Print Page Options
Previous Prev Day Next DayNext

Bible in 90 Days

An intensive Bible reading plan that walks through the entire Bible in 90 days.
Duration: 88 days
Neue Genfer Übersetzung (NGU-DE)
Version
Lukas 2-9

Die Geburt Jesu

In jener Zeit erließ Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs[a], sich ´in Steuerlisten` eintragen zu lassen. Es war das erste Mal, dass solch eine Erhebung durchgeführt wurde; damals war Quirinius Gouverneur von Syrien.[b] So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen.

Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zum Haus und zur Nachkommenschaft Davids und begab sich deshalb von seinem Wohnort[c] Nazaret in Galiläa hinauf nach Betlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort zusammen mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen[d]. Maria war schwanger. Während sie nun in Betlehem waren, kam für Maria die Zeit der Entbindung. Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz[e] in der Unterkunft bekommen.

Engel und Hirten verkünden die Geburt des Messias

In der Umgebung von Betlehem waren Hirten, die ´mit ihrer Herde` draußen auf dem Feld lebten. Als sie in jener Nacht bei ihren Tieren Wache hielten, stand auf einmal ein Engel des Herrn vor ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umgab sie mit ihrem Glanz. Sie erschraken sehr, 10 aber der Engel sagte zu ihnen: »Ihr braucht euch nicht zu fürchten! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk große Freude herrschen wird.[f] 11 Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias[g], der Herr. 12 An folgendem Zeichen werdet ihr das Kind erkennen: Es ist[h] in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe.«

13 Mit einem Mal waren bei dem Engel große Scharen des himmlischen Heeres; sie priesen Gott und riefen:

14 »Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe,
und Frieden auf der Erde
für die Menschen[i], auf denen sein Wohlgefallen ruht[j]

15 Daraufhin kehrten die Engel in den Himmel zurück.

Da sagten die Hirten zueinander: »Kommt, wir gehen nach Betlehem! Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und was der Herr uns verkünden ließ.« 16 Sie machten sich auf den Weg, so schnell sie konnten, und fanden Maria und Josef und ´bei ihnen` das Kind, das in der Futterkrippe lag. 17 Nachdem sie es gesehen hatten, erzählten sie ´überall`[k], was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, mit denen die Hirten sprachen, staunten über das, was ihnen da berichtet wurde. 19 Maria aber prägte sich alle diese Dinge ein[l] und dachte immer wieder darüber nach. 20 Die Hirten kehrten zu ihrer Herde zurück. Sie rühmten und priesen Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten; es war alles so gewesen, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.

Beschneidung und Namengebung

21 Acht Tage später, als die Zeit gekommen war, das Kind zu beschneiden, gab man ihm den Namen Jesus – den Namen, den der Engel genannt hatte, noch bevor Maria das Kind empfing.

Jesus wird im Tempel Gott geweiht

22 Als dann die im Gesetz des Mose festgelegte Zeit der Reinigung[m] vorüber war, brachten Josef und Maria das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn zu weihen 23 und so nach dem Gesetz des Herrn zu handeln, in dem es heißt[n]: »Jede männliche Erstgeburt soll als heilig für den Herrn gelten.«[o] 24 Außerdem brachten sie das Reinigungsopfer dar, für das das Gesetz des Herrn ein Turteltaubenpaar oder zwei junge Tauben vorschrieb.[p]

Die Begegnung mit Simeon

25 Damals lebte in Jerusalem ein Mann namens Simeon; er war rechtschaffen, richtete sich nach Gottes Willen und wartete auf die Hilfe für Israel[q]. Der Heilige Geist ruhte auf ihm, 26 und durch den Heiligen Geist war ihm auch gezeigt worden, dass er nicht sterben werde[r], bevor er den vom Herrn gesandten Messias[s] gesehen habe. 27 Vom Geist geleitet,[t] war er an jenem Tag in den Tempel gekommen. Als nun Jesu Eltern das Kind hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, 28 nahm Simeon das Kind in seine Arme, pries Gott und sagte:

29 »Herr, nun kann dein Diener in Frieden sterben[u],
denn du hast deine Zusage erfüllt.
30 Mit eigenen Augen habe ich das Heil[v] gesehen,
31 das du für alle Völker[w] bereitet hast –
32 ein Licht, das die Nationen erleuchtet,
und der Ruhm deines Volkes Israel[x]

33 Jesu Vater und Mutter waren erstaunt, als sie Simeon so über ihr Kind reden hörten. 34 Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: »Er ist dazu bestimmt, dass viele in Israel an ihm zu Fall kommen und viele durch ihn aufgerichtet werden. Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird – 35 so sehr, dass auch dir ein Schwert durch die Seele dringen wird. Aber dadurch wird bei vielen an den Tag kommen, was für Gedanken in ihren Herzen sind.«

Die Prophetin Hanna

36 ´In Jerusalem` lebte damals auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuels aus dem Stamm Ascher. Sie war schon sehr alt. Nach siebenjähriger Ehe war ihr Mann gestorben[y]; 37 sie war Witwe geblieben und war nun vierundachtzig Jahre alt[z]. Sie verbrachte ihre ganze Zeit im Tempel und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. 38 Auch sie trat jetzt zu Josef und Maria. Voller Dank pries sie Gott, und zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten, sprach sie über dieses Kind.

Rückkehr nach Nazaret. Jesu Kindheit

39 Als Josef und Maria alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn verlangte, kehrten sie nach Galiläa in ihre Heimatstadt Nazaret zurück. 40 Jesus wuchs heran; er war ein kräftiges Kind, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

41 Jesu Eltern zogen jedes Jahr zum Passafest nach Jerusalem hinauf. 42 Als Jesus zwölf Jahre alt war, nahmen sie den Jungen mit und gingen wieder dorthin, wie es der Sitte[aa] entsprach. 43 Doch als sie sich nach den Festtagen auf den Heimweg machten, blieb Jesus[ab] in Jerusalem, ohne dass seine Eltern etwas davon wussten. 44 Sie dachten, er sei irgendwo in der Pilgerschar. Erst nachdem sie eine Tagereise zurückgelegt hatten, fingen sie an, unter Verwandten und Bekannten nach ihm zu suchen. 45 Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück, um ihn dort zu suchen. 46 Endlich, nach drei Tagen[ac], fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Gesetzeslehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. 47 Alle, die dabei waren, staunten über die Klugheit seiner Antworten[ad].

48 Seine Eltern waren völlig überrascht, ihn hier zu sehen. »Kind«, sagte seine Mutter zu ihm, »wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich verzweifelt[ae] gesucht.« 49 Jesus erwiderte: »Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss[af] 50 Doch sie verstanden nicht, was er damit meinte.

51 Jesus kehrte mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter behielt alle diese Dinge im Gedächtnis[ag].

Jesu Jugendzeit

52 Jesus nahm weiter zu an Weisheit und wuchs zu einem jungen Mann heran. Gottes Gnade war mit ihm, und die Menschen hatten Freude an ihm.[ah]

Das Wirken Johannes’ des Täufers

Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Gouverneur von Judäa, Herodes regierte als Tetrarch[ai] in Galiläa, sein Bruder Philippus[aj] in Ituräa und Trachonitis, Lysanias[ak] in Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajafas.

Da bekam Johannes, der Sohn des Zacharias, in der Wüste von Gott seinen Auftrag.[al] Er durchzog die ganze Jordangegend und rief die Menschen dazu auf, umzukehren und sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu empfangen[am]. So erfüllte sich, was im Buch[an] des Propheten Jesaja steht:

»Hört, eine Stimme ruft in der Wüste:
›Bereitet dem Herrn den Weg!
Ebnet seine Pfade!‹
Jedes Tal soll aufgefüllt
und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen werden.
Krumme Wege müssen begradigt
und holprige eben gemacht werden.
Und die ganze Welt[ao] soll das Heil[ap] sehen,
das von Gott kommt.«[aq]

Die Menschen kamen[ar] in großer Zahl zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Doch er sagte zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht[as] entgehen? Bringt Früchte, die zeigen, dass es euch mit der Umkehr ernst ist[at], und denkt nicht im Stillen: ›Wir haben ja Abraham zum Vater!‹ Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.«

10 Da fragten ihn die Leute: »Was sollen wir denn tun?« 11 Johannes gab ihnen zur Antwort: »Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit dem teilen, der nichts hat.«

12 Auch Zolleinnehmer kamen, um sich taufen zu lassen; sie fragten ihn: »Meister, was sollen wir tun?« 13 Johannes erwiderte: »Verlangt nicht mehr von den Leuten, als festgesetzt ist.«

14 »Und wir«, fragten einige Soldaten, »was sollen wir denn tun?« Er antwortete: »Beraubt[au] und erpresst niemand, sondern gebt euch mit eurem Sold zufrieden!«

15 Das Volk war voll Erwartung, und alle fragten sich, ob Johannes etwa der Messias[av] sei. 16 Doch Johannes erklärte vor allen: »Ich taufe euch mit Wasser. Aber es kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin es nicht einmal wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen. Er wird euch mit[aw] dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 Er hat die Worfschaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen[ax]. Den Weizen wird er in die Scheune bringen, die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.«

18 Mit diesen und noch vielen anderen ernsten[ay] Worten verkündete Johannes dem Volk die Botschaft ´Gottes`. 19 Er wies auch den Tetrarchen Herodes zurecht, weil dieser dem eigenen Bruder dessen Frau Herodias weggenommen hatte[az]. Johannes hielt ihm außerdem all das Böse vor, das er ´sonst noch` getan hatte. 20 Da fügte Herodes allem begangenen Unrecht auch noch das hinzu, dass er Johannes ins Gefängnis werfen ließ.

Die Taufe Jesu

21 Unter all den vielen, die sich taufen ließen, war auch Jesus.[ba] Als er nach seiner Taufe betete, öffnete sich der Himmel, 22 und der Heilige Geist kam in sichtbarer[bb] Gestalt wie eine Taube auf ihn herab. Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude.[bc]«

Der Stammbaum Jesu

23 Jesus war ungefähr dreißig Jahre alt, als er anfing, ´öffentlich zu wirken`. Man hielt ihn für den Sohn Josefs. Josef war der Sohn Elis, 24 Eli der Sohn Mattats, Mattat der Sohn Levis, Levi der Sohn Melchis, Melchi der Sohn Jannais, Jannai der Sohn Josefs, 25 Josef der Sohn Mattitjas, Mattitja der Sohn des Amos, Amos der Sohn Nahums, Nahum der Sohn Heslis, Hesli der Sohn Naggais, 26 Naggai der Sohn Mahats, Mahat der Sohn Mattitjas, Mattitja der Sohn Schimis, Schimi der Sohn Josechs, Josech der Sohn Jodas, 27 Joda der Sohn Johanans, Johanan der Sohn Resas, Resa der Sohn Serubbabels, Serubbabel der Sohn Schealtiels, Schealtiel der Sohn Neris, 28 Neri der Sohn Melchis, Melchi der Sohn Addis, Addi der Sohn Kosams, Kosam der Sohn Elmadams, Elmadam der Sohn Ers, 29 Er der Sohn Josuas, Josua der Sohn Eliesers, Elieser der Sohn Jorims, Jorim der Sohn Mattats, Mattat der Sohn Levis, 30 Levi der Sohn Simeons, Simeon der Sohn Judas, Juda der Sohn Josefs, Josef der Sohn Jonams, Jonam der Sohn Eljakims, 31 Eljakim der Sohn Meleas, Melea der Sohn Mennas, Menna der Sohn Mattatas, Mattata der Sohn Natans, Natan der Sohn Davids, 32 David der Sohn Isais, Isai der Sohn Obeds, Obed der Sohn des Boas, Boas der Sohn Salmons[bd], Salmon der Sohn Nachschons, 33 Nachschon der Sohn Amminadabs, Amminadab der Sohn Admins, Admin der Sohn Arnis, Arni der Sohn Hezrons, Hezron der Sohn des Perez, Perez der Sohn Judas, 34 Juda der Sohn Jakobs, Jakob der Sohn Isaaks, Isaak der Sohn Abrahams, Abraham der Sohn Terachs, Terach der Sohn Nahors, 35 Nahor der Sohn Serugs, Serug der Sohn Regus, Regu der Sohn Pelegs, Peleg der Sohn Ebers, Eber der Sohn Schelachs, 36 Schelach der Sohn Kenans, Kenan der Sohn Arpachschads, Arpachschad der Sohn Sems, Sem der Sohn Noahs, Noah der Sohn Lamechs, 37 Lamech der Sohn Metusalems, Metusalem der Sohn Henochs, Henoch der Sohn Jereds, Jered der Sohn Mahalalels, Mahalalel der Sohn Kenans, 38 Kenan der Sohn des Enosch, Enosch der Sohn Sets, Set der Sohn Adams; Adam war von Gott erschaffen[be].

Die Versuchung Jesu

Erfüllt mit dem Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Vierzig Tage war er, vom Geist geführt, in der Wüste und wurde[bf] vom Teufel versucht. Während jener ganzen Zeit aß er nichts, sodass er am Ende sehr hungrig war.

Da sagte der Teufel zu ihm: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl diesem Stein hier, er soll zu Brot werden.« Aber Jesus gab ihm zur Antwort: »Es heißt in der Schrift: ›Der Mensch lebt[bg] nicht nur von Brot.‹[bh]«

Der Teufel führte ihn an eine hochgelegene Stelle[bi], zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde und sagte: »Alle diese Macht und Herrlichkeit will ich dir geben. Denn mir ist das alles übergeben, und ich gebe es, wem ich will. Du brauchst mich nur anzubeten, und alles gehört dir.« Aber Jesus entgegnete: »Es heißt in der Schrift: ›Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten; ihm allein sollst du dienen.‹[bj]«

Der Teufel führte ihn auch nach Jerusalem, stellte ihn auf einen Vorsprung des Tempeldaches[bk] und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann stürz dich von hier hinunter! 10 Denn es heißt in der Schrift:

›Er wird seine Engel schicken[bl],
damit sie dich behüten.
11 Sie werden dich auf ihren Händen tragen,
damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt.‹[bm]«

12 Jesus erwiderte: »Es heißt aber auch: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern!‹[bn]«

13 Nachdem der Teufel alles versucht hatte, um Jesus zu Fall zu bringen[bo], ließ er ihn für einige Zeit[bp] in Ruhe.

Jesu erstes öffentliches Wirken in Galiläa

14 Erfüllt mit der Kraft des Geistes, kehrte Jesus nach Galiläa zurück. Bald sprach man in der ganzen Gegend von ihm. 15 Er lehrte in den[bq] Synagogen und wurde von allen hoch geachtet.

Jesus in seiner Heimatstadt Nazaret

16 So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Am Sabbat ging er, wie er es gewohnt war, in die Synagoge. Er stand auf, um ´aus der Schrift` vorzulesen, 17 und man reichte ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er rollte sie auf und las[br] die Stelle, an der es heißt:

18 »Der Geist des Herrn ruht auf mir,
denn der Herr hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt mit dem Auftrag,
den Armen gute Botschaft zu bringen[bs],
den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen,
und den Blinden, dass sie sehen werden,
den Unterdrückten die Freiheit zu bringen,
19 und ein Jahr der Gnade des Herrn auszurufen.«[bt]

20 Jesus rollte die Buchrolle zusammen, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge sahen ihn gespannt an. 21 Er begann zu reden. »Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt«, sagte er zu ihnen. »Ihr seid Zeugen.«[bu]

22 Alle waren von ihm beeindruckt und staunten über seine Worte. Sie mussten zugeben, dass das, was er sagte, ihm von Gott geschenkt war.[bv] »Aber ist er denn nicht der Sohn Josefs?«, fragten sie.

23 Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet mir sicher das Sprichwort vorhalten: ›Arzt, hilf dir selbst!‹ und werdet sagen: ›Wie wir gehört haben, hast du in Kafarnaum große Dinge getan. Nun, dann tu sie auch hier in deiner Vaterstadt!‹«

24 »Ich sage euch«, fuhr Jesus fort, »kein Prophet gilt etwas in seiner Vaterstadt. 25 Im Übrigen erinnere ich euch an Folgendes[bw]: Es gab in Israel viele Witwen, als es in den Tagen Elias drei Jahre und sechs Monate nicht regnete[bx] und im ganzen Land eine große Hungersnot herrschte. 26 Und doch wurde Elia zu keiner von ihnen geschickt, sondern zu einer Witwe in Sarepta im Gebiet von Sidon. 27 Und zur Zeit des Propheten Elisa gab es in Israel viele Aussätzige. Aber nicht einer von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman.«

28 Als die Leute in der Synagoge das hörten, packte sie alle die Wut. 29 Sie sprangen auf, zerrten Jesus zur Stadt hinaus und führten ihn an einen Abhang des Hügels, auf dem ihre Stadt erbaut war; dort wollten sie ihn hinunterstürzen. 30 Jesus aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging fort.

Austreibung eines bösen Geistes in der Synagoge von Kafarnaum

31 Jesus ging hinunter nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und sprach[by] dort am Sabbat zu den Menschen. 32 Sie waren von seiner Lehre tief beeindruckt, denn er redete mit Vollmacht.

33 In der Synagoge war auch ein Mann, der einen bösen Geist hatte, einen Dämon[bz]. Er schrie mit lauter Stimme: 34 »Was[ca] willst du von uns, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns zugrunde zu richten?[cb] Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!« – 35 »Schweig!«, befahl ihm Jesus. »Verlass diesen Mann!« Da warf der Dämon den Mann mitten in der Synagoge zu Boden und verließ ihn, ohne ihm noch etwas antun zu können.

36 Furcht und Staunen ergriff alle, und sie sagten zueinander: »Was für eine Vollmacht und Kraft hat sein Wort! Er befiehlt den bösen Geistern[cc] auszufahren, und sie fahren aus.« 37 Bald gab es in der ganzen Gegend keinen Ort mehr, an dem man nicht von Jesus sprach.

Weiteres Wirken Jesu in Kafarnaum

38 Von der Synagoge aus ging Jesus[cd] in das Haus Simons. Dessen Schwiegermutter hatte hohes Fieber, und man bat Jesus, ihr zu helfen. 39 Er trat zu ihr hin, beugte sich über sie und befahl dem Fieber, sie zu verlassen. Das Fieber verschwand, und sofort stand sie auf und sorgte für das Wohl Jesu und seiner Begleiter[ce].

40 Als die Sonne unterging, brachten alle Leute ihre Kranken zu Jesus – Menschen mit den verschiedensten Leiden. Er legte jedem Einzelnen von ihnen die Hände auf und heilte sie. 41 Von vielen fuhren auch Dämonen aus; diese schrien: »Du bist der Sohn Gottes!« Aber Jesus trat ihnen mit Nachdruck entgegen und verbot ihnen zu reden; denn sie wussten, dass er der Messias[cf] war.

Jesu Botschaft soll alle erreichen

42 Bei Tagesanbruch verließ Jesus ´das Haus[cg]` und ging an einen einsamen Ort. Doch die Leute suchten ihn, bis sie ihn gefunden hatten. Sie wollten ihn festhalten und verhindern, dass er von ihnen wegging. 43 Aber er sagte zu ihnen: »Ich muss auch den anderen Städten die Botschaft vom Reich Gottes verkünden, denn dazu bin ich gesandt worden.« 44 Von da an verkündete er die Botschaft vom Reich Gottes überall in den Synagogen des jüdischen Landes[ch].

Die Berufung der ersten Jünger

Eines Tages stand Jesus am See Gennesaret; eine große Menschenmenge drängte sich um ihn und wollte das Wort Gottes hören[ci]. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit auf den See hinauszufahren. So konnte er im Boot sitzen und von dort aus zu den Menschen sprechen[cj].

Als er aufgehört hatte zu reden, wandte er sich an Simon und sagte: »Fahr jetzt weiter hinaus auf den See; werft dort eure Netze zum Fang aus!« Simon antwortete: »Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und haben nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.« Das taten sie dann auch, und sie fingen eine solche Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen begannen. Deshalb winkten sie den Fischern[ck] im anderen Boot, sie sollten kommen und mit anpacken. Zusammen füllten sie die beiden Boote, bis diese schließlich so voll waren, dass sie zu sinken drohten.

Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.« Denn ihm und allen, die bei ihm ´im Boot` waren, war der Schreck in die Glieder gefahren, weil sie solch einen Fang gemacht hatten, 10 und genauso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die zusammen mit Simon Fischfang betrieben[cl]. Doch Jesus sagte zu Simon: »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein.« 11 Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und schlossen sich ihm an[cm].

Heilung eines Aussätzigen

12 In einer der Städte, durch die Jesus kam, war ein Mann, der am ganzen Körper Aussatz hatte. Als er Jesus sah, warf er sich vor ihm nieder und flehte ihn an: »Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen.« 13 Da streckte Jesus die Hand aus und berührte ihn. »Ich will es«, sagte er, »sei rein!« Im selben Augenblick verschwand der Aussatz. 14 Jesus verbot dem Geheilten, mit jemand darüber zu sprechen. »Geh statt dessen zum Priester«, befahl er, »zeig dich ihm und bring das Opfer für deine Reinigung dar, wie Mose es vorgeschrieben hat. Das soll ein Zeichen[cn] für sie sein.«

15 Jesus wurde immer bekannter[co]; die Menschen strömten in Scharen herbei, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. 16 Er aber zog sich[cp] in die Einsamkeit zurück, um zu beten.

Heilung eines Gelähmten

17 Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus allen Dörfern Galiläas und aus Judäa und[cq] Jerusalem gekommen waren. Die Kraft des Herrn war durch ihn wirksam, sodass Heilungen geschehen konnten.[cr] 18 Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie versuchten, ihn ins Haus hineinzutragen, um ihn vor Jesus niederzulegen. 19 Doch es herrschte ein solches Gedränge, dass sie keinen Weg fanden, den Kranken zu ihm zu bringen. Da stiegen sie auf das Dach des Hauses, deckten einige Ziegel ab und ließen den Gelähmten samt seiner Bahre mitten in den Raum hinunter, genau vor Jesus. 20 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: »Mein Freund[cs], deine Sünden sind dir vergeben!«

21 Das erregte den Widerspruch der Schriftgelehrten und Pharisäer.[ct] »Wer ist dieser Mensch, der solche Gotteslästerungen ausspricht?«, fragten sie sich. »Niemand kann Sünden vergeben außer Gott.« 22 Jesus wusste, was sie dachten. »Warum gebt ihr solchen Gedanken Raum in euren Herzen?«, fragte er sie. 23 »Was ist leichter – zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹ oder: ›Steh auf und geh umher!‹? 24 Doch ihr sollt wissen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.« Und er wandte sich zu dem Gelähmten und sagte: »Ich befehle dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause!« 25 Sofort stand der Mann auf, nahm vor ihren Augen die Bahre, auf der er gelegen hatte, und ging, Gott lobend und preisend, nach Hause. 26 Da gerieten alle außer sich vor Staunen und priesen Gott; voll Ehrfurcht sagten sie: »Heute haben wir unglaubliche Dinge erlebt.«

Die Berufung des Zolleinnehmers Levi

27 Als Jesus danach weiterging und am Zollhaus vorbeikam, sah er dort einen Zolleinnehmer sitzen, einen Mann namens Levi. Jesus sagte zu ihm: »Folge mir nach!« 28 Da stand Levi auf, ließ alles zurück und folgte Jesus.

Jesu Gemeinschaft mit Zolleinnehmern und Sündern

29 Levi gab Jesus zu Ehren in seinem Haus ein großes Fest. Zusammen mit Jesus und seinen Jüngern[cu] nahmen zahlreiche Zolleinnehmer und andere ´Leute von zweifelhaftem Ruf` an dem Essen teil. 30 Die Pharisäer und ihre Anhänger unter den Schriftgelehrten[cv] waren darüber empört und stellten die Jünger zur Rede. »Wie könnt ihr nur zusammen mit Zolleinnehmern und Sündern essen und trinken?«, sagten sie. 31 Jesus selbst gab ihnen die Antwort: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. 32 Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen; ich bin gekommen, um Sünder zur Umkehr zu rufen.«

Junger Wein gehört nicht in alte Schläuche

33 Daraufhin sagten sie zu Jesus: »Die Jünger des Johannes fasten oft und verrichten Gebete, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger jedoch ´fasten nicht, sondern` essen und trinken.« 34 Jesus entgegnete ihnen: »Könnt ihr etwa bei einer Hochzeit die Gäste[cw] fasten lassen, während der Bräutigam noch bei ihnen ist? 35 Es kommt allerdings eine Zeit, wo ihnen der Bräutigam entrissen sein wird; dann[cx] werden sie fasten.«

36 Jesus gebrauchte noch einen Vergleich; er sagte: »Niemand schneidet ein Stück Stoff aus einem neuen Kleid und flickt damit ein altes; sonst ist das neue Kleid zerschnitten, und zu dem alten passt das herausgeschnittene Stück ja gar nicht. 37 Auch füllt niemand jungen Wein in alte Schläuche. Er gärt ja noch und würde die Schläuche zum Platzen bringen; der Wein würde auslaufen, und auch die Schläuche wären nicht mehr zu gebrauchen. 38 Nein, jungen Wein füllt man in neue Schläuche. 39 Aber niemand, der vom alten Wein getrunken hat, will vom jungen etwas wissen. ›Der alte ist besser[cy]‹, sagt er.«

Jesus ist Herr über den Sabbat

An einem Sabbat[cz] ging Jesus durch die Felder. Seine Jünger rissen Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen die Körner. Da sagten einige der Pharisäer: »Was tut ihr da? Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt!« Jesus entgegnete ihnen: »Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter Hunger hatten? Wie er ins Haus Gottes ging, die geweihten Brote nahm, davon aß und auch seinen Begleitern davon gab, obwohl doch niemand außer den Priestern davon essen darf?« Und Jesus fügte hinzu: »Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.«

Jesus heilt am Sabbat

An einem anderen Sabbat, als Jesus in die Synagoge ging und lehrte, war dort ein Mann, dessen rechte Hand verkrüppelt war. Die Schriftgelehrten und Pharisäer beobachteten Jesus aufmerksam; sie wollten sehen, ob er am Sabbat heilen würde. Sie hofften nämlich, einen Vorwand zu finden, um ihn anklagen zu können. Jesus wusste, was sie dachten. »Steh auf und komm nach vorn[da]!«, sagte er zu dem Mann mit der verkrüppelten Hand. Der Mann stand auf und trat vor. Nun wandte sich Jesus zu den Schriftgelehrten und Pharisäern[db] und sagte: »Ich frage euch: Was ist richtig[dc] – am Sabbat Gutes zu tun oder Böses? Einem Menschen das Leben zu retten oder ihn ins Verderben zu stürzen[dd] 10 Er sah sie alle der Reihe nach an. Dann befahl er dem Mann: »Streck deine Hand aus!« Der Mann tat es, und seine Hand war geheilt. 11 Da wurden sie von sinnloser Wut gepackt und berieten miteinander, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.

Die zwölf Apostel

12 In jener Zeit zog sich Jesus auf einen Berg[de] zurück, um zu beten. Die ganze Nacht verbrachte er im Gebet[df]. 13 Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf von ihnen aus, die er Apostel nannte. Es waren:

14 Simon, dem er auch den Namen Petrus gab,
dessen Bruder Andreas,
Jakobus,
Johannes,
Philippus,
Bartholomäus,
15 Matthäus,
Thomas,
Jakobus, der Sohn des Alphäus,
Simon, den man den Zeloten nannte,
16 Judas, der Sohn des Jakobus,
und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.

Jesus lehrt und heilt

17 Dann stieg Jesus mit ihnen den Berg hinunter bis zu einem ebenen Platz, wo sich eine große Schar seiner Jünger und eine große Menschenmenge aus dem ganzen jüdischen Land[dg], aus Jerusalem und aus dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon um ihn versammelte. 18 Sie waren gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Auch die von bösen[dh] Geistern Geplagten fanden Heilung. 19 Jeder versuchte, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle gesund machte.

Die Bergpredigt (Verse 20-49)

Wer glücklich zu preisen ist und wer nicht

20 Jesus blickte seine Jünger an und sagte:

»Glücklich zu preisen seid ihr, die ihr arm seid;
denn euch gehört das Reich Gottes.
21 Glücklich zu preisen seid ihr, die ihr jetzt hungert;
denn ihr werdet satt werden.
Glücklich zu preisen seid ihr, die ihr jetzt weint;
denn ihr werdet lachen.

22 Glücklich zu preisen seid ihr, wenn ihr[di] um des Menschensohnes willen gehasst und ausgestoßen werdet und wenn man euch um seinetwillen beschimpft und euren Namen in den Schmutz zieht[dj]. 23 Freut euch, wenn das geschieht; tanzt und springt vor Freude! Denn im Himmel wartet eine große Belohnung auf euch. Genauso haben es ja ihre Vorfahren mit den Propheten gemacht.

24 Doch weh euch, die ihr reich seid;
denn ihr habt euren Trost ´damit schon` erhalten.
25 Weh euch, die ihr jetzt satt seid;
denn ihr werdet hungern.
Weh euch, die ihr jetzt lacht;
denn ihr werdet trauern und weinen.

26 Und weh euch, wenn alle Leute gut von euch reden! Genauso haben es ja ihre Vorfahren mit den falschen Propheten gemacht.«

Liebe zu den Feinden. Grundregeln für das Verhalten gegenüber anderen

27 »Aber euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen; 28 segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch Böses tun[dk]. 29 Schlägt dich jemand auf die eine Backe, dann halt ihm auch die andere hin, und nimmt dir jemand den Mantel, dann lass ihm auch das Hemd. 30 Gib jedem, der dich bittet, und wenn dir jemand etwas nimmt, dann fordere es nicht zurück. 31 Handelt allen Menschen gegenüber so, wie ihr es von ihnen euch gegenüber erwartet.

32 Wenn ihr die liebt, die euch Liebe erweisen, verdient ihr dafür etwa besondere Anerkennung? Auch die Menschen, die nicht nach Gott fragen,[dl] lieben die, von denen sie Liebe erfahren. 33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, verdient ihr dafür besondere Anerkennung? So handeln doch auch die, die nicht nach Gott fragen. 34 Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr ebenfalls etwas erwarten könnt[dm], verdient ihr dafür besondere Anerkennung? Auch bei denen, die nicht nach Gott fragen, leiht einer dem anderen in der Hoffnung auf eine entsprechende Gegenleistung[dn]. 35 Nein, gerade eure Feinde sollt ihr lieben! Tut Gutes und leiht[do], ohne etwas zurückzuerwarten[dp]. Dann wartet eine große Belohnung auf euch, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. 36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.«

Warnung vor selbstgerechtem Urteilen

37 »Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Sprecht frei, und ihr werdet freigesprochen werden.[dq] 38 Gebt, und es wird euch gegeben werden. Ein volles Maß wird man euch in den Schoß schütten, ein reichliches Maß, bis an den Rand gefüllt und überfließend. Denn das Maß, das ihr verwendet, wird auch bei euch verwendet werden.«

39 Jesus gebrauchte noch einen Vergleich; er sagte: »Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die Grube fallen? 40 Ein Jünger steht nicht über seinem Meister; wenn er alles von ihm gelernt hat, ist er ´höchstens` so weit gekommen wie dieser[dr].

41 Wie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst? 42 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ›Bruder, halt still! Ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge sitzt‹ – und bemerkst dabei den Balken im eigenen Auge nicht? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, herausziehen.«

Der Vergleich mit dem guten und mit dem schlechten Baum

43 »Ein guter[ds] Baum trägt keine schlechten[dt] Früchte, und ebenso wenig trägt ein schlechter[du] Baum gute Früchte. 44 Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von Dornbüschen pflückt man keine Feigen, und von Gestrüpp erntet man keine Trauben. 45 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil sein Herz mit Gutem erfüllt ist[dv]. Ein böser Mensch dagegen bringt Böses hervor, weil sein Herz mit Bösem erfüllt ist. Denn wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so redet er.[dw]«

Der Vergleich mit dem Hausbau

46 »Warum nennt ihr mich immerfort ›Herr‹[dx], wenn ihr doch nicht tut, was ich sage? 47 Wisst ihr, wem der gleicht, der zu mir kommt, meine Worte hört und danach handelt? Ich will es euch sagen[dy]. 48 Er gleicht einem Mann, der ein Haus baut und dabei tief ausschachtet und das Fundament auf felsigen Grund legt. Wenn dann Hochwasser kommt und die Flutwellen gegen das Haus schlagen, können sie es nicht erschüttern, so gut ist es gebaut. 49 Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht einem Mann, der ein Haus baut, ohne auszuschachten[dz] und ohne ein Fundament zu legen. Sobald die Flutwellen dagegen schlagen, stürzt es in sich zusammen und wird völlig zerstört[ea]

Der Hauptmann von Kafarnaum

Das Volk hörte allem zu, was Jesus sagte. Als er seine Rede beendet hatte, ging er nach Kafarnaum. Der Hauptmann ´einer dort stationierten Einheit` hatte einen Diener, den er sehr schätzte; dieser war schwer krank und lag im Sterben. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige Älteste der jüdischen Gemeinde[eb] zu ihm; sie sollten ihn bitten, zu kommen und seinem Diener das Leben zu retten[ec]. Die Männer gingen zu Jesus und baten ihn inständig, mit ihnen zu kommen. »Er ist es wert, dass du ihm diese Bitte erfüllst«, sagten sie. »Er liebt unser Volk und hat uns sogar die Synagoge gebaut.«

Jesus machte sich mit ihnen auf den Weg. Doch als er nicht mehr weit vom Haus des Hauptmanns entfernt war, schickte dieser ihm einige Freunde entgegen und ließ ihm ausrichten: »Herr, bemühe dich nicht! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb hielt ich mich auch nicht für würdig, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund. Ich bin ja selbst dem Befehl eines anderen unterstellt und habe meinerseits Soldaten unter mir. Wenn ich zu einem von ihnen sage: ›Geh!‹, dann geht er, und wenn ich zu einem sage: ›Komm!‹, dann kommt er; und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das und das!‹, dann tut er es.«

Jesus staunte über den Mann, als er das hörte. Er wandte sich um und sagte zu der Menge, die ihm folgte: »Ich versichere euch: Solch einen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.«

10 Als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, zu ihm zurückkamen, stellten sie fest, dass der Diener wieder gesund war.

Auferweckung eines Toten in Nain

11 Bald darauf[ed] zog Jesus in die Stadt Nain weiter, begleitet von seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge. 12 Als er sich dem Stadttor näherte, kam ihm ein Trauerzug entgegen[ee]. Der Tote war der einzige Sohn einer Witwe gewesen. Zahlreiche Menschen aus dem Ort begleiteten die Mutter ´zum Grab`. 13 Als der Herr die Frau sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl. »Weine nicht!«, sagte er zu ihr. 14 Er trat näher und berührte die Bahre. Die Träger blieben stehen, und Jesus sagte zu dem Toten: »Junger Mann, ich befehle dir: Steh auf!« 15 Da richtete sich der Tote auf und fing an zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.

16 Alle waren voller Ehrfurcht; sie priesen Gott und sagten: »Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten. Gott hat sich seines Volkes angenommen!« 17 Die Nachricht von diesem Ereignis[ef] verbreitete sich im ganzen jüdischen Land[eg]; sogar in allen umliegenden Gebieten sprach man von Jesus.

Ist Jesus der Messias? Die Frage des Johannes und die Antwort Jesu

18 Durch seine Jünger erfuhr auch Johannes von all diesen Dingen. Er rief zwei von ihnen zu sich 19 und gab ihnen den Auftrag, zum Herrn zu gehen und ihn zu fragen: »Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?« 20 Die beiden kamen zu Jesus und sagten: »Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: ›Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?‹« 21 Dabei wurden sie Zeugen, wie Jesus viele Kranke und Leidende und von bösen Geistern Geplagte heilte[eh] und vielen Blinden das Augenlicht schenkte.

22 Er gab den Boten zur Antwort: »Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt[ei], Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird ´Gottes` gute Botschaft verkündet. 23 Und glücklich zu preisen ist, wer nicht an mir Anstoß nimmt.«

Jesus und Johannes der Täufer

24 Als die Boten des Johannes wieder gegangen waren, wandte sich Jesus an die Menge und fing an, zu ihnen über Johannes zu sprechen. »Was wolltet ihr euch eigentlich ansehen, als ihr zu ihm in die Wüste hinausgingt?«, fragte er sie. »Ein Schilfrohr, das sich im Wind hin- und herbewegt? 25 Nein? Was wolltet ihr denn sonst dort draußen sehen? Einen Mann in feiner Kleidung? Ihr wisst doch: Leute, die vornehme Kleider tragen und im Überfluss leben, sind in den Königspalästen zu finden. 26 Was wolltet ihr also sehen, als ihr hinausgingt? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt einen Propheten gesehen, und noch mehr als das. 27 Johannes ist der, über den es in der Schrift heißt:

›Ich sende meinen Boten vor dir her;
er wird dir vorangehen und dein Wegbereiter sein.‹[ej]

28 Ich sage euch: Unter allen Menschen, die je geboren wurden,[ek] gibt es keinen Größeren als Johannes; und doch ist selbst der Geringste im Reich Gottes größer als er.

29 Alle, die Johannes zuhörten – das ganze Volk und sogar die Zolleinnehmer –, gaben Gott ´in seinem Urteil` Recht; sie haben sich von Johannes taufen lassen. 30 Nur die Pharisäer und die Gesetzeslehrer machten den Plan zunichte, den Gott für sie hatte; sie haben sich nicht von Johannes taufen lassen.[el]

31 Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Welches Bild trifft auf sie zu? 32 Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: ›Wir haben euch auf der Flöte ´lustige Lieder` gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder angestimmt, und ihr habt nicht geweint.‹ 33 So ist es doch: Johannes der Täufer ist gekommen, hat gefastet[em] und keinen Wein getrunken, und schon habt ihr gesagt: ›Er ist von einem bösen Geist besessen.‹ 34 Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt ´wie jedermann`, und da sagt ihr: ›Was für ein Schlemmer und Säufer, dieser Freund der Zolleinnehmer und Sünder!‹ 35 Und doch hat die Weisheit Gottes Recht; das zeigt sich an all denen, die sie angenommen haben.[en]«

Der Pharisäer und die Sünderin vor Jesus

36 Ein Pharisäer hatte Jesus zu sich zum Essen eingeladen, und Jesus war gekommen und hatte am Tisch Platz genommen[eo]. 37 In jener Stadt lebte eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war[ep]. Als sie erfuhr, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Gast war, nahm sie ein Alabastergefäß voll Salböl und ging dorthin. 38 Sie trat von hinten an das Fußende des Polsters, auf dem Jesus Platz genommen hatte,[eq] und brach in Weinen aus; dabei fielen ihre Tränen auf seine Füße. Da trocknete sie ihm die Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl.

39 Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, das sah, dachte er: »Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre, würde er die Frau kennen, von der er sich da berühren lässt; er wüsste, was für eine sündige Person das ist.«

40 Da wandte sich Jesus zu ihm. »Simon«, sagte er, »ich habe dir etwas zu sagen.« Simon erwiderte: »Meister, bitte sprich!« – 41 »Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher«, begann Jesus. »Der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. 42 Keiner der beiden konnte seine Schulden zurückzahlen. Da erließ er sie ihnen. Was meinst du: Welcher von den beiden wird ihm gegenüber wohl größere Dankbarkeit empfinden[er] 43 Simon antwortete: »Ich nehme an, der, dem er die größere Schuld erlassen hat.« – »Richtig[es]«, erwiderte Jesus.

44 Dann wies er auf die Frau[et] und sagte zu Simon: »Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gereicht; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt und mit ihrem Haar getrocknet. 45 Du hast mir keinen Kuss zur Begrüßung gegeben; sie aber hat, seit ich hier bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. 46 Du hast meinen Kopf nicht einmal mit gewöhnlichem Öl[eu] gesalbt, sie aber hat meine Füße mit kostbarem Salböl gesalbt. 47 Ich kann dir sagen, woher das kommt. Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben worden, darum hat sie mir viel Liebe erwiesen.[ev] Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.« 48 Und zu der Frau sagte Jesus: »Deine Sünden sind dir vergeben.«

49 Die anderen Gäste fragten sich[ew]: »Wer ist dieser Mann, der sogar Sünden vergibt?« 50 Jesus aber sagte zu der Frau: »Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!«

Frauen im Kreis der Jünger Jesu

In der nun folgenden Zeit zog Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf. Überall verkündete[ex] er die Botschaft vom Reich Gottes. Dabei begleiteten ihn die Zwölf sowie einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten ´geplagt gewesen waren und` durch ihn Heilung gefunden hatten: Maria aus Magdala[ey], aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, sowie Susanna und viele andere. Alle diese Frauen dienten Jesus und seinen Jüngern mit dem, was sie besaßen.

Das Gleichnis von der Saat, die auf viererlei Boden fällt

Die Menschen scharten sich in großer Zahl um Jesus, und von Ort zu Ort wurden es mehr, die mit ihm gingen[ez]. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis:

»Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Beim Ausstreuen der Saat fiel einiges auf den Weg[fa], wo es zertreten und von den Vögeln[fb] aufgepickt wurde. Einiges fiel auf felsigen Boden. Die Saat ging zwar auf, verdorrte aber bald, weil die nötige Feuchtigkeit fehlte. Einiges fiel mitten ins Dornengestrüpp. Die Dornbüsche wuchsen mit der Saat in die Höhe und erstickten sie. Und einiges fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfache Frucht.«

Jesus schloss mit dem Ausruf: »Wer Ohren hat und hören kann, der höre!«

Erklärung des Gleichnisses von der Saat

Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. 10 Da sagte er: »Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse seines Reiches[fc] zu verstehen; den Übrigen jedoch werden sie nur in Gleichnissen verkündet. Denn

›sie sollen sehen und doch nicht sehen,
sie sollen hören und doch nichts verstehen.‹[fd]

11 Das Gleichnis bedeutet Folgendes:

Die Saat ist das Wort Gottes. 12 Bei einigen, die es hören, ist es wie mit der Saat, die auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt das Wort wieder aus ihrem Herzen weg, sodass[fe] sie nicht glauben und daher auch nicht gerettet werden. 13 Bei anderen ist es wie mit der Saat, die auf felsigen Boden fällt. Wenn sie das Wort hören, nehmen sie es mit Freuden auf. Aber sie sind wie Pflanzen ohne Wurzeln; zunächst glauben sie, doch wenn eine Zeit der Prüfung[ff] kommt, wenden sie sich wieder ab. 14 Wieder bei anderen ist es wie mit der Saat, die ins Dorngestrüpp fällt. Sie hören das Wort, doch im Lauf der Zeit wird es von den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet, verdrängt[fg], sodass keine Frucht reifen kann. 15 Bei anderen jedoch ist es wie mit der Saat, die auf guten Boden fällt. Mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen[fh] hören sie das Wort; sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen Frucht.«

Der Vergleich mit der Lampe

16 »Niemand zündet eine Lampe an und verbirgt sie dann unter einem Gefäß oder stellt sie unter das Bett. Im Gegenteil: Man stellt sie auf einen Lampenständer, damit jeder, der hereinkommt, Licht hat und sehen kann[fi]. 17 So gibt es auch nichts Geheimes, was geheim bleibt; alles wird offenbar werden. Und es gibt nichts Verborgenes, was verborgen bleibt; alles soll öffentlich bekannt gemacht werden[fj]. 18 Achtet also darauf, wie ihr ´mit dem umgeht, was ihr` hört! Denn wer hat, dem wird gegeben; aber wer nicht hat, dem wird auch das genommen, was er zu haben meint.«

Die wahren Verwandten Jesu

19 Einmal kamen Jesu Mutter und seine Brüder und wollten ihn sprechen[fk]. Doch wegen der Menschenmenge konnten sie nicht bis zu ihm durchkommen. 20 Man teilte ihm mit: »Deine Mutter und deine Brüder stehen vor dem Haus und möchten dich sehen.« 21 Doch Jesus erwiderte[fl]: »Meine Mutter und meine Brüder sind alle, die das Wort Gottes hören und danach handeln.«

Der Sturm auf dem See

22 Eines Tages stieg Jesus mit seinen Jüngern ins Boot und sagte zu ihnen: »Wir wollen über den See ans andere Ufer fahren!«[fm] 23 Während der Fahrt schlief Jesus ein. Plötzlich brach auf dem See ein schwerer Sturm los[fn]; das Boot füllte sich mit Wasser, und sie waren in großer Gefahr. 24 Die Jünger stürzten zu Jesus und weckten ihn. »Meister, Meister«, schrien sie, »wir sind verloren!« Jesus stand auf[fo] und wies den Wind und die Wellen in ihre Schranken. Da legte sich der Sturm, und es wurde ganz still. 25 »Wo bleibt euer Glaube?«, fragte Jesus seine Jünger. Sie aber sagten voll Furcht und Staunen zueinander: »Wer ist nur dieser Mann? Er befiehlt sogar dem Wind und dem Wasser, und sie gehorchen ihm.«

Heilung eines Besessenen

26 Sie legten im Gebiet der Gerasener[fp] an, auf der Seite des Sees, die Galiläa gegenüberliegt. 27 Als Jesus aus dem Boot stieg und an Land ging, lief ihm ein Mann aus der ´nahegelegenen` Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. Er trug schon lange keine Kleider mehr und lebte abseits von den Häusern in den Grabhöhlen. 28 Als er Jesus sah, schrie er auf und warf sich vor ihm auf den Boden. Er rief mit lauter Stimme: »Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes, des Allerhöchsten[fq]? Ich flehe dich an: Quäle mich nicht!«

29 Denn Jesus war dem bösen Geist mit dem Befehl entgegengetreten[fr], den Mann zu verlassen. Der Besessene war schon seit langer Zeit in der Gewalt des Dämons[fs]; man hatte ihn zwar an Händen und Füßen gefesselt, um ihn in sicherem Gewahrsam halten zu können, doch er hatte die Ketten immer wieder zerrissen und war von dem Dämon an einsame Orte getrieben worden.

30 Nun fragte ihn Jesus: »Wie heißt du?« – »Legion[ft]«, antwortete er; denn es waren viele Dämonen in ihn gefahren. 31 Diese flehten Jesus an, sie nicht in den Abgrund zu schicken.

32 Nicht weit von dort weidete am Berg eine große Herde Schweine. Die Dämonen baten Jesus, in die Schweine fahren zu dürfen. Er erlaubte es ihnen, 33 und sie verließen den Mann und fuhren in die Schweine. Da stürzte sich die ganze Herde den Abhang hinunter in den See und ertrank.

34 Als die Schweinehirten das sahen, liefen sie davon und berichteten alles in der Stadt und in den Dörfern[fu]. 35 Die Leute machten sich auf den Weg, um mit eigenen Augen zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und fanden den Mann, aus dem die Dämonen ausgefahren waren, zu seinen Füßen sitzen, bekleidet und bei klarem Verstand. Da bekamen sie es mit der Angst zu tun. 36 Die Augenzeugen berichteten ihnen, wie der Besessene geheilt[fv] worden war. 37 Daraufhin forderte die ganze Bevölkerung von Gerasa und der Umgegend[fw] Jesus auf, ihr Gebiet zu verlassen, so sehr hatte die Angst sie gepackt.

Als Jesus ins Boot stieg, um zurückzufahren, 38 bat ihn der Mann, aus dem die Dämonen ausgefahren waren, bei ihm bleiben zu dürfen. Aber Jesus schickte ihn zurück. 39 »Geh wieder zu deiner Familie[fx]«, sagte er, »und erzähle dort, was Gott für dich getan hat!« Da ging der Mann fort und verkündete in der ganzen Stadt, was Jesus für ihn getan hatte.

Heilung einer kranken Frau und Auferweckung eines Kindes

40 Als Jesus ans andere Ufer zurückkam, empfing ihn eine große Menschenmenge; alle hatten auf ihn gewartet. 41 Da kam ein Mann namens Jairus, der Vorsteher der Synagoge. Er warf sich Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen, 42 weil sein einziges Kind, ein Mädchen von etwa zwölf Jahren, im Sterben lag.

Auf dem Weg dorthin wurde Jesus von der Menge, die sich um ihn drängte, fast erdrückt. 43 Unter den Leuten war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an schweren Blutungen litt. Alles, was sie besaß, hatte sie für die Ärzte ausgegeben[fy], doch niemand hatte sie heilen können. 44 Diese Frau drängte sich von hinten an Jesus heran und berührte den Saum[fz] seines Gewandes. Im selben Augenblick hörten die Blutungen auf. 45 »Wer hat mich berührt?«, fragte Jesus. Alle beteuerten, sie seien es nicht gewesen, und Petrus meinte[ga]: »Meister, die Leute drängen sich ja von allen Seiten um dich herum!« 46 Doch Jesus beharrte darauf: »Irgendjemand hat mich berührt; ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.« 47 Der Frau war jetzt klar, dass sie nicht unbemerkt geblieben war[gb]. Zitternd trat sie vor und warf sich vor Jesus nieder. Dann erzählte sie vor allen Leuten, warum sie ihn berührt hatte und wie sie im selben Augenblick geheilt worden war. 48 »Meine Tochter«, sagte Jesus zu ihr, »dein Glaube hat dich gerettet[gc]. Geh in Frieden!«

49 Während Jesus noch mit ihr redete, kam jemand vom Haus des Synagogenvorstehers. »Deine Tochter ist gestorben«, sagte der Mann zu Jairus. »Bemühe den Meister nicht länger!« 50 Jesus hörte das. »Du brauchst dich nicht zu fürchten!«, sagte er zu dem Synagogenvorsteher. »Glaube nur, und sie wird gerettet werden.« 51 Er ging in das Haus, ließ aber niemand zu dem Mädchen mit hinein außer Petrus, Johannes und Jakobus sowie den Vater und die Mutter des Kindes. 52 Das Haus war voller Menschen, die um das Mädchen weinten und trauerten.[gd] »Hört auf zu weinen!«, sagte Jesus. »Sie ist nicht tot, sie schläft nur.« 53 Da lachten sie ihn aus, denn sie wussten sehr wohl, dass sie gestorben war. 54 Jesus aber ergriff sie bei der Hand und rief: »Kind, steh auf!« 55 Da wurde sie wieder lebendig[ge]; sie stand sofort auf, und Jesus ordnete an, ihr etwas zu essen zu geben. 56 Die Eltern konnten kaum fassen, was geschehen war. Doch Jesus verbot ihnen, jemand etwas davon zu erzählen.

Die Aussendung der zwölf Jünger

Jesus rief die zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben[gf] und die Kranken zu heilen. Er sandte sie aus mit dem Auftrag, die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen. »Nehmt nichts mit auf den Weg«, sagte er zu ihnen, »keinen Wanderstab, keine Vorratstasche, kein Brot und kein Geld; auch soll keiner zwei Hemden bei sich haben. Wenn jemand euch in seinem Haus aufnimmt[gg], dann bleibt bei ihm, bis ihr die Ortschaft wieder verlasst. Wenn euch aber in einer Stadt die Leute nicht aufnehmen, dann verlasst den Ort und schüttelt den Staub von euren Füßen als Hinweis auf das Gericht, das sie erwartet[gh]

Die Jünger machten sich auf den Weg und zogen von Dorf zu Dorf. Überall verkündeten sie die Botschaft ´vom Reich Gottes` und heilten die Kranken.

Herodes hört von Jesus

Der Tetrarch Herodes[gi] erfuhr von all diesen Dingen. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn die einen sagten, Johannes sei von den Toten auferstanden, andere waren der Ansicht, Elia sei auf die Erde zurückgekommen[gj], und wieder andere meinten, einer der alten Propheten sei auferstanden. »Johannes habe ich doch selbst enthaupten lassen«, überlegte Herodes. »Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt?« Darum wollte er Jesus unbedingt sehen.

Jesus gibt einer großen Menschenmenge zu essen

10 Als die Apostel zu Jesus zurückkamen, berichteten sie ihm alles, was sie getan hatten. Danach nahm Jesus sie mit sich und zog sich ´in die Nähe` der Stadt Betsaida zurück, um mit ihnen allein zu sein. 11 Aber die Leute merkten es[gk] und folgten ihm in großen Scharen. Jesus wies sie nicht ab, sondern[gl] sprach zu ihnen über das Reich Gottes; und alle, die Heilung nötig hatten, machte er gesund.

12 Als es auf den Abend zuging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: »Schick die Leute fort, dann können sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen und dort übernachten und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja an einem einsamen Ort.« 13 Jesus erwiderte: »Gebt doch ihr ihnen zu essen!« – »Wir haben fünf Brote und zwei Fische, mehr nicht«, entgegneten sie. »Oder sollen wir uns etwa auf den Weg machen und für alle diese Leute Essen kaufen?« 14 (Es waren etwa fünftausend Männer dabei.)

Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Sorgt dafür, dass sich die Leute in Gruppen von je etwa fünfzig lagern.« 15 Die Jünger taten, was Jesus ihnen gesagt hatte. Als alle sich gesetzt hatten, 16 nahm Jesus die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und dankte Gott dafür. Dann zerteilte er die Brote und die Fische und ließ sie durch die Jünger an die Menge verteilen. 17 Und alle aßen und wurden satt. Am Schluss wurde aufgesammelt, was sie[gm] übrig gelassen hatten – zwölf Körbe voll.

Das Bekenntnis des Petrus. Jesus kündigt zum ersten Mal sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung an

18 Als Jesus sich einmal zum Gebet zurückgezogen hatte und nur seine Jünger bei ihm waren, fragte er sie: »Für wen halten mich die Leute?« – 19 »Die einen halten dich für Johannes den Täufer«, antworteten sie, »andere halten dich für Elia, und wieder andere sagen, einer der alten Propheten sei auferstanden.« – 20 »Und ihr«, fragte er, »für wen haltet ihr mich?« Petrus antwortete: »Für den von Gott gesandten Messias.[gn]«

21 Doch Jesus schärfte ihnen mit allem Nachdruck ein, niemand etwas davon zu sagen. 22 »´Denn` der Menschensohn wird vieles erleiden müssen«, sagte er, »und wird von den Ältesten, den führenden Priestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden und drei Tage danach[go] auferstehen.«

Anforderungen der Nachfolge

23 Nun wandte sich Jesus an alle und sagte: »Wenn jemand mein Jünger sein[gp] will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz täglich auf sich nehmen und mir nachfolgen[gq]. 24 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. 25 Was[gr] nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er dabei sich selbst ins Verderben stürzt[gs] oder unheilbar Schaden nimmt[gt]? 26 Denn wer nicht zu mir und meinen Worten steht, zu dem wird auch der Menschensohn nicht stehen, wenn er in seiner Herrlichkeit und in der Herrlichkeit seines Vaters und der heiligen Engel kommt. 27 Glaubt mir[gu]: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben[gv], bis sie das Reich Gottes gesehen haben.«

Drei Jünger werden Zeugen der Herrlichkeit Jesu

28 Etwa acht Tage, nachdem Jesus das gesagt hatte, nahm er Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. 29 Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichts, und seine Kleider wurden strahlend weiß. Auf einmal erschienen zwei Männer in himmlischem Glanz[gw] und redeten mit Jesus; es waren Mose und Elia. Sie sprachen mit ihm über das Ende, das ihm in Jerusalem bevorstand, und wie sich damit sein Auftrag erfüllen würde[gx].

32 Der Schlaf hatte Petrus und seine Gefährten überwältigt. Als sie aufwachten, sahen sie[gy] Jesus in seinem himmlischen Glanz[gz] und die beiden Männer, die bei ihm standen. 33 Als diese im Begriff waren, von ihm wegzugehen, sagte Petrus zu Jesus: »Meister, wie gut ist es, dass wir hier sind! Wir wollen drei Hütten bauen[ha], eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.« Doch Petrus wusste selbst nicht, was er da sagte.

34 Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Als die Wolke sie ganz einhüllte, fürchteten sich die Jünger. 35 Und aus der Wolke sprach eine Stimme: »Dies ist mein Sohn, mein Auserwählter; auf ihn sollt ihr hören!« 36 Als die Stimme aufgehört hatte zu reden, war nur noch Jesus da.

Die Jünger schwiegen über das, was sie erlebt[hb] hatten; sie erzählten in jener Zeit niemand etwas davon.

Heilung eines besessenen Jungen

37 Als Jesus mit den drei Jüngern am nächsten Tag den Berg hinunterstieg, kam ihm eine große Menschenmenge entgegen. 38 Ein Mann aus der Menge rief: »Meister, ich flehe dich an, hilf meinem Sohn; er ist mein einziges Kind! 39 Immer wieder wird er von einem ´bösen` Geist gepackt. Dann schreit er plötzlich auf, wird von dem Geist hin und her gezerrt, und Schaum tritt ihm vor den Mund. Der Geist lässt fast nicht wieder von ihm ab[hc]; er richtet sein Leben noch völlig zugrunde. 40 Ich habe deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, doch sie konnten es nicht.«

41 »Was seid ihr nur für eine ungläubige und verkehrte Generation!«, erwiderte Jesus. »Wie lange soll ich noch bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn her!« 42 Sowie der Junge in die Nähe Jesu kam, warf ihn der Dämon zu Boden und riss ihn hin und her. Aber Jesus trat dem bösen[hd] Geist mit Macht entgegen, heilte den Jungen und gab ihn seinem Vater zurück. 43 Alle waren überwältigt von der Größe Gottes.

Jesus kündigt zum zweiten Mal sein Leiden an

Die Leute waren voller Staunen über alles, was Jesus tat. Er aber sagte zu seinen Jüngern: 44 »Prägt euch gut ein, was ich euch jetzt sage: Der Menschensohn[he] wird in die Hände der Menschen gegeben werden.« 45 Doch sie konnten mit dieser Aussage nichts anfangen. Was damit gemeint war, war ihnen verborgen; sie begriffen es nicht, wagten[hf] aber auch nicht, ihn danach zu fragen.

Die Frage nach der Rangordnung unter den Jüngern

46 Unter den Jüngern kam die Frage auf, wer von ihnen wohl der Größte sei. 47 Jesus wusste, was in ihren Herzen vorging. Er nahm ein Kind, stellte es neben sich 48 und sagte: »Wer dieses Kind um meinetwillen[hg] aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wirklich groß ist der, der unter euch allen der Geringste ist.«

Wer nicht gegen euch ist, der ist für euch

49 Johannes sagte[hh] zu Jesus: »Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb. Wir haben versucht, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt.« 50 Doch Jesus gab ihm zur Antwort: »Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.«

Ein samaritanisches Dorf verweigert Jesus die Gastfreundschaft

51 Als die Zeit näher rückte, in der Jesus die Erde verlassen und in den Himmel zurückkehren sollte[hi], machte er sich entschlossen auf den Weg nach Jerusalem.

52 Er schickte Boten voraus; diese kamen in ein Dorf in Samarien und wollten dort eine Unterkunft für ihn besorgen. 53 Aber weil er auf dem Weg nach Jerusalem war, wollte man ihn nicht aufnehmen. 54 Als seine Jünger Jakobus und Johannes das hörten[hj], sagten sie: »Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet[hk] 55 Da wandte sich Jesus zu ihnen um und wies sie streng zurecht.[hl] 56 Sie übernachteten dann in einem anderen Dorf.[hm]

Kosten der Nachfolge

57 Als sie weitergingen, wurde Jesus von einem Mann angesprochen. »Ich will dir folgen, wohin du auch gehst«, sagte er. 58 Jesus erwiderte: »Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel[hn] ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann[ho]

59 Zu einem anderen sagte Jesus: »Folge mir nach!« Er aber antwortete: »Herr[hp], erlaube mir, zuerst noch ´nach Hause` zu gehen und mich um das Begräbnis meines Vaters zu kümmern[hq] 60 Jesus erwiderte: »Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber geh und verkünde die Botschaft vom Reich Gottes!«

61 Wieder ein anderer sagte: »Ich will dir nachfolgen, Herr; doch erlaube mir, dass ich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehme.« 62 Jesus erwiderte: »Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.«

Neue Genfer Übersetzung (NGU-DE)

Copyright © 2011 by Société Biblique de Genève