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Bible in 90 Days

An intensive Bible reading plan that walks through the entire Bible in 90 days.
Duration: 88 days
Hoffnung für Alle (HOF)
Version
Hesekiel 47:13 - Daniel 8:27

Die Grenzen Israels

13 Dann sprach Gott, der Herr, zu mir: »Ich will dir die Grenzen des Landes beschreiben, das ihr unter die zwölf Stämme Israels aufteilen sollt. Dabei stehen den Nachkommen von Josef zwei Gebiete zu. 14 Euren Vorfahren habe ich geschworen, ihnen dieses Land zu schenken. Darum sollt ihr es für immer behalten und an eure Nachkommen weitervererben. Teilt es so unter euch auf, dass jeder Stamm sein eigenes Gebiet erhält!

15 Die Nordgrenze des Landes verläuft vom Mittelmeer ostwärts in Richtung der Städte Hetlon, Lebo-Hamat und Zedad, 16 dann weiter nach Berota[a] und Sibrajim, das an der Grenze zwischen dem Herrschaftsbereich von Damaskus und dem von Hamat liegt. Dann führt sie zur Stadt Hazar-Enan[b] am Rand des Haurangebirges. 17 Nördlich dieser Linie vom Mittelmeer bis nach Hazar-Enan liegt der Herrschaftsbereich von Damaskus und von Hamat.

18 Die Ostgrenze beginnt dort, wo das Gebiet von Damaskus an das Haurangebirge grenzt. Von dort an bildet der Jordan die Grenze zwischen dem Land Israel im Westen und der Landschaft Gilead im Osten, bis hinunter zur Stadt Tamar am Toten Meer[c].

19 Die Südgrenze verläuft von Tamar bis zu der Quelle Meriba bei Kadesch und von dort weiter zu dem Bach, der die Grenze nach Ägypten bildet und ins Mittelmeer mündet.

20 Die Westgrenze bildet das Mittelmeer bis hinauf nach Lebo-Hamat.

21 Teilt dieses Land unter die Stämme Israels auf. 22 Ihr sollt es für immer besitzen und an eure Nachkommen weitervererben. Jede Familie bekommt ihren Anteil durch das Los zugewiesen; dabei sollen die Fremden, die unter euch leben und ihre Kinder bei euch großziehen, genauso berücksichtigt werden. Wenn das Land der einzelnen Stämme aufgeteilt wird, dann behandelt die Fremden und ihre Familien wie euresgleichen. 23 In dem Stammesgebiet, wo sie wohnen, steht ihnen ihr eigener Anteil zu. Ich, Gott, der Herr, will es so.«

Die Aufteilung des Landes unter die Stämme

48 »Es folgt eine Liste der Stämme Israels mit ihren jeweiligen Gebieten. Im nördlichsten Teil des Landes liegt das Gebiet des Stammes Dan. Seine Nordgrenze verläuft vom Mittelmeer ostwärts in Richtung der Stadt Hetlon, dann weiter über Lebo-Hamat bis nach Hazar-Enan. Nördlich dieser Linie liegt der Herrschaftsbereich von Damaskus, direkt neben dem von Hamat.

Dans Anteil erstreckt sich von West nach Ost über die ganze Breite des Landes. 2-7 Darauf folgen in südlicher Richtung die Stämme Asser, Naftali, Manasse, Ephraim, Ruben und Juda. Auch ihr Land reicht jeweils von der West- bis zur Ostgrenze.

Südlich an den Grundbesitz von Juda grenzt das Gebiet, das ihr für mich zurückbehalten sollt. Es erstreckt sich – wie auch die Stammesgebiete – vom Mittelmeer bis zur Ostgrenze des Landes; von Norden nach Süden ist es 12,5 Kilometer breit. In seiner Mitte steht das Heiligtum. Der Teil, der mir besonders geweiht ist, hat von Westen nach Osten eine Länge von 12,5 Kilometern und von Norden nach Süden eine Breite von 10 Kilometern.[d] 10-12 Die eine Hälfte dieses heiligen Bezirks steht den Priestern, den Nachkommen von Zadok, zu. Denn sie haben sich nicht wie die Leviten von mir abgewandt, als die Israeliten mir den Rücken kehrten. Sie allein sind mir treu geblieben und haben den Tempeldienst gewissenhaft ausgeübt. Darum bekommen sie von dem mir geweihten Land den Teil, der besonders heilig ist, weil dort der Tempel steht. Dieser Bereich ist 12,5 Kilometer lang und 5 Kilometer breit. 13 Die Leviten erhalten die andere Hälfte des heiligen Gebiets. Es ist wie das Stück der Priester 12,5 Kilometer lang und 5 Kilometer breit.

14 Der ganze Bezirk, der mir, dem Herrn, gehört, ist der beste Teil des Landes. Weil er heilig ist, dürft ihr ihn nicht verkaufen oder gegen ein anderes Gebiet eintauschen. Er soll nicht an einen anderen Besitzer übergehen.

15 Südlich des heiligen Bezirks, auf dem der Tempel steht, bleibt noch ein 2,5 mal 12,5 Kilometer großes Gebiet übrig. Es gilt nicht als heilig. Hier können sich die Einwohner von Jerusalem ansiedeln und Weideplätze für ihre Herden anlegen.

Die Stadt Jerusalem soll in der Mitte dieses Bereichs liegen. 16 Ihr Grundriss ist quadratisch mit einer Seitenlänge von jeweils 2,25 Kilometern.

17 Rundherum verläuft ein Streifen Weideland von 125 Metern Breite. 18 Daran grenzt nach Westen und nach Osten je ein 5 Kilometer langes Gebiet. Die Nordseite des gesamten Bereichs ist genauso lang wie der mir geweihte Bezirk und schließt sich direkt daran an. Hier können alle, die in Jerusalem arbeiten, Felder bebauen und die Ernte einbringen. 19 Wer in der Stadt wohnt, darf dort die Felder bestellen, ganz gleich, aus welchem Stamm er kommt.

20 Der ganze Bezirk, den ihr für mich zurückbehaltet, soll zusammen mit dem Gebiet um Jerusalem ein Quadrat von 12,5 mal 12,5 Kilometern bilden.

21-22 Westlich und östlich an das mir geweihte Land und an das Gebiet um Jerusalem grenzt der Grundbesitz des Herrschers. Er ist von Norden nach Süden 12,5 Kilometer breit – genauso wie die beiden heiligen Bezirke und das Stadtgebiet von Jerusalem zusammen. Nach Westen erstreckt er sich bis zum Mittelmeer und nach Osten bis zum Jordan, wie die Gebiete der Stämme. Er nimmt den ganzen Bereich zwischen dem Gebiet von Juda im Norden und dem Grundbesitz von Benjamin im Süden ein, ausgenommen das Mittelstück, das für die Priester und die Leviten bestimmt ist und auf dem die Stadt Jerusalem und der Tempel stehen.

23-27 Daran schließen sich in südlicher Richtung – jeweils von der Westgrenze bis zur Ostgrenze – die Gebiete der Stämme Benjamin, Simeon, Issachar, Sebulon und Gad an. 28 Südlich des Grundbesitzes von Gad verläuft die Grenze Israels von Tamar zu der Quelle Meriba bei Kadesch und von dort weiter zu dem Bach, der die Grenze nach Ägypten bildet und ins Mittelmeer mündet.

29 Teilt den einzelnen Stämmen ihr Gebiet durch das Los zu. Sie sollen es für immer besitzen und an ihre Nachkommen weitervererben. Das sage ich, Gott, der Herr

Die Tore von Jerusalem

30-31 »Rings um Jerusalem verläuft eine Mauer, die auf jeder Seite 2,25 Kilometer lang ist. In die Stadt führen zwölf Tore, die nach den Stämmen Israels benannt sind, und zwar auf jeder Seite drei: nach Norden das Ruben-Tor, das Juda-Tor und das Levi-Tor, 32 nach Osten das Josef-Tor, das Benjamin-Tor und das Dan-Tor, 33 nach Süden das Simeon-Tor, das Issachar-Tor und das Sebulon-Tor 34 und nach Westen das Gad-Tor, das Asser-Tor und das Naftali-Tor.

35 Der Gesamtumfang der Stadt beträgt 9 Kilometer. Von nun an soll sie den Namen tragen: ›Hier wohnt der Herr.‹«

Daniel und seine Freunde am babylonischen Königshof (Kapitel 1–6)

Daniel und seine Freunde treten in den Dienst von König Nebukadnezar

Im 3. Regierungsjahr Jojakims, des Königs von Juda, zog der babylonische König Nebukadnezar mit seinem Heer nach Jerusalem und belagerte die Stadt. Der Herr ließ König Jojakim in seine Hände fallen, ebenso einen Teil der wertvollen Tempelgegenstände. Nebukadnezar brachte sie in sein Land[e] und bewahrte sie in der Schatzkammer im Tempel seines Gottes auf.

Dann befahl er seinem obersten Hofbeamten Aschpenas: »Wähle einige junge Israeliten aus dem judäischen Königshaus und den vornehmen Familien aus! Sie sollen gut aussehen und gesund sein. Außerdem müssen sie Weisheit und Bildung mitbringen und eine rasche Auffassungsgabe besitzen; dann sind sie zum Dienst an meinem Hof geeignet. Sie sollen unsere Sprache lernen und in den babylonischen Schriften unterrichtet werden! Gib ihnen jeden Tag Speise und Wein von der königlichen Tafel, sie sollen das Gleiche essen und trinken wie ich. Nach dreijähriger Ausbildung können sie in meinen Dienst treten.«

Unter den Judäern, die ausgesucht wurden, waren Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja. Der oberste Hofbeamte gab ihnen babylonische Namen: Daniel nannte er Beltschazar, Hananja Schadrach, Mischaël Meschach und Asarja Abed-Nego.

Daniel nahm sich fest vor, niemals von der Speise des Königs zu essen und von seinem Wein zu trinken; denn sonst hätte er das Gesetz Gottes missachtet, das bestimmte Speisen für unrein erklärt. Darum bat er Aschpenas, auf die königlichen Speisen und den Wein verzichten zu dürfen. Gott sorgte dafür, dass Aschpenas Daniel wohlgesinnt war und Verständnis für ihn zeigte. 10 Trotzdem hatte der Mann Bedenken: »Ich habe Angst vor meinem Herrn, dem König. Er hat festgelegt, was ihr essen und trinken sollt. Wenn er merkt, dass ihr nicht so gesund ausseht wie die anderen jungen Männer, lässt er mich köpfen!« 11 Da wandte sich Daniel an den Aufseher, den der oberste Hofbeamte über ihn und seine drei Freunde eingesetzt hatte: 12 »Versuch es doch zehn Tage lang, uns nur Gemüse und Wasser zu geben. 13 Danach vergleiche unser Aussehen mit dem der anderen jungen Männer, die von der Tafel des Königs essen. Und dann entscheide, was du in Zukunft mit uns tun willst.«

14 Der Aufseher willigte ein und erfüllte ihren Wunsch. 15 Nach zehn Tagen sahen Daniel und seine Freunde sogar gesünder und kräftiger aus als alle anderen, die von den königlichen Speisen bekamen. 16 Darum gab der Aufseher ihnen von nun an immer Gemüse, von der Tafel des Königs brauchten sie nichts zu nehmen. 17 Gott schenkte den vier jungen Männern außergewöhnliche Weisheit und Erkenntnis; schon bald waren sie mit dem gesamten Wissen und den Schriften Babyloniens vertraut. Daniel konnte außerdem Visionen und Träume jeder Art deuten.

18 Nach Ablauf der drei Jahre befahl König Nebukadnezar, ihm alle jungen Israeliten vorzustellen. Der oberste Hofbeamte brachte sie zum König, 19 und dieser sprach mit ihnen. Schnell wurde ihm klar, dass Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja alle anderen in den Schatten stellten. So wurden sie in den königlichen Dienst aufgenommen. 20 Immer wenn der König vor schwierigen Entscheidungen stand und auf ein sicheres Urteil angewiesen war, fragte er diese vier Männer um Rat. Dabei zeigte sich, dass sie allen Wahrsagern und Geisterbeschwörern seines Landes weit überlegen waren.

21 Daniel diente am Königshof bis zum 1. Regierungsjahr von König Kyrus.

Nebukadnezar hat einen beunruhigenden Traum

In seinem 2. Regierungsjahr hatte König Nebukadnezar einen Traum, der ihm solche Sorgen machte, dass er nicht mehr schlafen konnte. Da ließ er seine Berater rufen, alle Wahrsager, Geisterbeschwörer, Zauberer und Sterndeuter, damit sie ihm seinen Traum erklärten. Als sie sich vor dem König versammelt hatten, begann er: »Ich habe etwas geträumt, das mir sehr zu schaffen macht. Nun möchte ich wissen, was es damit auf sich hat.«

Da antworteten die Sterndeuter auf Aramäisch[f]: »Lang lebe der König! Erzähl uns, deinen ergebenen Dienern, den Traum, dann wollen wir ihn deuten!«

Aber der König entgegnete: »Nein, erzählt ihr mir, was ich geträumt habe, und erklärt es mir! Wenn ihr das nicht könnt, lasse ich euch in Stücke hauen und eure Häuser in Schutt und Asche legen. Niemand bringt mich davon ab. Doch wenn ihr mir den Traum schildert und ihn deuten könnt, beschenke ich euch reich und lasse euch große Ehre zuteilwerden. Beschreibt ihn mir also und erklärt ihn!«

Die Männer baten noch einmal: »Der König möge ihn uns beschreiben; dann werden wir bestimmt sagen können, welche Botschaft er enthält.«

Da warf der König ihnen vor: »Ihr wollt euch doch nur herausreden und Zeit gewinnen, weil ihr wisst, dass ich meine Drohung wahr mache. Wenn ihr mir nicht sagt, was ich geträumt habe, lasse ich euer Todesurteil vollstrecken. Ich durchschaue eure Pläne: Ihr wollt mir eine Traumdeutung vorsetzen, die nichts als Lug und Trug ist. So meint ihr, mich hinhalten zu können, bis mein Zorn sich gelegt hat[g]. Doch ich bleibe dabei: Erzählt mir den Traum, denn so erkenne ich, dass ihr mir auch die Wahrheit sagt, wenn ihr ihn erklärt.«

10 Die Sterndeuter antworteten: »Kein Mensch auf der ganzen Welt kann diesen Wunsch erfüllen. Noch nie hat ein König, und sei er noch so mächtig, so etwas von einem Wahrsager, Geisterbeschwörer oder Sterndeuter verlangt. 11 Was du uns da zumutest, ist für Menschen nicht möglich. Nur die Götter können dir, o König, deinen Traum offenbaren! Doch sie wohnen nicht bei uns sterblichen Menschen.«

12 Da verlor Nebukadnezar die Beherrschung. Voller Zorn ordnete er an, sämtliche königlichen Berater hinzurichten. 13 Überall gab man den Befehl bekannt: »Alle Gelehrten sollen getötet werden!« Auch nach Daniel und seinen Freunden wurde gesucht.

14 Als Daniel davon erfuhr, wandte er sich an Arjoch, den Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache, der schon die Hinrichtungen vorbereitete. Er überlegte jedes Wort genau und fragte höflich: 15 »Warum hat Nebukadnezar einen solch harten Befehl erteilt?« Arjoch erzählte ihm, wie es dazu gekommen war. 16 Sofort ging Daniel zum König und bat ihn: »Gib mir etwas Zeit, dann werde ich dir deinen Traum deuten.« 17 Zu Hause erzählte er alles seinen Freunden Hananja, Mischaël und Asarja. 18 »Bittet den Gott des Himmels um Gnade«, sagte er zu ihnen, »fleht zu ihm, dass er mir anvertraut, was sich hinter diesem Geheimnis verbirgt! Sonst werden wir zusammen mit den anderen Beratern des Königs umgebracht!«

19 In der Nacht hatte Daniel eine Vision und erfuhr, was der Traum bedeutete. Da pries er den Gott des Himmels:

20 »Gelobt sei der Name Gottes, jetzt und in alle Ewigkeit!
Gott allein gehören Macht und Weisheit.
21 Er ist der Herr der Zeit und bestimmt,
was wann geschieht;
er setzt Könige ab und überlässt anderen ihren Thron.
Den Weisen schenkt er ihre Weisheit
und den Verständigen ihren Verstand!
22 Er enthüllt die unergründlichsten Geheimnisse und weiß,
was im Dunkeln verborgen ist,
denn er selbst ist vom Licht umgeben.
23 Ja, ich lobe und preise dich, du Gott meiner Vorfahren!
Denn du hast mir Weisheit und Kraft geschenkt.
Du hast unsere Gebete erhört und mir den Traum des Königs enthüllt!«

24 Nun ging Daniel zu Arjoch, der vom König beauftragt worden war, die babylonischen Gelehrten hinzurichten. Daniel bat ihn: »Lass die königlichen Berater nicht umbringen! Führ mich zu Nebukadnezar, denn ich kann ihm sagen, was er geträumt hat und was es bedeutet.«

25 Arjoch brachte Daniel auf dem schnellsten Weg zum König und berichtete: »Ich habe unter den Verbannten aus Juda einen Mann gefunden, der dem König seinen Traum erklären will!« 26 Nebukadnezar wandte sich an Daniel, der Beltschazar genannt wurde: »Kannst du mir denn wirklich sagen, was ich im Traum gesehen habe und was es bedeutet?«

27 »Mein König«, erwiderte Daniel, »hinter dein Geheimnis kann keiner deiner Berater kommen, weder Geisterbeschwörer noch Wahrsager noch Magier. 28 Aber es gibt einen Gott im Himmel, der das Verborgene ans Licht bringt. Dieser Gott hat dich, König Nebukadnezar, sehen lassen, was am Ende der Zeit geschehen wird. Und jetzt sage ich dir, welche Vision du im Traum hattest: 29 Als du auf deinem Bett lagst, warst du in Gedanken versunken. Dich beschäftigte, was in der Zeit nach deiner Herrschaft kommen würde. Und der Gott, der Geheimnisse enthüllt, hat dich in die Zukunft schauen lassen. 30 Wenn ich dir nun den Traum erzählen kann, dann nicht, weil ich klüger wäre als alle anderen Menschen. Nein, Gott hat es mir offenbart, damit du, mein König, eine Antwort auf das bekommst, was dich so beunruhigt.

31 In deiner Vision sahst du eine riesige Statue vor dir. Von ihr ging ein greller Glanz aus, und ihre ganze Erscheinung jagte dir Angst ein. 32 Der Kopf war aus reinem Gold, die Brust und die Arme waren aus Silber, Bauch und Hüften aus Bronze, 33 die Beine aus Eisen und die Füße teils aus Eisen, teils aus Ton. 34 Während du noch schautest, löste sich plötzlich ohne menschliches Zutun ein Stein von einem Berg. Er traf die Füße aus Eisen und Ton und zermalmte sie. 35 Die ganze Statue brach in sich zusammen; Ton, Eisen, Bronze, Silber und Gold zerfielen zu Staub, den der Wind wegblies wie die Spreu von einem Dreschplatz. Nichts war mehr davon zu sehen! Der Stein aber, der die Statue zertrümmert hatte, wuchs zu einem riesigen Berg und breitete sich über die ganze Erde aus.

36 Das war der Traum. Nun werde ich dir, mein König, erklären, was er bedeutet: 37 Du bist der mächtigste König, größer als alle anderen. Dir hat der Gott des Himmels die Herrschaft anvertraut und dir Macht, Stärke und Ruhm geschenkt. 38 Alle Menschen, ja sogar die wilden Tiere und die Vögel hat er in deine Hand gegeben. Er hat dich dazu bestimmt, über sie alle zu regieren. Du bist der Kopf aus Gold. 39 Das Reich, das nach dir kommt, wird schwächer sein als deines. Das dritte, das bronzene, wird die ganze Welt beherrschen. 40 Das vierte ist hart wie Eisen. Es zerschlägt alle anderen Reiche, so wie hartes, schweres Eisen alles zermalmt. 41-42 Doch du hast gesehen, dass die Füße und Zehen der Statue teils aus Eisen, teils aus Ton waren. Dies bedeutet: Das Reich ist zum Teil stark wie Eisen, zum Teil brüchig wie Ton. 43 Die Herrscher wollen ihre Familien durch Heiraten miteinander verbinden, doch ihr Bündnis hält nicht, genauso wenig wie sich Eisen und Ton mischen lassen.

44 Noch während diese Könige an der Macht sind, wird der Gott des Himmels ein Reich aufbauen, das niemals zugrunde geht. Keinem anderen Volk wird er jemals die Herrschaft übertragen. Ja, es bringt alle anderen Reiche zum Verschwinden und wird selbst für immer fortbestehen. 45 Das, mein König, war der Stein, der ohne menschliches Zutun vom Berg losbrach und die Statue aus Ton, Eisen, Bronze, Silber und Gold zertrümmerte. Ein mächtiger Gott hat dich in die Zukunft sehen lassen. Der Traum ist wahr, und die Deutung trifft ganz sicher zu!«

46 Da warf König Nebukadnezar sich ehrerbietig vor Daniel nieder. Er befahl, man solle ihm Opfer darbringen und Weihrauch für ihn verbrennen. 47 Zu Daniel sagte er: »Es gibt keinen Zweifel: Euer Gott ist der größte aller Götter und der Herr über alle Könige! Er bringt Verborgenes ans Licht, sonst hättest du dieses Geheimnis nie aufdecken können.« 48 Nebukadnezar gab Daniel eine hohe Stellung am Hof und beschenkte ihn großzügig. Er setzte ihn als Statthalter über die ganze Provinz Babylon ein und ernannte ihn zu seinem obersten Berater. 49 Auf Daniels Wunsch betraute er Schadrach, Meschach und Abed-Nego mit der Verwaltung der Provinz Babylon. Daniel selbst blieb am Hof des Königs.

Daniels Freunde werden zum Tod verurteilt

König Nebukadnezar ließ eine goldene Statue von 30 Metern Höhe und 3 Metern Breite anfertigen und in der Ebene Dura in der Provinz Babylon aufstellen. Dann lud er zur Einweihung alle führenden Beamten seines Reiches ein, die Statthalter und ihre Stellvertreter, die königlichen Berater, die Schatzmeister und Richter, die hohen Würdenträger und alle übrigen Beamten der Provinzen. So kamen alle, die im babylonischen Reich Rang und Namen hatten, und versammelten sich vor dem Standbild. Dann rief ein Herold mit lauter Stimme:

»Ihr Männer aus allen Völkern, Ländern und Sprachen! Der König befiehlt euch: Sobald ihr den Klang der Hörner und Flöten, der Zithern und Harfen, der Lauten, Pfeifen und aller anderen Instrumente hört, sollt ihr euch niederwerfen und die goldene Statue anbeten, die König Nebukadnezar aufstellen ließ. Wer es nicht tut, wird bei lebendigem Leib im Ofen verbrannt!«

Als die Musik einsetzte, warfen sich alle zu Boden und beteten die goldene Statue an.

Einige Sterndeuter[h] aber verklagten die Juden bei Nebukadnezar. Sie sagten zu ihm: »Lang lebe der König! 10 Du, o König, hast doch angeordnet, dass jeder sich beim Klang der Instrumente niederwerfen und die Statue anbeten muss. 11 Wer dies nicht tut, soll in den Ofen geworfen werden. 12 Nun sind hier einige Juden, denen du die Verwaltung der Provinz Babylon anvertraut hast: Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Diese Männer erweisen dir nicht den nötigen Respekt. Sie dienen deinen Göttern nicht, und sie weigern sich, deine goldene Statue anzubeten.«

13 Da packte den König der Zorn, und voller Wut ließ er die drei kommen. Als sie vor ihm standen, 14 stellte er sie zur Rede: »Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ist es wahr, dass ihr meinen Göttern keine Ehre erweist? Warum wollt ihr euch nicht vor meiner Statue niederwerfen? 15 Ich gebe euch eine letzte Gelegenheit: Wenn jetzt die Musik ertönt und ihr niederfallt, lasse ich noch einmal Gnade vor Recht ergehen. Wenn ihr euch aber meinem Befehl widersetzt, werdet ihr auf der Stelle in den glühenden Ofen geworfen. Glaubt ihr, dass euch dann noch ein Gott aus meiner Gewalt retten kann?«

16 Schadrach, Meschach und Abed-Nego jedoch entgegneten: »Wir werden gar nicht erst versuchen, uns vor dir zu verteidigen. 17 Unser Gott, dem wir dienen, kann uns aus dem Feuer und aus deiner Gewalt retten. 18 Aber auch wenn er es nicht tut, musst du wissen, o König, dass wir nie deine Götter anbeten oder uns vor der goldenen Statue niederwerfen werden.«

19 Da verlor Nebukadnezar die Beherrschung, und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er ordnete an, den Ofen siebenmal stärker als gewöhnlich zu heizen. 20 Dann befahl er seinen kräftigsten Soldaten, die drei Freunde zu fesseln und hineinzuwerfen. 21 Sofort band man die Männer und stieß sie in ihrer Kleidung, mit Hosen, Mänteln und Turbanen, in den Ofen. 22 Weil der König befohlen hatte, ihn besonders stark zu heizen, schlugen die Flammen heraus und töteten die Soldaten, die Schadrach, Meschach und Abed-Nego hineingeworfen hatten. 23 Die drei aber fielen gefesselt mitten ins Feuer.

24 Plötzlich sprang Nebukadnezar entsetzt auf und fragte seine Beamten: »Haben wir nicht drei Männer gefesselt in den Ofen geworfen?« »Ja, sicher!«, antworteten sie. 25 »Warum sehe ich dann aber vier Männer ohne Fesseln im Feuer umhergehen?«, rief der König. »Sie sind unversehrt, und der vierte sieht aus wie ein Sohn der Götter!«

26 Nebukadnezar trat näher an die Öffnung des Ofens heran und schrie: »Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ihr Diener des höchsten Gottes, kommt heraus!« Da kamen die drei aus dem Ofen. 27 Die Statthalter und ihre Stellvertreter, die Verwalter und alle obersten Beamten eilten herbei und sahen, dass das Feuer den Männern nichts hatte anhaben können. Nicht ein Haar auf ihrem Kopf war versengt. Ihre Kleider waren völlig unbeschädigt, sie rochen nicht einmal nach Rauch.

28 Da rief Nebukadnezar: »Gelobt sei der Gott von Schadrach, Meschach und Abed-Nego! Er hat seinen Engel gesandt, um diese Männer zu retten, die ihm dienen und sich auf ihn verlassen. Sie haben mein Gebot übertreten und ihr Leben aufs Spiel gesetzt, weil sie keinen anderen Gott anbeten und verehren wollten. 29 Deshalb erlasse ich einen Befehl für alle Völker und Länder, gleich welcher Sprache: Wer über den Gott von Schadrach, Meschach und Abed-Nego etwas Verächtliches sagt, wird in Stücke gehauen, und sein Haus wird in Schutt und Asche gelegt! Denn es gibt keinen anderen Gott, der auf eine solche Weise retten könnte!« 30 Dann gab der König den drei Männern eine noch machtvollere Stellung in der Provinz Babylon.

Daniel deutet Nebukadnezars zweiten Traum

31 Dies ist die Botschaft, die König Nebukadnezar an die Menschen aller Völker und Länder sendet, ganz gleich, welche Sprache sie sprechen:

Ich wünsche euch Glück und Frieden!

32 In diesem Brief möchte ich euch von den Zeichen und Wundern erzählen, die der höchste Gott an mir getan hat. 33 Groß und gewaltig sind seine Taten! Sein Reich bleibt für immer bestehen, seine Herrschaft hört niemals auf.

Ich, Nebukadnezar, lebte glücklich und zufrieden im königlichen Palast. Doch eines Tages, als ich auf meinem Bett lag und schlief, hatte ich einen schrecklichen Traum. Was ich darin sah, jagte mir große Angst ein. Da ließ ich alle weisen Berater rufen. Sie sollten mir diesen Traum deuten. Als die Wahrsager, Geisterbeschwörer, Sterndeuter und Magier vor mir standen, schilderte ich ihnen meinen Traum. Doch keiner konnte mir erklären, welche Botschaft er enthielt.

Zuletzt trat Daniel vor mich, der nach meinem Gott Bel[i] den Namen Beltschazar bekommen hatte. In ihm wohnt der Geist der heiligen Götter. Auch ihm erzählte ich meinen Traum: »Beltschazar«, sagte ich, »dich habe ich über alle Wahrsager gesetzt, weil ich weiß, dass der Geist der heiligen Götter in dir wohnt. Es gibt kein Geheimnis, das du nicht aufdecken kannst. Sag mir doch, was die Bilder bedeuten, die ich im Traum gesehen habe!

Ich träumte, in der Mitte der Erde stehe ein Baum von gewaltiger Höhe. Er wuchs und wurde immer größer, bis sein Wipfel den Himmel berührte. Noch vom äußersten Ende der Erde aus konnte man ihn sehen. Er besaß prächtige Blätter und trug viele Früchte. Den wilden Tieren bot er Schatten und Schutz, in seinen Zweigen nisteten die Vögel. Alle Menschen und Tiere ernährten sich von seinen Früchten.

10 Während ich den Baum betrachtete, kam plötzlich vom Himmel ein Engel Gottes[j] herab. 11 Er rief laut: ›Fällt den Baum und hackt seine Äste ab! Reißt die Blätter herunter und verstreut die Früchte überall! Die Tiere, die in seinem Schatten leben, und die Vögel, die in seinen Zweigen nisten, jagt in die Flucht! 12 Den Wurzelstock aber lasst stehen und bindet ihn mit Ketten aus Eisen und Bronze auf der Wiese fest. Der Mensch, den dieser Wurzelstock darstellt, soll[k] vom Tau durchnässt werden und sich wie ein Tier von Gras ernähren. 13 Er wird seinen menschlichen Verstand verlieren und einem Tier gleichen. Sieben Zeiträume[l] lang soll dies dauern! 14 So wurde es im Rat der heiligen Engel[m] beschlossen, damit die Menschen erkennen: Der höchste Gott ist Herr über alle Königreiche der Welt. Er vertraut die Herrschaft an, wem er will, selbst dem unbedeutendsten Menschen kann er sie geben.‹

15 Das alles habe ich geträumt. Und nun erkläre mir, was es bedeutet, Beltschazar! Alle meine Berater sind unfähig dazu. Doch du kannst es, weil der Geist der heiligen Götter in dir wohnt.«

16 Daniel, den man Beltschazar nannte, war eine Zeit lang starr vor Schreck, so erschütterte ihn das Gehörte. Da sagte ich zu ihm: »Beltschazar, mein Traum und seine Deutung brauchen dir keine Angst einzujagen!« Daniel erwiderte: »Mein Herr und König, ich wünschte, die Botschaft würde deinen Feinden gelten, allen, die dich hassen! 17 Du hast einen Baum gesehen, der immer größer wurde, bis sein Wipfel schließlich den Himmel berührte. Noch vom äußersten Ende der Erde aus konnte man ihn erkennen. 18 Er besaß prächtige Blätter und trug viele Früchte. Den wilden Tieren bot er Schatten, in seinen Zweigen nisteten die Vögel. Alle Menschen und Tiere ernährten sich von seinen Früchten.

19 Dieser Baum bist du, mein König! Mächtig und bedeutend bist du geworden! Deine Größe reicht bis zum Himmel, und deine Herrschaft erstreckt sich bis zum Ende der Erde. 20 Dann hast du gesehen, wie ein Engel Gottes vom Himmel herabkam und rief: ›Fällt den Baum und haut ihn in Stücke; den Wurzelstock aber lasst stehen und bindet ihn mit Ketten aus Eisen und Bronze auf der Wiese fest! Der Mensch, den dieser Wurzelstock darstellt, soll vom Tau durchnässt und den Tieren gleich werden! Sieben Zeiträume lang wird dies dauern.‹

21 Höre, mein König, was der höchste Gott über dich beschlossen hat: 22 Man wird dich aus der menschlichen Gemeinschaft ausstoßen, und du musst unter den Tieren hausen. Du wirst Gras fressen wie ein Rind und nass werden vom Tau. Erst wenn sieben Zeiträume vergangen sind, wirst du erkennen: Der höchste Gott ist Herr über alle Königreiche der Welt. Er vertraut die Herrschaft an, wem er will. 23 Du hast gehört, wie der Engel befahl, den Wurzelstock stehen zu lassen. Dies bedeutet: Du darfst wieder als König regieren, wenn du Gott als Herrn anerkennst. 24 Nimm meinen Rat an, o König! Sag dich von allem Unrecht los und tu Gutes! Mach deine Verfehlungen wieder gut, indem du den Armen hilfst! Dann wird es dir vielleicht auch in Zukunft gut gehen.«

25 Alles traf so ein, wie Daniel es vorausgesagt hatte: 26 Ein Jahr später ging ich auf dem Dach meines Palasts auf und ab. 27 Dabei dachte ich: »Da zu meinen Füßen liegt Babylon, die herrliche Stadt! Mir zu Ehren zeigt sie ihre ganze Pracht. Ich habe sie zu meiner Residenz ausgebaut, denn ich bin ein großer und mächtiger König!«

28 Noch während ich dies dachte, hörte ich eine Stimme vom Himmel: »König Nebukadnezar, lass dir sagen: Deine Herrschaft ist zu Ende! 29 Die Menschen werden dich verstoßen, unter wilden Tieren musst du hausen und Gras fressen wie ein Rind. Erst wenn sieben Zeiträume vergangen sind, wirst du erkennen: Der höchste Gott ist Herr über alle Königreiche der Welt, er vertraut die Herrschaft an, wem er will.«

30 Sofort erfüllte sich diese Ankündigung: Ich wurde aus der menschlichen Gemeinschaft verstoßen und fraß Gras wie ein Rind. Ich wurde vom Tau durchnässt, mein Haar war bald so lang wie Adlerfedern und meine Nägel wie Vogelkrallen.

31 Als die lange Zeit schließlich zu Ende ging, schaute ich hilfesuchend zum Himmel empor, und da erlangte ich meinen Verstand wieder. Ich pries den höchsten Gott, ich lobte den, der ewig lebt.

Seine Herrschaft hört niemals auf,
sein Reich bleibt für alle Zeiten bestehen.
32 Die Bewohner dieser Erde sind nichts im Vergleich zu ihm.
Alle Menschen, ja sogar die Mächte des Himmels
müssen sich seinem Willen beugen!
Niemand kann sich ihm widersetzen und ihn fragen: »Was tust du da?«

33 Als ich wieder bei Verstand war, erhielt ich meine königliche Würde, Ehre und Anerkennung zurück. Meine obersten Beamten und die führenden Männer meines Reiches kamen zu mir und setzten mich wieder als König ein. Ich wurde noch berühmter und angesehener als zuvor.

34 Nun lobe und preise ich, Nebukadnezar, den König, der im Himmel regiert. Ihm gebe ich die Ehre! Er ist zuverlässig und gerecht in allem, was er tut. Wer aber stolz und überheblich ist, den kann er stürzen.

Eine rätselhafte Schrift

Eines Tages, als Belsazar König von Babylonien war,[n] gab er ein großes Fest für die tausend führenden Männer seines Reiches. Der Wein floss in Strömen. Im Rausch ließ Belsazar die goldenen und silbernen Gefäße holen, die sein Vorgänger[o] Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem geraubt hatte. Alle sollten daraus trinken: er selbst, seine Gäste, seine Frauen und Nebenfrauen. Man brachte die geraubten Gefäße, und alle tranken daraus. Dabei rühmten sie die babylonischen Götter aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Holz und Stein.

Plötzlich erschien an der getünchten Wand des Festsaals eine Hand. Gerade dort, wo das Licht des Leuchters auf die Wand fiel, schrieb sie einige Worte nieder. Als Belsazar die Hand sah, wurde er vor Schreck kreidebleich. Er sackte in sich zusammen und begann am ganzen Leib zu zittern.

»Holt die Geisterbeschwörer, die Sterndeuter und Magier!«, rief er laut. Als die babylonischen Gelehrten kamen, versprach er ihnen: »Wer die Schrift an der Wand lesen und mir sagen kann, was sie bedeutet, erhält eine hohe Auszeichnung: Er darf purpurfarbene Gewänder tragen wie ein König, er bekommt eine goldene Kette um den Hals, und ich ernenne ihn zum drittmächtigsten Mann im ganzen Reich!«

Die Berater des Königs traten näher, aber keiner von ihnen konnte die Schrift entziffern oder gar deuten. Belsazar wurde immer bleicher, die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Auch alle führenden Männer, die er um sich versammelt hatte, packte das Entsetzen.

10 Die Unruhe im Festsaal drang bis ans Ohr von Belsazars Mutter. Sie kam herein und sagte: »Lang lebe der König! Warum bist du so bleich vor Angst? Du brauchst dich nicht zu fürchten, denn ich weiß einen Rat. 11 Es gibt in deinem Reich einen Mann, in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Schon zur Zeit des früheren Königs Nebukadnezar bewies er so große Einsicht und Weisheit, wie sie eigentlich nur Götter haben, die verborgene Dinge ans Licht bringen können. Dein Vorgänger hatte ihn zum obersten aller Wahrsager, Geisterbeschwörer, Sterndeuter und Magier gemacht. 12 Lass ihn jetzt rufen! Sein Name ist Daniel, Nebukadnezar nannte ihn Beltschazar. Dieser Mann besitzt außergewöhnliche Weisheit und kann Träume deuten. Er löst jedes Rätsel und wird mit den größten Schwierigkeiten fertig. Er soll dir die Schrift deuten.«

13 Sofort ließ der König Daniel zu sich kommen. »Du also bist Daniel«, begann er, »einer der Gefangenen, die mein Vorgänger aus Juda hergebracht hat. 14 Man sagt, der Geist der heiligen Götter wohne in dir. Du sollst verborgene Dinge ans Licht bringen können und ungewöhnlich klug und weise sein. 15 Eben habe ich meine Gelehrten, die mich beraten, und die Geisterbeschwörer kommen lassen. Sie sollten diese Schrift lesen und mir sagen, was sie bedeutet. Aber sie können es nicht. 16 Von dir jedoch habe ich gehört, dass du hinter jedes Geheimnis kommst und mit den größten Schwierigkeiten fertigwirst. Wenn du es schaffst, diese Schrift zu entziffern und mir zu deuten, werde ich dich mit allen Würden auszeichnen: Du darfst purpurfarbene Gewänder tragen wie ein König, bekommst eine goldene Kette um den Hals und wirst der drittmächtigste Mann im Reich.«

17 Daniel erwiderte: »Eine Belohnung möchte ich nicht annehmen. Du kannst sie ruhig einem anderen geben. Ich werde dir die Schrift auch so vorlesen und deuten. 18 Mein König! Der höchste Gott hatte deinen Vorgänger Nebukadnezar zu einem mächtigen Herrscher gemacht. Er war in der ganzen Welt berühmt und hoch angesehen. 19 Die Menschen aller Länder, Völker und Sprachen zitterten vor ihm. Er verbreitete Angst und Schrecken, denn er konnte nach Belieben töten oder am Leben lassen. Von seiner Gunst hing es ab, ob jemand ein hohes Amt erhielt oder es verlor. 20 So wurde er immer hochmütiger. Doch sein Stolz und seine Vermessenheit brachten ihn zu Fall. Alle Macht und Anerkennung wurden ihm genommen. 21 Man verstieß ihn aus der menschlichen Gemeinschaft, er verlor seinen Verstand und wurde wie ein Tier. Bei den wilden Eseln hauste er, fraß Gras wie ein Rind, und der Tau durchnässte ihn. Das dauerte so lange, bis er einsah: Der höchste Gott ist Herr über alle Reiche der Welt, er vertraut die Herrschaft an, wem er will.

22 Aber du, Belsazar, hast daraus nichts gelernt, obwohl du das alles wusstest. Du bist genauso überheblich wie er. 23 Du hast dich über den Herrn des Himmels gestellt und dir die heiligen Gefäße holen lassen, die aus seinem Tempel stammen. Dann hast du mit den führenden Männern, mit deinen Frauen und Nebenfrauen Wein daraus getrunken und Loblieder auf deine Götter angestimmt. Dabei können diese Götzen weder sehen noch hören; sie begreifen nichts, weil sie aus Silber und Gold, aus Bronze und Eisen, aus Holz und Stein gemacht sind. Aber den Gott, der dein ganzes Leben in seiner Hand hat und deine Schritte lenkt – ihn willst du nicht ehren!

24 Deshalb ließ er die Hand erscheinen und diese Worte an die Wand schreiben. 25 Sie lauten: ›Gezählt, gezählt, gewogen und geteilt.‹[p]

26 ›Gezählt‹ bedeutet: Die Tage deiner Herrschaft sind gezählt, Gott setzt ihnen ein Ende!

27 ›Gewogen‹ heißt: Gott hat dich gewogen und für zu leicht befunden. Du kannst nicht vor ihm bestehen.

28 ›Und geteilt‹ bedeutet: Dein Reich wird aufgeteilt und den Medern und Persern gegeben.«

29 Nachdem Daniel dies gesagt hatte, befahl Belsazar, ihn mit einem Purpurgewand zu bekleiden und ihm eine Goldkette um den Hals zu legen. Er machte öffentlich bekannt, dass Daniel von nun an der drittmächtigste Mann im Reich sei.

30 Noch in derselben Nacht wurde Belsazar, der König von Babylonien, umgebracht.

Daniel in der Löwengrube

Nach Belsazars Tod wurde der Meder Darius König von Babylonien. Er war 62 Jahre alt, als er die Herrschaft antrat. Darius beschloss, 120 Statthalter über die Provinzen seines Reiches einzusetzen. Sie waren drei hohen Beamten am Hof unterstellt, denen sie Rechenschaft geben mussten. Die drei vertraten die Interessen des Königs. Einer von ihnen war Daniel. Bald stellte sich heraus, dass Daniel weitaus klüger und begabter war als die anderen Beamten und die Statthalter. Der König dachte sogar daran, ihm die Verwaltung des ganzen Reiches zu übertragen. Da suchten die anderen führenden Männer nach einem Grund, um Daniel anklagen zu können. Er übte sein Amt jedoch so gewissenhaft aus, dass sie ihm nicht das kleinste Vergehen nachweisen konnten; er war weder nachlässig noch bestechlich.

Da sagten sie sich: »Wir haben nichts gegen Daniel in der Hand, es sei denn, wir finden in seinem Glauben etwas Anstößiges!« Sie eilten zum König und begrüßten ihn: »Lang lebe König Darius! Wir kommen von einer gemeinsamen Beratung aller obersten Beamten, Verwalter, Statthalter und deren Stellvertreter. Wir schlagen dir vor, dass du folgende Anordnung erlässt und alles tust, um sie durchzusetzen: Wer in den kommenden dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet außer an dich, o König, soll in die Löwengrube geworfen werden. Damit das Verbot nach dem Gesetz der Meder und Perser von keinem widerrufen werden kann, sollte es in einer Urkunde festgehalten werden.«

10 Da ließ Darius den Erlass niederschreiben, und das Verbot trat in Kraft.

11 Als Daniel davon erfuhr, ging er in sein Haus. Das obere Stockwerk hatte Fenster in Richtung Jerusalem, die offen standen. Hier kniete er nieder, betete zu seinem Gott und dankte ihm, wie er es auch sonst dreimal am Tag tat. 12 Plötzlich stürmten seine Feinde herein und ertappten ihn dabei, wie er Gott anflehte.

13 Sofort gingen sie zum König und fragten: »Hast du nicht ausdrücklich befohlen, jeden den Löwen zum Fraß vorzuwerfen, der in den kommenden dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet außer an dich, o König?« »Ja«, antwortete Darius, »und nach dem Gesetz der Meder und Perser kann keiner diesen Erlass widerrufen.« 14 Da erzählten sie: »Daniel, einer der Verbannten aus Juda, macht sich überhaupt nichts aus deinem Verbot. Er setzt sich darüber hinweg, obwohl du selbst es erlassen hast! Dreimal am Tag betet er zu seinem Gott!«

15 Als der König das hörte, war er bestürzt. Den ganzen Tag dachte er darüber nach, wie er Daniel retten könnte, aber bis zum Sonnenuntergang hatte er immer noch keine Lösung gefunden. 16 Da kamen die Männer wieder zum König gelaufen und erinnerten ihn noch einmal daran, dass nach dem Gesetz der Meder und Perser kein königlicher Erlass abgeändert werden dürfe. 17 Darius befahl schließlich, Daniel zu verhaften und in die Löwengrube zu werfen. Er sagte zu Daniel: »Dein Gott, dem du so treu dienst, möge dich retten!« 18 Dann wurde ein Stein auf die Öffnung der Grube gewälzt. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring, und die führenden Männer taten dasselbe, damit niemand mehr Daniel herausholen konnte.

19 Danach zog sich Darius in seinen Palast zurück. Er fastete die ganze Nacht, verzichtete auf jede Unterhaltung und konnte nicht schlafen.

20 Im Morgengrauen stand er auf und lief schnell zur Löwengrube. 21 Schon von weitem rief er ängstlich: »Daniel, du Diener des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du unaufhörlich dienst, dich vor den Löwen retten können?« 22 Da hörte er Daniel antworten: »Lang lebe der König! 23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt. Er hat den Rachen der Löwen verschlossen, darum konnten sie mir nichts anhaben. Denn Gott weiß, dass ich unschuldig bin, und auch dir gegenüber, mein König, habe ich kein Unrecht begangen.«

24 Darius war glücklich und erleichtert. Sofort befahl er, Daniel aus der Löwengrube zu holen. Man fand nicht die geringste Verletzung an ihm, denn er hatte auf seinen Gott vertraut. 25 Auf Befehl des Königs wurden die Männer, die Daniel verklagt hatten, zusammen mit ihren Frauen und Kindern den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Noch ehe sie den Boden der Grube berührt hatten, fielen die Tiere schon über sie her und zermalmten ihnen alle Knochen.

26 Dann sandte König Darius eine Botschaft an die Menschen aller Völker, Länder und Sprachen. Sie lautete:

»Ich wünsche euch Glück und Frieden!

27 Hiermit ordne ich an, in meinem ganzen Reich dem Gott Daniels Ehrfurcht zu erweisen! Denn er ist der lebendige Gott, der in alle Ewigkeit regiert. Sein Reich geht niemals unter, seine Herrschaft bleibt für immer bestehen. 28 Er rettet und befreit, er vollbringt Zeichen und Wunder, sowohl im Himmel als auch auf der Erde. Daniel hat er aus den Klauen der Löwen gerettet.«

29 Während der Regierungszeit von Darius und auch unter der Herrschaft des persischen Königs Kyrus genoss Daniel hohes Ansehen.

Daniels Visionen (Kapitel 7–12)

Daniels erste Vision von den vier Tieren

Im 1. Regierungsjahr des babylonischen Königs Belsazar hatte Daniel nachts im Traum eine Vision. Er schrieb alles nieder, was er gesehen hatte, und so beginnt sein Bericht:

Ich, Daniel, sah in meiner nächtlichen Vision, wie aus allen vier Himmelsrichtungen ein starker Wind kam und das Meer aufwühlte. Vier große Tiere stiegen aus dem Wasser empor; sie waren alle verschieden.

Das erste sah aus wie ein Löwe, es hatte jedoch Adlerflügel. Während ich es betrachtete, wurden ihm plötzlich die Flügel abgerissen, es wurde aufgerichtet und wie ein Mensch auf zwei Füße gestellt. Dann bekam es das Herz eines Menschen.

Das zweite Tier sah aus wie ein Bär und hatte sich mit einer Seite aufgerichtet. Zwischen den Zähnen hielt es drei Rippenknochen fest. Man rief ihm zu: »Los, steh auf und friss viel Fleisch!«

Dann sah ich das nächste Tier erscheinen. Es glich einem Leoparden, hatte aber vier Vogelflügel auf dem Rücken und vier Köpfe. Ihm wurde große Macht gegeben.

Zuletzt sah ich in der Vision ein viertes Tier. Sein Anblick war grauenerregend, und es strotzte vor Kraft. Was es mit seinen gewaltigen Zähnen aus Eisen nicht zermalmte und hinunterschlang, das zertrat es mit den Füßen. Von den anderen Tieren unterschied es sich völlig. Es hatte zehn Hörner. Als ich die Hörner genau betrachtete, sah ich ein weiteres, kleines Horn zwischen ihnen hervorwachsen. Drei Hörner wurden herausgerissen, um ihm Platz zu machen. Ich bemerkte, dass dieses Horn Menschenaugen besaß und ein Maul, das große Reden schwang.

Während ich noch schaute, wurden Thronsessel aufgestellt. Der von alters her ist, setzte sich auf einen von ihnen. Sein Gewand war weiß wie Schnee und sein Haar so hell wie reine Wolle. Sein Thron stand auf Rädern aus Feuer und war von Flammen umgeben, 10 ja, ein ganzer Feuerstrom ging von ihm aus. Tausende und Abertausende von Engeln, eine unzählbare Menge, standen vor ihm und dienten ihm. Nun trat ein Gericht zusammen, und Bücher wurden geöffnet.

11 Ich schaute wieder auf das Horn, das so selbstgefällig daherredete. Plötzlich wurde das Tier, zu dem es gehörte, getötet und ins lodernde Feuer geworfen. 12 Die anderen drei Tiere hatten ihre Macht schon eingebüßt, sie durften aber weiterleben bis zu der Zeit, die Gott ihnen bestimmt hatte.

13 Doch ich sah noch mehr in meiner Vision: Mit den Wolken des Himmels kam einer, der aussah wie ein Mensch[q]. Man führte ihn zu dem, der von alters her ist, 14 und dieser verlieh ihm Macht, Ehre und königliche Würde. Die Menschen aller Länder, Völker und Sprachen dienten ihm. Für immer und ewig wird er herrschen, sein Reich wird niemals zerstört!

15 Was ich in der Vision sah, erschreckte und beunruhigte mich. 16 Deshalb ging ich zu einem von denen, die in der Nähe standen, und bat ihn: »Sag mir, was dies alles zu bedeuten hat.« Er erklärte: 17 »Die vier Tiere sind vier Königreiche, die große Macht auf der Erde erlangen werden. 18 Aber schließlich wird das heilige Volk des höchsten Gottes die Herrschaft empfangen und sie für alle Zeiten behalten – ja, bis in alle Ewigkeit.«

19 Ich wollte gern noch mehr über das vierte Tier erfahren, das sich so sehr von den anderen unterschied und grauenhaft aussah. Was es mit seinen gewaltigen Zähnen aus Eisen nicht hinunterschlang und mit seinen Krallen aus Bronze nicht zerriss, das zertrat es mit den Füßen. 20 Besonders wollte ich wissen, was die zehn Hörner auf seinem Kopf zu bedeuten hatten und das kleine Horn, das plötzlich hervorgewachsen war und drei andere verdrängt hatte. Es besaß Menschenaugen und ein Maul, das große Reden schwang, und es war furchterregender als die übrigen Hörner. 21 Ich sah, wie dieses Horn Krieg gegen das heilige Volk Gottes führte und es besiegte. 22 Aber dann griff der ein, der von alters her ist. Er übertrug dem heiligen Volk des höchsten Gottes die Vollmacht, Gericht zu halten.[r] Nun war die Zeit gekommen, in der sie die Herrschaft ausüben konnten.

23 Der Engel, den ich nach der Bedeutung des Traumes gefragt hatte, erklärte mir:[s] »Das vierte Tier bedeutet ein viertes Reich, das sich von allen früheren unterscheidet. Es wird die ganze Erde verschlingen, zermalmen und niedertreten. 24 Die zehn Hörner sind zehn Könige, die aus diesem Reich hervorgehen werden. Nach ihnen jedoch kommt ein Herrscher an die Macht, der ganz anders ist als seine Vorgänger. Er wird drei Könige stürzen. 25 Sogar den höchsten Gott wird er verhöhnen und das heilige Volk Gottes niederzwingen. Mit allen Mitteln versucht er, die heiligen Feste abzuschaffen und das Recht zu verändern. Gottes Volk wird für einen Zeitraum, dann für zwei Zeiträume und nochmals für einen halben Zeitraum[t] seiner Gewalt ausgeliefert sein.

26 Dann jedoch tritt das Gericht im Himmel zusammen. Es wird diesen Herrscher stürzen und seiner Macht ein für alle Mal ein Ende bereiten. 27 Schließlich wird der höchste Gott seinem Volk die Herrschaft übertragen und ihm die Größe und Macht aller Königreiche der Erde verleihen. Gottes Reich bleibt für immer bestehen, alle Mächtigen werden ihm dienen und gehorchen.«

28 Bis hierher ging mein Traum. Ich war betäubt vor Schreck und kreidebleich; doch ich behielt alles im Gedächtnis, was ich gesehen hatte.

Daniels zweite Vision vom Schafbock und Ziegenbock

Im 3. Regierungsjahr von König Belsazar hatte ich, Daniel, eine zweite Vision: Dabei sah ich mich selbst in der königlichen Residenz Susa in der Provinz Elam. Ich stand am Ulai-Kanal, und als ich mich umschaute, entdeckte ich am Ufer einen Schafbock. Er hatte zwei lange Hörner; das eine war größer als das andere, obwohl es erst später gewachsen war. Ich sah, wie der Schafbock mit seinen Hörnern nach Westen, Norden und Süden Stöße austeilte. Kein Tier konnte sich ihm widersetzen, und wenn er eines in seiner Gewalt hatte, konnte niemand mehr helfen. Er tat, was er wollte, und wurde immer mächtiger.

Während ich noch darüber nachdachte, was dies zu bedeuten hatte, kam plötzlich ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde. Er lief so schnell, dass er kaum den Boden berührte. Zwischen den Augen hatte er ein auffällig starkes Horn. Als er bei dem Schafbock angelangt war, den ich am Kanal gesehen hatte, stürzte er sich mit voller Wucht auf ihn und griff ihn an. Die zwei kämpften erbittert, bis der Ziegenbock seinem Feind beide Hörner abbrach. Der Schafbock hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren, er wurde zu Boden geworfen und zertrampelt. Niemand kam ihm zu Hilfe.

Jetzt wurde der Ziegenbock noch mächtiger, doch auf dem Höhepunkt seiner Macht brach das große Horn ab. An seiner Stelle kamen vier andere Hörner zum Vorschein, die in alle vier Himmelsrichtungen wuchsen. Aus einem von ihnen brach noch ein weiteres Horn hervor. Zuerst war es sehr klein, aber dann wuchs es immer mehr nach Süden, nach Osten und in Richtung Israel, des herrlichen Landes. 10 Ja, es erreichte sogar die Mächte des Himmels, warf einige von ihnen und von den Sternen auf die Erde hinunter und zertrat sie. 11 Selbst den Herrn des Himmels forderte es heraus, denn es schaffte die regelmäßigen Opfer ab, die ihm dargebracht wurden, und entweihte seinen Tempel. 12 Es setzte ein ganzes Heer ein, das die täglichen Opfer mit Gewalt unterbinden sollte.[u] So trat es die Wahrheit mit Füßen, und was immer es unternahm, gelang ihm.

13 Dann hörte ich, wie ein Engel einen anderen fragte: »Wie lange wird all das dauern, was in der Vision zu sehen war? Wann wird man Gott wieder die regelmäßigen Opfer darbringen können? Wann hat die Auflehnung gegen den Herrn des Himmels und die schreckliche Entweihung des Tempels ein Ende?« 14 Der andere Engel antwortete: »Erst nach 2300 Tagen[v] wird das Heiligtum wieder neu geweiht werden.«

15 Ich dachte noch über das Gesehene nach, als plötzlich jemand vor mir stand, der wie ein Mann aussah. 16 Gleichzeitig hörte ich, wie eine Stimme vom Ulai-Kanal ihm zurief: »Gabriel, erkläre du ihm die Vision!« 17 Der Engel trat ganz nahe an mich heran. Ich erschrak und fiel vor ihm zu Boden. Er aber sagte zu mir: »Du Mensch, hör genau zu: Dir wurde vor Augen geführt, was in der fernen Zukunft geschehen wird.«

18 Während er so zu mir sprach, lag ich wie betäubt am Boden mit dem Gesicht nach unten. Doch der Engel berührte mich und half mir wieder auf die Beine. 19 Dann sagte er: »Ich will dir erklären, was sich ereignet, wenn Gottes Zorn losbricht und das Ende kommt. Die Zeit dafür ist schon festgelegt. 20 Der Schafbock mit den beiden Hörnern ist das Reich der Meder und Perser mit ihren Herrschern. 21 Der zottige Ziegenbock ist das Reich der Griechen, und das große Horn zwischen den Augen des Bocks der erste König dieses Reiches. 22 Du hast gesehen, wie das Horn abbrach und an seiner Stelle vier andere nachwuchsen. Dies bedeutet, dass aus dem einen Königreich vier andere entstehen werden. Sie werden aber nicht so mächtig sein wie das erste. 23 Am Ende ihrer Herrschaft wird die Gottlosigkeit überhandnehmen und das Maß der Schuld voll sein.

Dann kommt ein rücksichtsloser und hinterhältiger König 24 und erlangt große Macht, wenn auch nicht aus eigener Kraft. Schreckliches Verderben richtet er an, und was er unternimmt, das hat Erfolg. Er schaltet mächtige Herrscher aus, sogar Gottes heiliges Volk stürzt er ins Verderben. 25 Weil er so schlau und gerissen ist, gelingt es ihm, die Menschen zu täuschen. In seinem Größenwahn bringt er viele ohne jede Warnung um. Selbst dem höchsten Herrn stellt er sich entgegen, doch schließlich wird er ohne menschliches Zutun vernichtet.

26 Hör zu, Daniel! Alles, was du über die 2300 Tage erfahren hast, wird eintreffen. Behalte die Vision genau im Gedächtnis! Denn es dauert noch lange, bis sie sich ganz erfüllt hat.«

27 Danach war ich völlig erschöpft und tagelang krank. Als es mir besser ging, nahm ich meinen Dienst beim König wieder auf. Doch ich war noch immer entsetzt über die Vision und konnte sie mir nicht erklären.

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