wer aber eine Sache weitererzählt, trennt vertraute Freunde.
10 Eine Zurechtweisung macht mehr Eindruck auf den Verständigen
als hundert Schläge auf den Narren.
11 Ein Boshafter sucht nur Auflehnung,
aber ein unbarmherziger Bote wird gegen ihn ausgesandt werden.
12 Besser, es trifft jemand eine Bärin an, die ihrer Jungen beraubt ist,
als einen Narren in seiner Torheit!
13 Wer Gutes mit Bösem vergilt,
von dessen Haus wird das Böse nicht weichen.
14 Einen Streit anfangen ist, als ob man Wasser entfesselt;[am]
darum lass ab vom Zank, ehe er heftig wird!
15 Wer den Gottlosen gerechtspricht und wer den Gerechten verurteilt,
die sind beide dem Herrn ein Gräuel.
16 Was nützt das Geld in der Hand des Narren;
soll er Weisheit kaufen in seinem Unverstand?
17 Ein Freund liebt zu jeder Zeit,
und als Bruder für die Not wird er geboren.
18 Ein unvernünftiger Mensch ist, wer sich durch Handschlag verpflichtet
und gegenüber seinem Nächsten Bürgschaft leistet.
19 Wer Übertretung liebt, der liebt Streit,
und wer sein Tor hoch baut, der sucht den Einsturz.
20 Wer ein verkehrtes Herz hat, findet nichts Gutes,
und wer eine arglistige Zunge hat, fällt ins Unglück.
21 Wer einen Toren zeugt, der hat Kummer,
und der Vater eines Narren hat keine Freude.
22 Ein fröhliches Herz fördert die Genesung,
aber ein niedergeschlagener Geist dörrt das Gebein aus.
23 Der Gottlose nimmt ein Bestechungsgeschenk aus dem Gewand,
um die Pfade des Rechts zu beugen.
24 Dem Verständigen liegt die Weisheit vor Augen,
die Augen des Toren aber schweifen am Ende der Erde umher.
25 Ein törichter Sohn bereitet seinem Vater Verdruss
und seiner Mutter Herzeleid.
26 Einen Gerechten zu bestrafen ist schon nicht gut,
erst recht nicht, Edle zu schlagen um ihrer Aufrichtigkeit willen.
27 Wer seine Worte zurückhält, der besitzt Erkenntnis,
und wer kühlen Geistes ist, der ist ein weiser Mann.
28 Selbst ein Narr wird für weise gehalten, wenn er schweigt,
für verständig, wenn er seine Lippen verschließt.
Freundschaft und zwischenmenschliche Beziehungen
18 Wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet,
und wehrt sich[an] gegen alles, was heilsam ist.
2 Einem Toren ist es nicht ums Lernen zu tun,
sondern darum, zu enthüllen, was er weiß.[ao]
3 Wo der Gottlose hinkommt, da stellt sich auch Verachtung ein,
und mit der Schande die Schmach.
4 Die Worte eines Mannes sind tiefe Wasser,
ein sprudelnder Bach, eine Quelle der Weisheit.
5 Es ist nicht gut, wenn man die Person des Gottlosen ansieht,[ap]
um den Gerechten zu unterdrücken im Gericht.
6 Die Reden des Toren stiften Streit,
und er schimpft, bis er Schläge kriegt.[aq]
7 Der Mund des Toren wird ihm zum Verderben,
und seine Lippen sind der Fallstrick seiner Seele.
8 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen;
sie dringen in die verborgenen Kammern des Inneren.
9 Schon wer nachlässig ist in seiner Arbeit,
der ist ein Bruder des Zerstörers.
10 Der Name des Herrn ist ein starker Turm;
der Gerechte läuft dorthin und ist in Sicherheit.
11 Der Besitz des Reichen ist für ihn eine feste Stadt
und wie eine hohe Mauer in seiner Einbildung.
12 Vor dem Zusammenbruch wird das Herz des Menschen hochmütig,
aber vor der Ehre kommt die Demut.
13 Wer antwortet, bevor er gehört hat,
dem ist es Torheit und Schande.
14 Ein männlicher Mut erträgt sein Leiden,
wer aber kann einen niedergeschlagenen Geist aufrichten?
15 Das Herz des Verständigen erwirbt Erkenntnis,
und nach Erkenntnis trachtet das Ohr der Weisen.
16 Das Geschenk macht dem Menschen Raum
und verschafft ihm Zutritt zu den Großen.
17 Wer sich in seinem Prozess zuerst verteidigen darf, hat recht —
doch dann kommt der andere und forscht ihn aus.
18 Das Los schlichtet den Streit
und entscheidet zwischen Mächtigen.
19 Ein Bruder, an dem man treulos gehandelt hat, ist schwerer zu gewinnen als eine befestigte Stadt,
und Zerwürfnisse sind wie der Riegel einer Burg.
20 An der Frucht seines Mundes sättigt sich der Mensch,
am Ertrag seiner Lippen isst er sich satt.
21 Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge,
und wer sie liebt, der wird ihre Frucht essen.
22 Wer eine Ehefrau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden
und hat Gunst erlangt von dem Herrn.
23 Der Arme bittet mit Flehen,
aber der Reiche antwortet hart.
24 Wer viele Gefährten[ar] hat, der wird daran zugrunde gehen,
aber es gibt einen Freund, der anhänglicher ist als ein Bruder.
Die bösen Folgen von Torheit, Faulheit und Spott
19 Besser ein Armer [sein], der in seiner Lauterkeit wandelt,
als ein Verkehrter, der verdrehte Lippen hat.
2 Schon Mangel an Erkenntnis ist nicht gut für die Seele,
und wer zu schnell läuft, geht leicht fehl.
3 Die Torheit des Menschen verdirbt seinen Weg,
und dann zürnt sein Herz gegen den Herrn.
4 Reichtum macht viele Freunde,
der Arme aber wird von seinem Freund verlassen.
5 Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft,
und wer Lügen ausspricht, wird nicht entfliehen.
6 Viele schmeicheln dem Vornehmen,
und jeder will ein Freund dessen sein, der Geschenke gibt.
7 Den Armen hassen alle seine Brüder,
erst recht ziehen sich seine Freunde von ihm zurück;
jagt er ihren Worten nach, so sind sie nichts!
8 Wer Verstand erwirbt, liebt seine Seele;
wer Einsicht bewahrt, findet Gutes.
9 Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft,
und wer Lügen ausspricht, geht zugrunde.
10 Einem Toren steht Wohlleben nicht an,
geschweige denn einem Knecht, über Fürsten zu herrschen.
11 Einsicht macht einen Menschen langsam zum Zorn[as],
und es ist ihm eine Ehre, Vergehungen zu übersehen.
12 Wie das Brüllen des Löwen ist der Zorn des Königs,
und seine Gunst wie der Tau auf grünem Gras.
13 Ein törichter Sohn ist das Unglück seines Vaters,
und wie beständiges Tropfen durchs Dach ist die Zänkerei einer Frau.
14 Haus und Besitz erbt man von den Vätern,
aber eine verständige Ehefrau kommt von dem Herrn.
15 Faulheit versenkt in tiefen Schlaf,
und eine träge Seele muss hungern.
16 Wer das Gebot bewahrt, der bewahrt seine Seele,
wer aber auf seine Wege nicht achtet, der muss sterben.
17 Wer sich über den Armen erbarmt, der leiht dem Herrn,
und Er wird ihm seine Wohltat vergelten.
18 Züchtige deinen Sohn, solange noch Hoffnung vorhanden ist,
und lass dir nicht in den Sinn kommen, ihn dem Tod preiszugeben![at]
19 Wer jähzornig ist, muss die Strafe dafür bezahlen,
denn wenn du ihn davon befreien willst, so machst du’s nur noch schlimmer.
20 Gehorche dem Rat und nimm die Zurechtweisung an,
damit du künftig weise bist!
21 Ein Mensch macht vielerlei Pläne in seinem Herzen,
aber der Ratschluss des Herrn hat Bestand.
22 Die Zierde des Menschen ist seine Güte,
und ein Armer ist besser als ein Mann, der betrügt.
23 Die Furcht des Herrn dient zum Leben;
wer daran reich ist, der wird über Nacht von keinem Unglück heimgesucht.
24 Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt,
so will er sie nicht wieder zum Mund zurückbringen.
25 Schlage den Spötter, so wird der Unverständige klug;
weise den Verständigen zurecht, so lässt er sich"s zur Lehre dienen!
26 Wer den Vater misshandelt und die Mutter verjagt,
der ist ein Sohn, der Schande und Schmach bereitet.
27 Lass ab davon, auf Unterweisung zu hören, mein Sohn,
wenn du von den Worten der Erkenntnis doch abweichen willst![au]
28 Ein nichtsnutziger Zeuge[av] verhöhnt das Gericht,
und der Mund der Gottlosen verschlingt Lügen.
29 Für die Spötter sind Strafgerichte bereit
und Schläge für den Rücken der Toren.
Warnung vor unordentlichem Wandel
20 Der Wein macht zum Spötter, das starke Getränk macht wild,
und keiner, der sich damit berauscht, wird weise.
2 Der König ist zu fürchten wie ein brüllender Löwe;
wer sich seinen Zorn zuzieht, verwirkt sein Leben.
3 Abzulassen vom Streit ist für den Mann eine Ehre,
jeder Narr aber stürzt sich hinein.
4 Im Herbst will der Faule nicht pflügen;
begehrt er dann in der Erntezeit, so ist nichts da!
5 Tiefes Wasser ist das Vorhaben im Herzen eines Mannes;
ein verständiger Mann aber schöpft es aus.
6 Die meisten Menschen rühmen ihre eigene Güte;
wer findet aber einen treuen[aw] Mann?
7 Ein Gerechter, der in seiner Unsträflichkeit wandelt —
wohl seinen Kindern nach ihm!
8 Ein König, der auf dem Richterstuhl sitzt,
findet mit seinen Augen jeden Bösen heraus.
9 Wer kann sagen: Ich habe mein Herz geläutert,
ich bin rein geworden von meiner Sünde?
10 Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß,
die sind beide dem Herrn ein Gräuel!
11 Schon ein Knabe gibt durch sein Verhalten zu erkennen,
ob sein Tun lauter und redlich ist.
12 Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge,
die hat beide der Herr gemacht.
13 Liebe den Schlaf nicht, sonst wirst du arm;
tu deine Augen auf, so hast du zu essen genug!
14 »Es ist schlecht, es ist schlecht!«, sagt der Käufer —
wenn er aber weggeht, dann rühmt er sich.
15 Gold und Perlen gibt es in Menge,
aber ein kostbarer Schmuck sind verständige Lippen.
16 Nimm ihm sein Gewand; denn er hat sich für einen Fremden verbürgt,
und pfände ihn aus anstelle der Fremden!
17 Erschwindeltes Brot schmeckt dem Mann süß,
aber hinterher wird sein Mund voll Kies.
18 Pläne kommen durch Beratung zustande,
und mit weiser Überlegung führe Krieg!
19 Ein umhergehender Verleumder plaudert Geheimnisse aus;
darum, weil er den Mund nicht halten kann, lass dich gar nicht mit ihm ein!
20 Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht,
dessen Leuchte wird erlöschen in der dichtesten Finsternis.
21 Ein Erbe, welches man am Anfang übereilt erworben hat,
das wird am Ende nicht gesegnet sein.
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