Bible in 90 Days
22 Du sollst nicht sagen: »Ich will Böses vergelten!«
Harre auf den Herrn, der wird dir helfen!
23 Zweierlei Gewicht ist dem Herrn ein Gräuel,
und falsche Waage ist nicht gut.
24 Vom Herrn hängen die Schritte des Mannes ab;
was versteht der Mensch von seinem Weg?
25 Es ist dem Menschen ein Fallstrick, überstürzt zu rufen: »Geweiht!«,
und erst nach dem Gelübde zu überlegen.
26 Ein weiser König worfelt[a] die Gottlosen
und zerdrischt sie mit dem Rad.
27 Der Geist des Menschen ist eine Leuchte des Herrn;
sie durchforscht alle verborgenen Kammern des Inneren[b].
28 Gnade und Wahrheit werden den König behüten;
durch Gnade befestigt er seinen Thron.
29 Die Zier der jungen Männer ist ihre Kraft,
und der Schmuck der Alten ist ihr graues Haar.
30 Wundstriemen scheuern das Böse weg,
und Schläge [säubern] die verborgenen Kammern des Inneren.
Der Herr wägt die Herzen
21 Gleich Wasserbächen ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn;
er leitet es, wohin immer er will.
2 Jeder Weg eines Menschen ist recht in seinen Augen,
aber der Herr prüft die Herzen.
3 Recht und Gerechtigkeit üben
ist dem Herrn lieber als Opfer.
4 Hohe Augen und ein aufgeblasenes Herz
— die Leuchte[c] der Gottlosen ist Sünde.
5 Die Überlegungen des Fleißigen sind nur zum Vorteil,
aber wer allzu sehr eilt, hat nur Schaden davon.
6 Wer mit lügenhafter Zunge Schätze erwirbt,
der jagt nach Wind und sucht den Tod.
7 Die Gewalttätigkeit der Gottlosen rafft sie hinweg,
denn sie weigern sich, zu tun, was recht ist.
8 Wer schuldbeladen ist, muss krumme Wege gehen;
wer aber lauter ist, der handelt aufrichtig.
9 Es ist besser, in einem Winkel auf dem Dach zu wohnen,
als gemeinsam mit einer zänkischen Frau in einem Haus.
10 Die Seele des Gottlosen begehrt nach Bösem;
sein Nächster findet keine Gnade vor ihm.
11 Wenn man den Spötter bestraft, wird der Unverständige weise,
und wenn man den Weisen belehrt, so nimmt er Einsicht an.
12 Der Gerechte achtet auf das Haus des Gottlosen;
er stürzt die Gottlosen ins Unglück.
13 Wer sein Ohr verstopft vor dem Schreien des Armen,
der wird auch keine Antwort erhalten, wenn er ruft.
14 Eine heimliche Gabe besänftigt den Zorn,
und ein Geschenk im Gewand den heftigsten Grimm.
15 Es ist eine Freude für die Gerechten, wenn Recht geschaffen wird,
aber für die Übeltäter ist es ein Schrecken.
16 Ein Mensch, der vom Weg der Einsicht abirrt,
wird ruhen in der Versammlung der Schatten.[d]
17 Wer das Vergnügen liebt, muss Mangel leiden;
wer Wein und Öl liebt, wird nicht reich.
18 Der Gottlose wird den Gerechten ablösen,
und der Betrüger kommt an die Stelle des Redlichen.
19 Besser ist"s, in der Wüste zu wohnen,
als bei einer zänkischen und zornigen Frau.
20 Ein wertvoller Schatz und Öl ist in der Wohnung des Weisen,
aber ein törichter Mensch vergeudet es.
21 Wer eifrig danach trachtet, gerecht und gütig zu sein,[e]
der findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre.
22 Ein Weiser erobert die Stadt der Starken
und stürzt das Bollwerk, auf das sie sich verließ.
23 Wer seinen Mund und seine Zunge behütet,
der behütet seine Seele vor mancher Not.
24 Ein übermütiger und vermessener Mensch — Spötter wird er genannt —
handelt in frevelhaftem Übermut.
25 Dem Faulen bringt seine Begierde den Tod,
denn seine Hände weigern sich zu arbeiten.
26 Voll Gier begehrt er den ganzen Tag,
aber der Gerechte gibt und hält nicht zurück.
27 Das Opfer der Gottlosen ist ein Gräuel,
zumal wenn man es mit Bosheit darbringt.
28 Ein Lügenzeuge geht zugrunde,
aber ein Ohrenzeuge[f] darf immer wieder reden.
29 Der Gottlose macht ein trotziges Gesicht,
aber der Gerechte richtet seine Wege aus.
30 Es hilft keine Weisheit, kein Verstand
und kein Rat gegen den Herrn.
31 Das Ross ist gerüstet auf den Tag der Schlacht,
aber der Sieg kommt von dem Herrn.
Der Lohn der Demut – die Rute für den Übermut
22 Ein guter Name ist wertvoller als großer Reichtum,
und Freundlichkeit[g] ist besser als Silber und Gold.
2 Reiche und Arme begegnen einander;
der Herr hat sie alle gemacht.
3 Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich,
aber die Unverständigen tappen hinein und müssen es büßen.
4 Der Lohn der Demut und der Furcht des Herrn
ist Reichtum, Ehre und Leben.
5 Dornen und Schlingen sind auf dem Weg des Verkehrten;
wer seine Seele bewahren will, bleibe fern davon!
6 Gewöhne den Knaben an den Weg, den er gehen soll,[h]
so wird er nicht davon weichen, wenn er alt wird!
7 Der Reiche herrscht über die Armen,
und wer borgt, ist der Knecht des Gläubigers.
8 Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten,
und die Rute seines Übermutes wird ein Ende nehmen.
9 Wer freigebig ist,[i] der wird gesegnet,
denn er gibt dem Armen von seinem Brot.
10 Vertreibe den Spötter, so nimmt der Streit ein Ende,
und das Zanken und Schmähen hört auf.
11 Wer Herzensreinheit liebt und Gnade auf seinen Lippen hat,[j]
dessen Freund ist der König.
12 Die Augen des Herrn behüten die Erkenntnis,
aber er bringt die Reden des Betrügers zu Fall.
13 Der Faule spricht: »Es ist ein Löwe draußen;
ich könnte umkommen auf offener Straße!«
14 Eine tiefe Grube ist der Mund fremder Frauen;
wen der Herr strafen will, der fällt hinein.
15 Torheit steckt dem Knaben im Herzen,[k]
aber die Rute der Zucht wird sie ihm austreiben.
16 Wer einen Armen bedrückt, verhilft ihm zur Bereicherung;
wer einem Reichen gibt, verschafft ihm nur Verarmung.[l]
Die Worte der Weisen – Unterweisung zur Gottesfurcht
17 Neige dein Ohr und höre auf die Worte der Weisen,
und dein Herz achte auf meine Erkenntnis!
18 Denn das ist lieblich, wenn du sie in deinem Innern bewahrst,
wenn sie allesamt bereitstehen auf deinen Lippen.
19 Damit du dein Vertrauen auf den Herrn setzt,
lehre ich dich heute, ja, dich!
20 Habe ich dir nicht Vortreffliches geschrieben
mit Ratschlägen und Lehren,
21 um dich die zuverlässigen Worte der Wahrheit wissen zu lassen,
damit du die Worte der Wahrheit denen weitergibst, die dich senden?
22 Beraube den Schwachen nicht, weil er schwach ist,
und unterdrücke den Elenden nicht im Tor[m]!
23 Denn der Herr wird ihre Sache führen
und wird denen, die sie berauben, das Leben rauben.
24 Freunde dich nicht mit einem Zornmütigen an
und geh nicht um mit einem Hitzkopf,
25 damit du dir nicht seinen Wandel angewöhnst
und er dir nicht zum Fallstrick deiner Seele wird!
26 Sei nicht unter denen, die sich mit Handschlag verpflichten,
die sich für Schulden verbürgen;
27 denn wenn du nicht bezahlen kannst,
warum soll man dir dein Bett wegnehmen?
28 Verrücke die uralte Grenze nicht,
die deine Väter gemacht haben.
29 Siehst du jemand tüchtig in seinem Geschäft —
bei Königen wird er im Dienst stehen;
er wird nicht bei unbedeutenden Leuten dienen.
Kluger Wandel und weise Erziehung
23 Wenn du mit einem Herrscher zu Tisch sitzt,
so bedenke gut, wen du vor dir hast!
2 Setze ein Messer an deine Kehle,
wenn du gierig bist!
3 Lass dich nicht gelüsten nach seinen Leckerbissen,
denn das ist ein trügerisches Brot!
4 Bemühe dich nicht, Reichtum zu erwerben;
aus eigener Einsicht lass davon!
5 Kaum hast du dein Auge darauf geworfen, so ist er nicht mehr da,
denn sicherlich schafft er sich Flügel
wie ein Adler, der zum Himmel fliegt.
6 Iss nicht das Brot eines Missgünstigen,
und lass dich nicht gelüsten nach seinen Leckerbissen!
7 Denn wie er in seiner Seele berechnend denkt, so ist er.
Er spricht zu dir: »Iss und trink!«
— aber er gönnt es dir nicht.
8 Den Bissen, den du gegessen hast, musst du wieder ausspeien,
und deine freundlichen Worte hast du verschwendet.
9 Sprich keinem Toren gut zu,
denn er wird deine weisen Reden nur verachten!
10 Verrücke die uralte Grenze nicht,
und dringe nicht ein in das Feld der Waisen!
11 Denn ihr Erlöser ist stark;
er wird ihre Sache gegen dich führen.
12 Ergib dein Herz der Unterweisung
und neige deine Ohren zu den Worten der Erkenntnis.
13 Erspare dem Knaben die Züchtigung nicht;
wenn du ihn mit der Rute schlägst, muss er nicht sterben.
14 Indem du ihn mit der Rute schlägst,
rettest du seine Seele vor dem Totenreich.
15 Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist,
so ist das auch für mein Herz eine Freude,
16 und mein Innerstes wird frohlocken,
wenn deine Lippen reden, was richtig ist.
17 Dein Herz sei nicht eifersüchtig auf die Sünder,
sondern trachte allezeit eifrig nach der Furcht des Herrn!
18 Denn gewiss gibt es eine Zukunft [für dich],
und deine Hoffnung soll nicht zunichtewerden.
19 Höre, mein Sohn, und sei weise,
und lass dein Herz auf dem Weg geradeaus schreiten!
20 Geselle dich nicht zu den Weinsäufern
und zu denen, die sich übermäßigem Fleischgenuss ergeben,
21 denn Säufer und Schlemmer verarmen,
und Schläfrigkeit kleidet in Lumpen.
22 Höre auf deinen Vater, der dich gezeugt hat,
und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden ist!
23 Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht,
Weisheit und Unterweisung und Einsicht!
24 Freudig frohlockt ein Vater über einen rechtschaffenen Sohn[n],
und wer einen Weisen gezeugt hat, freut sich über ihn.
25 So mögen sich denn Vater und Mutter [über dich] freuen;
es möge frohlocken, die dich geboren hat!
26 Gib mir, mein Sohn, dein Herz,
und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen!
27 Denn die Hure ist eine tiefe Grube,
und die Fremde ist ein gefährliches Loch.
28 Ja, sie lauert auf wie ein Räuber
und vermehrt die Treulosen unter den Menschen.
29 Wer hat Ach und wer hat Weh?
Wer hat Streit? Wer hat Klage?
Wer hat Wunden ohne Ursache?
Wer hat trübe Augen?
30 Die, welche spät aufbleiben beim Wein,
die einkehren, um Würzwein[o] zu kosten!
31 Schau nicht darauf, wie der Wein rötlich schimmert,
wie er im Becher perlt!
Er gleitet leicht hinunter;
32 zuletzt aber beißt er wie eine Schlange
und sticht wie eine Otter!
33 Deine Augen werden seltsame Dinge sehen,
und dein Herz wird verworrenes Zeug reden;
34 du wirst sein wie einer, der auf hoher See schläft
und wie einer, der oben im Mastkorb liegt.
35 »Man hat mich geschlagen, aber es tat mir nicht weh;
man prügelte mich, aber ich merkte es nicht!
Wann werde ich aufwachen?
Ich will es weiter so treiben, ich werde ihn wieder aufsuchen!«
Mahnungen zu Weisheit und Besonnenheit im Lebenswandel
24 Beneide böse Menschen nicht
und begehre nicht, mit ihnen zusammen zu sein;
2 denn ihr Herz trachtet nach Zerstörung,
und ihre Lippen reden Unheil!
3 Durch Weisheit wird ein Haus gebaut,[p]
und durch Einsicht wird es fest gegründet;
4 auch werden durch Erkenntnis seine Vorratskammern gefüllt
mit allerlei kostbarem und lieblichem Gut.
5 Ein weiser Mann ist stark,
und ein verständiger Mensch nimmt zu in seiner Kraft.
6 Denn durch weise Führung gewinnst du die Schlacht
und durch viele Ratgeber den Sieg.
7 Die Weisheit ist dem Narren zu hoch;
er tut seinen Mund nicht auf im Tor.[q]
8 Wer vorsätzlich Böses tut,
den nennt man einen Bösewicht[r]!
9 Dummheiten ersinnen ist Sünde,
und ein Spötter ist den Menschen ein Gräuel.
10 Zeigst du dich schlaff am Tag der Bedrängnis,
so ist deine Kraft beschränkt.[s]
11 Errette, die zum Tod geschleppt werden,
und die zur Schlachtbank wanken, halte zurück!
12 Wenn du sagen wolltest: »Siehe, wir haben das nicht gewusst!« —
wird nicht der, welcher die Herzen prüft, es erkennen,
und der auf deine Seele achthat, es wahrnehmen
und dem Menschen vergelten nach seinem Tun?
13 Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut,
und Honigseim[t] ist süß für deinen Gaumen!
14 So erkenne auch, dass die Weisheit gut ist für deine Seele;
wenn du sie gefunden hast, so hast du eine Zukunft,
und deine Hoffnung wird nicht zunichtewerden.
15 Du Gottloser, belaure nicht die Wohnung des Gerechten
und zerstöre nicht seine Ruhestätte!
16 Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf,
aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück.
17 Freue dich nicht über den Fall deines Feindes,
und wenn er strauchelt, so frohlocke dein Herz nicht,
18 damit nicht der Herr es sieht und es ihm missfällt
und Er seinen Zorn abwendet von ihm.
19 Erzürne dich nicht über die Übeltäter,
sei nicht neidisch auf die Gottlosen!
20 Denn der Böse hat keine Zukunft,
und die Leuchte der Gottlosen wird erlöschen.
21 Fürchte den Herrn, mein Sohn, und den König,
und lass dich nicht mit Aufrührern[u] ein!
22 Denn ihr Unheil wird plötzlich kommen,
und ihrer beider Verderben, wer kennt es?
Weitere Sprüche der Weisen
23 Auch diese Sprüche kommen von den Weisen:
Die Person ansehen im Gericht ist nicht gut.
24 Wer zum Gottlosen spricht: »Du bist gerecht!«, den verfluchen die Völker,
und die Leute verwünschen ihn;
25 aber an denen, die recht richten, hat man Wohlgefallen,
und über sie kommt der Segen des Guten.
26 Eine rechte Antwort
ist wie ein Kuss auf die Lippen.
27 Besorge zuerst draußen deine Arbeit
und bestelle dir dein Feld,
danach magst du dein Haus bauen.
28 Tritt nicht ohne Ursache als Zeuge auf gegen deinen Nächsten!
Weshalb willst du irreführen mit deinen Lippen?
29 Sage nicht: »Wie er es mit mir gemacht hat, so will ich es mit ihm machen;
ich will dem Mann vergelten nach seinem Werk!«
30 Ich ging vorüber am Acker eines Faulen
und am Weinberg eines Unverständigen,
31 und siehe, er ging ganz in Unkraut auf,
und Nesseln überwucherten ihn,
und seine Steinmauer war eingestürzt.
32 Das sah ich und nahm es mir zu Herzen;
ich betrachtete es und zog eine Lehre daraus:
33 »Ein wenig schlafen, ein wenig schlummern,
die Hände ein wenig in den Schoß legen, um zu ruhen«
34 — so kommt deine Armut wie ein Wegelagerer
und dein Mangel wie ein bewaffneter Mann!
Weitere Sprüche Salomos, in der Zeit Hiskias zusammengetragen
25 Auch das sind Sprüche Salomos, welche die Männer Hiskias, des Königs von Juda, zusammengetragen haben:
2 Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen,
aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen.
3 Die Höhe des Himmels und die Tiefe der Erde
und das Herz der Könige sind unergründlich.
4 Man entferne die Schlacken vom Silber,
so gelingt dem Goldschmied ein Gefäß!
5 Man entferne den Gottlosen vom König,
so wird sein Thron durch Gerechtigkeit fest stehen.
6 Rühme dich nicht vor dem König
und tritt nicht an den Platz der Großen;
7 denn es ist besser, man sagt zu dir: »Komm hier herauf!«,
als dass man dich vor einem Fürsten erniedrigt,
den deine Augen gesehen haben.
8 Geh nicht rasch gerichtlich vor,
denn was willst du danach tun,
wenn dein Nächster dich zuschanden macht?
9 Trage deine Streitsache mit deinem Nächsten aus,
aber das Geheimnis eines anderen offenbare nicht,
10 damit nicht der dich beschimpft, der es vernimmt,
und dein übler Ruf nicht mehr weicht.
11 Wie goldene Äpfel in silbernen Schalen,
so ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit.[v]
12 Wie ein goldener Ring und Schmuck aus feinem Gold,
so passt eine weise Mahnung zu einem aufmerksamen Ohr.
13 Wie die Kühle des Schnees in der Erntezeit,
so erfrischt ein treuer Bote die, welche ihn gesandt haben;
er erquickt die Seele seines Herrn.
14 Wie aufziehende Wolken und Wind ohne Regen,
so ist ein Mensch, der lügenhafte Versprechungen macht.
15 Durch Geduld wird ein Richter überredet,
und eine sanfte Zunge zerbricht Knochen.
16 Hast du Honig gefunden, so iss nur, so viel du brauchst;
nicht dass du davon übersatt wirst und ihn ausspeien musst!
17 Betritt nur selten das Haus deines Nächsten,[w]
damit er deiner nicht überdrüssig wird und dich hasst!
18 Ein Hammer, ein Schwert, ein spitzer Pfeil:
so ist ein Mensch, der gegen seinen Nächsten ein falsches Zeugnis ablegt.
19 Auf einen treulosen Menschen ist am Tag der Not ebenso viel Verlass
wie auf einen zerbrochenen Zahn und auf einen wankenden Fuß.
20 Wie einer, der an einem kalten Tag das Gewand auszieht oder Essig auf Natron gießt,
so ist, wer einem missmutigen Herzen Lieder singt.
21 Hat dein Feind Hunger, so speise ihn mit Brot;
hat er Durst, so gib ihm Wasser zu trinken!
22 Denn damit sammelst du feurige Kohlen auf sein Haupt,
und der Herr wird es dir vergelten.
23 Nordwind erzeugt Regen
und Verleumdung[x] verdrießliche Gesichter.
24 Es ist besser, in einem Winkel auf dem Dach zu wohnen,
als gemeinsam mit einer zänkischen Frau in einem Haus!
25 Wie kühles Wasser für eine dürstende Seele,
so ist eine gute Botschaft aus fernem Land.
26 Ein getrübter Quell und ein verdorbener Brunnen:
so ist ein Gerechter, der vor einem Gottlosen wankt.
27 Viel Honig essen ist nicht gut,
aber schwere Dinge erforschen ist eine Ehre.
28 Wie eine Stadt mit niedergerissenen Mauern,
so ist ein Mann, der seinen Geist nicht beherrschen kann.
Von Narrheit, Faulheit und Streitsucht
26 Wie der Schnee zum Sommer und der Regen zur Ernte,
so wenig passt Ehre für den Narren.
2 Wie ein Sperling davonflattert und eine Schwalbe wegfliegt,
so ist ein unverdienter Fluch: Er trifft nicht ein.
3 Dem Pferd eine Geißel, dem Esel einen Zaum
und den Narren eine Rute auf den Rücken!
4 Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit,
damit nicht auch du ihm gleich wirst;
5 antworte aber dem Narren nach seiner Narrheit,
damit er sich nicht für weise hält.
6 Es haut sich die Füße ab und muss Ärger schlucken,
wer seine Angelegenheiten durch einen Narren besorgen lässt.
7 Die Beine des Lahmen hängen schlaff herunter:
so ist ein weiser Spruch im Mund der Toren.
8 Wie wenn man einen Stein in der Schleuder festbindet,
so ist"s, wenn man einem Toren Ehre erweist.
9 Ein Dorn geriet in die Hand eines Trunkenen
und ein Spruch in den Mund der Toren!
10 Ein Schütze, der alle verwundet,
so ist, wer einen Toren und Dahergelaufene in Lohn nimmt.
11 Wie ein Hund, der zu seinem Gespei zurückkehrt,
so ist ein Narr, der seine Dummheit wiederholt.
12 Siehst du einen Mann, der sich selbst für weise hält,
so kannst du für einen Toren mehr Hoffnung haben als für ihn!
13 Der Faule spricht: »Ein Junglöwe ist auf dem Weg,
ein Löwe ist mitten auf der Straße!«
14 Die Tür dreht sich in der Angel
und der Faule in seinem Bett.
15 Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt,
so wird’s ihm zu schwer, sie zum Mund zurückzubringen!
16 Ein Fauler hält sich für weiser als sieben,
die verständige Antworten geben.
17 Es packt einen Hund bei den Ohren,
wer sich im Vorbeigehen in einen Streit mischt, der ihn nichts angeht.
18 Wie ein Wahnsinniger,
der feurige und todbringende Pfeile abschießt,
19 so ist ein Mensch, der seinen Nächsten betrügt
und dann spricht: »Ich habe nur gescherzt!«
20 Wo kein Holz mehr ist, erlischt das Feuer,
und wenn der Verleumder fort ist, hört der Streit auf.
21 Zur Glut braucht es Kohlen und zum Feuer Holz,
und um Streit anzufangen, einen zänkischen Mann.
22 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen;
sie dringen ins Innerste des Leibes.
23 Silberglasur über ein irdenes Gefäß gezogen,
so sind feurige Lippen und ein böses Herz.
24 Mit seinen Lippen verstellt sich der Hasser,
und in seinem Herzen nimmt er sich Betrügereien vor.
25 Wenn er schöne Worte macht, so traue ihm nicht,
denn es sind sieben Gräuel in seinem Herzen.
26 Hüllt sich der Hass in Täuschung,
so wird seine Bosheit doch offenbar in der Gemeinde.
27 Wer [anderen] eine Grube gräbt, fällt selbst hinein;
und wer einen Stein [auf andere] wälzt, zu dem kehrt er zurück.
28 Eine Lügenzunge hasst die von ihr Zermalmten,
und ein glatter Mund richtet Verderben an.
Von guter Freundschaft und besonnenem Arbeiten
27 Rühme dich nicht des morgigen Tages,
denn du weißt nicht, was ein einziger Tag bringen kann!
2 Ein anderer soll dich rühmen, nicht dein eigener Mund,
ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen!
3 Ein Stein ist schwer und der Sand eine Last,
aber der Ärger, den ein Tor verursacht, ist schwerer als beides.
4 Grausam ist der Zorn und überwallend der Grimm;
aber wer kann vor der Eifersucht bestehen?
5 Besser Zurechtweisung, die aufdeckt,
als Liebe, die verheimlicht.
6 Treu gemeint sind die Schläge des Freundes,
aber reichlich sind die Küsse des Hassers.
7 Eine übersättigte Seele tritt Honigseim mit Füßen,
einer hungrigen Seele aber ist alles Bittere süß.
8 Wie ein Vogel, der aus seinem Nest flieht,
so ist ein Mann, der aus seiner Heimat entflieht.
9 Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz,
so auch die süße Rede eines Freundes aus dem Rat seiner Seele.
10 Verlass deinen Freund und den Freund deines Vaters nicht,
aber in das Haus deines Bruders begib dich nicht am Tag deiner Not;
ein Nachbar in der Nähe ist besser als ein Bruder in der Ferne.
11 Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz,
so darf ich dem antworten, der mich schmäht.
12 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich;
die Unerfahrenen aber tappen hinein und müssen es büßen.
13 Nimm ihm sein Gewand, denn er hat sich für einen Fremden verbürgt,
und pfände ihn aus anstelle der fremden Frau!
14 Wenn einer seinen Nächsten am frühen Morgen mit lauter Stimme segnet,
so wird ihm das als ein Fluch angerechnet.
15 Eine rinnende Dachtraufe an einem Regentag
und eine zänkische Frau, die gleichen sich;
16 wer sie aufhalten will, der hält Wind auf,
und mit seiner Rechten greift er nach Öl.
17 Eisen schärft Eisen;
ebenso schärft ein Mann den anderen.
18 Wer den Feigenbaum aufmerksam pflegt, wird dessen Frucht essen,
und wer seinem Herrn aufmerksam dient, wird geehrt.
19 Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt,
so spiegelt sich das Herz des Menschen im Menschen.[y]
20 Totenreich und Abgrund sind unersättlich;
ebenso unersättlich sind auch die Augen der Menschen.
21 Der Schmelztiegel ist für das Silber und der Ofen für das Gold;
und der Mensch [wird geprüft] durch den Mund des Lobredners.
22 Wenn du den Narren im Mörser mit der Keule zu Grütze zerstößt,
so weicht doch seine Narrheit nicht von ihm.
23 Habe acht auf das Aussehen deiner Schafe,
und nimm dich der Herden an![z]
24 Denn kein Reichtum währt ewig;
oder bleibt eine Krone von Geschlecht zu Geschlecht?
25 Das Heu wird weggeführt, dann erscheint junges Grün,
und man sammelt die Kräuter auf den Bergen.
26 Die Lämmer kleiden dich,
und die Böcke zahlen dir den Acker.
27 Du hast genug Ziegenmilch zu deiner Nahrung,
zur Ernährung deines Hauses und zum Lebensunterhalt für deine Mägde.
Über Gerechte und Gottlose, Arme und Reiche
28 Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt,
aber die Gerechten sind furchtlos wie ein junger Löwe.
2 Ist ein Land frevelhaft, so erlebt es häufigen Fürstenwechsel;
durch einen einsichtigen, weisen Mann aber hat es lange Bestand.
3 Ein armer Mann, der die Geringen bedrückt,
ist wie ein Wolkenbruch, der die Ernte wegschwemmt.
4 Die [Leute], die das Gesetz verlassen, loben den Gottlosen,
aber gegen die, welche das Gesetz halten, sind sie aufgebracht.
5 Böse Menschen verstehen das Recht nicht,
die aber den Herrn suchen, verstehen alles.
6 Besser ein Armer [sein], der in seiner Lauterkeit wandelt,
als ein Reicher, der krumme Wege geht.
7 Wer das Gesetz hält, ist ein verständiger Sohn;
wer aber mit Schlemmern zusammen ist, macht seinem Vater Schande.
8 Wer sein Vermögen durch Zins und Wucher vermehrt,
der sammelt es für einen, der sich über die Armen erbarmt.
9 Wer sein Ohr abwendet vom Hören auf das Gesetz,
dessen Gebet sogar ist ein Gräuel.
10 Wer Redliche irreführt auf einen schlimmen Weg,
der wird selbst in seine Grube fallen;
aber die Unsträflichen werden Gutes erben.
11 Ein Reicher kommt sich selbst weise vor,
aber ein Armer, der verständig ist, durchschaut ihn.
12 Wenn die Gerechten triumphieren, so ist die Herrlichkeit groß,
wenn aber die Gottlosen obenauf kommen, so verbirgt man sich.
13 Wer seine Schuld verheimlicht, dem wird es nicht gelingen,
wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.
14 Wohl dem Menschen, der beständig in der Furcht [Gottes] bleibt;
wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück stürzen.
15 Wie ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär,
so ist ein gottloser Herrscher gegen das geringe Volk.
16 Ein unverständiger Fürst erlaubt sich viele Erpressungen;
wer aber ungerechten Gewinn hasst, wird lange regieren.
17 Ein Mensch, der das Blut einer Seele auf dem Gewissen hat,
Muss bis zum Grab flüchtig sein; niemand soll ihm helfen!
18 Wer unsträflich wandelt, wird gerettet;
wer aber ein Doppelleben führt,[aa] wird auf einmal fallen.
19 Wer seinen Acker bebaut, hat reichlich Brot,
wer aber unnützen Sachen nachläuft, der hat reichlich Not.
20 Ein ehrlicher Mann ist reich an Segnungen;
wer aber schnell reich werden will, bleibt nicht unschuldig.
21 Die Person ansehen ist nicht gut,
und sollte ein Mann wegen einem Bissen Brot Unrecht tun?
22 Wer nach Reichtum jagt, ist ein habgieriger Mann,
und er weiß nicht, dass Mangel über ihn kommen wird.
23 Wer einen anderen zurechtweist, wird zuletzt mehr Gunst finden
als derjenige, der mit der Zunge schmeichelt.
24 Wer Vater und Mutter bestiehlt und behauptet, das sei keine Sünde,
der ist ein Spießgeselle des Verderbers.
25 Der Habgierige verursacht Streit,
wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gesättigt.
26 Wer sich auf sein eigenes Herz verlässt, ist ein Narr;
wer aber in der Weisheit wandelt, der wird entkommen.
27 Wer dem Armen gibt, hat keinen Mangel;
wer aber seine Augen [vor ihm] verhüllt, der wird sich viel Fluch sammeln.
28 Wenn die Gottlosen obenauf kommen, so verbergen sich die Leute;
wenn sie aber umkommen, so mehren sich die Gerechten.
Warnung vor Hochmut und Bosheit – Erziehungsratschläge
29 Ein Mann, der allen Warnungen trotzt,
geht plötzlich unheilbar zugrunde.
2 Wenn die Gerechten sich mehren, freut sich das Volk;
wenn aber ein Gottloser herrscht, seufzt es.
3 Wer Weisheit liebt, macht seinem Vater Freude;
wer aber mit Huren geht, bringt sein Vermögen durch.
4 Durch Recht gibt ein König dem Land Bestand,
aber ein Mann, der viele Abgaben erhebt, richtet es zugrunde.
5 Wer seinem Nächsten schmeichelt,
der stellt seinen Füßen ein Netz.
6 In der Übertretung des Bösewichts ist ein Fallstrick,
aber der Gerechte wird jauchzen und frohlocken.
7 Der Gerechte berücksichtigt das Recht der Armen,
der Gottlose aber ist rücksichtslos.
8 Spötter versetzen eine Stadt in Aufruhr,
die Weisen aber wenden den Zorn ab.
9 Wenn ein Weiser mit einem Toren rechtet,
so tobt dieser oder lacht, aber es gibt keine Ruhe.
10 Die Blutgierigen hassen den Unsträflichen,
aber die Aufrichtigen kümmern sich um seine Seele.
11 Ein Tor lässt all seinem Unmut freien Lauf,
aber ein Weiser hält ihn zurück.
12 Wenn ein Fürst auf Lügenworte achtet,
so werden alle seine Diener gottlos.
13 Der Arme und der Unterdrücker treffen einander;
der Herr gibt ihnen beiden das Augenlicht.
14 Ein König, der die Geringen treulich richtet,
dessen Thron wird beständig sein.
15 Rute und Zucht verleihen Weisheit,
aber ein sich selbst überlassener Knabe bereitet seiner Mutter Schande.
16 Wo sich die Gottlosen mehren, da mehren sich die Sünden;
aber die Gerechten werden ihrem Fall zusehen.
17 Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Erquickung[ab] verschaffen
und deiner Seele Wonne bereiten.
18 Wo keine Offenbarung[ac] ist, wird das Volk zügellos,
aber wohl ihm, wenn es das Gesetz bewahrt!
19 Mit bloßen Worten erzieht man sich keinen Knecht,
denn wenn er sie auch versteht, so beugt er sich doch nicht darunter.
20 Siehst du einen Mann, der übereilte Worte spricht,
so kannst du für einen Toren mehr Hoffnung haben als für ihn.
21 Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verwöhnt,
so will der schließlich Sohn im Haus sein.
22 Ein zorniger Mann richtet Streit an
und ein hitziger viel Sünde.
23 Der Hochmut des Menschen erniedrigt ihn,
aber ein Demütiger erlangt Ehre.
24 Wer mit Dieben teilt, der hasst seine Seele;
er hört die Verfluchung und zeigt es nicht an.[ad]
25 Menschenfurcht ist ein Fallstrick;
wer aber auf den Herrn vertraut, der ist geborgen.
26 Viele suchen das Angesicht eines Fürsten,
aber von dem Herrn kommt das Recht eines jeden.
27 Ein verkehrter Mensch ist den Gerechten ein Gräuel;
wer aber richtig wandelt, ist ein Gräuel für die Gottlosen.
Die Worte Agurs und Lemuels
Die Worte Agurs
30 Worte Agurs, des Sohnes Jakes, der Ausspruch;
das Manneswort an Itiel,
an Itiel und Ukal:
2 Ich bin unvernünftiger als irgendein Mann
und habe keinen Menschenverstand.
3 Ich habe keine Weisheit gelernt,
Dass ich die Erkenntnis des Heiligen besäße.
4 Wer stieg zum Himmel empor und fuhr herab?
Wer fasste den Wind in seine Fäuste?
Wer band die Wasser in ein Kleid?
Wer richtete alle Enden der Erde auf?
Was ist sein Name und was ist der Name seines Sohnes?
Weißt du das?
5 Alle Reden Gottes sind geläutert;
er ist ein Schild denen, die ihm vertrauen[ae].
6 Tue nichts zu seinen Worten hinzu,
damit er dich nicht bestraft und du als Lügner dastehst!
7 »Zweierlei erbitte ich mir von dir,
das wollest du mir nicht versagen, ehe ich sterbe:
8 Falschheit und Lügenwort entferne von mir;
Armut und Reichtum gib mir nicht,
nähre mich mit dem mir beschiedenen Brot;
9 Dass ich nicht aus Übersättigung dich verleugne
und sage: Wer ist der Herr?,
Dass ich aber auch nicht aus lauter Armut stehle
und mich am Namen meines Gottes vergreife!«
10 Verleumde keinen Knecht bei seinem Herrn,
damit er dich nicht verflucht und du es büßen musst!
11 Es gibt ein Geschlecht, das seinen Vater verflucht
und seine Mutter nicht segnet;
12 ein Geschlecht, das rein ist in seinen eigenen Augen
und doch von seinem Kot nicht gewaschen ist;
13 ein Geschlecht mit was für hohen Augen
und erhabenen Augenwimpern!
14 Ein Geschlecht, dessen Zähne Schwerter
und dessen Gebisse Messer sind,
um die Elenden aus dem Land wegzufressen
und die Armen aus der Mitte der Menschen.
15 Der Blutegel hat zwei Töchter:
»Gib her, gib her!«
Drei Dinge werden nimmer satt,
vier sagen nie: »Es ist genug!«:
16 Das Totenreich, der verschlossene Mutterleib,
die Erde, die vom Wasser nicht satt wird,
und das Feuer, das nie spricht: »Es ist genug!«[af]
17 Ein Auge, das den Vater verspottet
und es verachtet, der Mutter zu gehorchen,
das werden die Raben am Bach aushacken
und die jungen Adler fressen!
18 Drei Dinge sind mir zu wunderbar,
ja, vier begreife ich nicht:
19 den Weg des Adlers am Himmel,
den Weg der Schlange auf einem Felsen,
den Weg des Schiffes mitten im Meer,
und den Weg des Mannes zu einer Jungfrau.
20 Ebenso unbegreiflich ist mir der Weg einer Ehebrecherin:
Sie isst und wischt ihr Maul
und spricht: »Ich habe nichts Böses getan!«
21 Unter drei Dingen zittert ein Land,
und unter vieren ist es ihm unerträglich:
22 Unter einem Knecht, wenn er zur Königsherrschaft kommt,
unter einem schändlichen Narren, wenn er mit Brot gesättigt ist,
23 unter einer Verschmähten, wenn sie zur Frau genommen wird,
und unter einer Magd, wenn sie ihre Herrin beerbt.
24 Diese vier sind die Kleinen im Lande,
und doch sind sie überaus weise:
25 Die Ameisen — kein starkes Volk,
aber sie sammeln im Sommer ihre Speise;
26 die Klippdachse — kein mächtiges Volk,
aber sie setzen ihr Haus auf den Felsen;
27 die Heuschrecken — sie haben keinen König,
und doch ziehen sie alle in geordneten Scharen aus;
28 die Eidechse — du kannst sie mit Händen fangen,
und dennoch findet sie sich in den Palästen der Könige.
29 Diese drei haben einen schönen Gang,
und vier schreiten stattlich einher:
30 Der Löwe, der Held unter den Tieren
— er weicht vor nichts zurück,
31 das lendengegürtete [Kriegsross], der Ziegenbock,
und der König, der mit seinem Heer zieht.
32 Bist du töricht gewesen und stolz,
oder hast du böse Pläne gemacht, so lege die Hand auf den Mund!
33 Denn schlägt man die Milch, so gibt es Butter,
und schlägt man die Nase, so gibt es Blut,
und schlägt man den Zorn, so gibt es Streit.
Die Worte Lemuels
31 Worte des Königs Lemuel[ag]; die Lehre, die seine Mutter ihm gab:
2 Was soll ich dir raten, mein Sohn,
was, du Sohn meines Leibes,
ja, was, du Sohn meiner Gelübde?
3 Gib nicht den Frauen deine Kraft,
noch deine Wege denen, die Könige verderben!
4 Es ziemt sich für Könige nicht, Lemuel,
es ziemt sich für Könige nicht, Wein zu trinken,
noch für Fürsten der Hang zu starkem Getränk!
5 Sie könnten über dem Trinken das vorgeschriebene Recht vergessen
und die Rechtssache aller geringen Leute verdrehen.
6 Gebt starkes Getränk dem, der zugrunde geht,
und Wein den betrübten Seelen!
7 Sie werden über dem Trinken ihre Armut vergessen
und werden nicht mehr an ihr Elend denken.
8 Tue deinen Mund auf für den Stummen,
für das Recht all derer, die dem Untergang geweiht sind!
9 Tue deinen Mund auf, richte recht
und verteidige den Elenden und Armen!
Das Lob der tugendhaften Frau
10 Eine tugendhafte Frau[ah] — wer findet sie?
Sie ist weit mehr wert als [die kostbarsten] Perlen![ai]
11 Auf sie verlässt sich das Herz ihres Mannes,
und an Gewinn mangelt es ihm nicht.
12 Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses
alle Tage ihres Lebens.
13 Sie kümmert sich um Wolle und Flachs
und verarbeitet es mit willigen Händen.
14 Sie gleicht den Handelsschiffen;
aus der Ferne bringt sie ihr Brot herbei.
15 Bevor der Morgen graut, ist sie schon auf;
sie gibt Speise aus für ihr Haus
und bestimmt das Tagewerk für ihre Mägde.
16 Sie trachtet nach einem Acker und erwirbt ihn auch;
vom Ertrag ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg an.
17 Sie gürtet ihre Lenden mit Kraft
und stärkt ihre Arme.
18 Sie sieht, dass ihr Erwerb gedeiht;
ihr Licht geht auch bei Nacht nicht aus.
19 Sie greift nach dem Spinnrocken[aj],
und ihre Hände fassen die Spindel.
20 Sie tut ihre Hand dem Unglücklichen auf
und reicht ihre Hände dem Armen.
21 Vor dem Schnee ist ihr nicht bange für ihr Haus,
denn ihr ganzes Haus[ak] ist in Scharlach gekleidet.
22 Sie macht sich selbst Decken;
Leinen und Purpur ist ihr Gewand.
23 Ihr Mann ist wohlbekannt in den Toren,
wenn er unter den Ältesten des Landes sitzt.
24 Sie fertigt Hemden und verkauft sie
und liefert dem Händler Gürtel.
25 Kraft und Würde sind ihr Gewand,
und sie lacht angesichts des kommenden Tages.
26 Ihren Mund öffnet sie mit Weisheit,
und freundliche Unterweisung ist auf ihrer Zunge.
27 Sie behält die Vorgänge in ihrem Haus im Auge
und isst nie das Brot der Faulheit.
28 Ihre Söhne wachsen heran und preisen sie glücklich;
ihr Mann rühmt sie ebenfalls:
29 »Viele Töchter haben sich als tugendhaft erwiesen,
du aber übertriffst sie alle!«
30 Anmut ist trügerisch und Schönheit vergeht,
aber eine Frau, die den Herrn fürchtet, die wird gelobt werden.
31 Gebt ihr von den Früchten ihrer Hände,
und ihre Werke werden sie rühmen in den Toren!
Der Kreislauf des Lebens unter der Sonne
1 Die Worte des Predigers[al], des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem:
2 O Nichtigkeit[am] der Nichtigkeiten!, spricht der Prediger. O Nichtigkeit der Nichtigkeiten! Alles ist nichtig!
3 Was bleibt dem Menschen[an] von all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?
4 Ein Geschlecht geht und ein anderes Geschlecht kommt; die Erde aber bleibt ewiglich[ao]!
5 Die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter; und sie eilt an ihren Ort, wo sie wieder aufgehen soll.
6 Der Wind weht gegen Süden und wendet sich nach Norden; es weht und wendet sich der Wind, und zu seinen Wendungen kehrt der Wind wieder zurück.[ap]
7 Alle Flüsse laufen ins Meer, und das Meer wird doch nicht voll; an den Ort, wohin die Flüsse einmal laufen, laufen sie immer wieder.
8 Alle Worte sind unzulänglich, der Mensch kann es nicht in Worten ausdrücken; das Auge sieht sich nicht satt, und das Ohr hört nie genug.
9 Was [einst] gewesen ist, das wird [wieder] sein, und was [einst] geschehen ist, das wird [wieder] geschehen. Und es gibt nichts Neues unter der Sonne.
10 Kann man von irgendetwas sagen: »Siehe, das ist neu«? Längst schon war es in unbekannten Zeiten, die vor uns gewesen sind!
11 Man gedenkt eben an das Frühere nicht mehr, und auch an das Spätere, das noch kommen soll, wird man nicht mehr gedenken bei denen, die noch später kommen werden.
Die Nichtigkeit der menschlichen Weisheit
12 Ich, der Prediger, war König über Israel in Jerusalem.
13 Ich richtete mein Herz darauf, mit Weisheit alles zu erforschen und zu ergründen, was unter dem Himmel getan wird. Das ist ein mühseliges Geschäft, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich mit ihm plagen sollen.
14 Ich beobachtete alle Werke, die getan werden unter der Sonne, und siehe, es war alles nichtig und ein Haschen nach Wind!
15 Krumme Sachen kann man nicht gerade machen, und die, welche fehlen, kann man nicht zählen.
16 Da redete ich mit meinem Herzen und sprach: Siehe, nun habe ich mir mehr und größere Weisheit angeeignet als alle, die vor mir über Jerusalem herrschten, und mein Herz hat viel Weisheit und Wissenschaft[aq] gesehen;
17 und ich richtete mein Herz darauf, die Weisheit zu erkennen, und zu erkennen, was Tollheit[ar] und Unverstand sei; aber ich habe auch das als ein Haschen nach Wind erkannt.
18 Denn wo viel Weisheit ist, da ist auch viel Enttäuschung, und wer sein Wissen mehrt, der mehrt seinen Schmerz.
Die Nichtigkeit der irdischen Freuden
2 Ich dachte in meinem Herzen: Auf, ich will es mit der Freude versuchen und das Gute genießen! Aber siehe, auch das ist nichtig!
2 Vom Lachen sprach ich: Es ist töricht! Und von der Freude: Was bringt sie?
3 Ich nahm mir in meinem Herzen vor, meinen Leib mit Wein zu verwöhnen, doch so, dass mein Herz in Weisheit die Leitung behielte, und mich an die Torheit zu halten, bis ich sähe, was für die Menschenkinder gut zu tun sei in ihren gezählten Lebenstagen unter dem Himmel.
4 Ich führte große Unternehmungen durch; ich baute mir Häuser, pflanzte mir Weinberge.
5 Ich schuf mir Gärten und Parkanlagen und pflanzte darin Fruchtbäume jeder Art.
6 Ich legte mir Wasserteiche an, um daraus den sprossenden Baumwald zu tränken.
7 Ich kaufte Knechte und Mägde und hatte auch Gesinde, das in meinem eigenen Haus geboren war; so hatte ich auch größere Rinder- und Schafherden als alle, die vor mir in Jerusalem gewesen waren.
8 Ich sammelte mir auch Silber und Gold, Schätze der Könige und Länder; ich verschaffte mir Sänger und Sängerinnen und was zur Wollust der Menschensöhne dient: Frauen über Frauen.
9 Und ich wurde größer und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem gewesen waren; auch blieb meine Weisheit bei mir.
10 Und ich versagte meinen Augen nichts von allem, was sie begehrten; ich hielt mein Herz von keiner Freude zurück; denn mein Herz schöpfte Freude aus all meiner Mühe, und das war mein Teil von aller meiner Mühe.
11 Als ich mich aber umsah nach all meinen Werken, die meine Hände gemacht hatten, und nach der Mühe, die ich mir gegeben hatte, um sie zu vollbringen, siehe, da war alles nichtig und ein Haschen nach Wind, und nichts Bleibendes unter der Sonne!
Der Tod rafft den Weisen und den Toren dahin
12 Und ich wandte mich zur Betrachtung der Weisheit, der Tollheit und der Torheit. Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommt? Das, was man längst getan hat!
13 Und ich habe eingesehen, dass die Weisheit einen so großen Vorzug vor der Torheit hat wie das Licht vor der Finsternis.
14 Der Weise hat seine Augen im Kopf; der Tor aber wandelt in der Finsternis. Zugleich erkannte ich jedoch, dass ihnen allen das gleiche Geschick widerfährt.
15 Da sprach ich in meinem Herzen: Wenn mir doch das gleiche Geschick widerfährt wie dem Toren, warum bin ich denn so überaus weise geworden? Und ich sprach in meinem Herzen: Auch das ist nichtig!
16 Denn dem Weisen wird ebenso wenig wie dem Toren ein ewiges Andenken zuteil, weil in den künftigen Tagen längst alles vergessen sein wird. Und wie stirbt doch der Weise samt dem Toren dahin!
Arbeit und Erfolg sind nichtig
17 Da hasste ich das Leben; denn mir missfiel das Tun, das unter der Sonne geschieht; denn es ist alles nichtig und ein Haschen nach Wind.
18 Ich hasste auch alle meine Arbeit, womit ich mich abgemüht hatte unter der Sonne, weil ich sie dem Menschen überlassen muss, der nach mir kommt.
19 Und wer weiß, ob der weise sein wird oder ein Narr? Und doch wird er über all das Macht bekommen, was ich mit Mühe und Weisheit erarbeitet habe unter der Sonne. Auch das ist nichtig!
20 Da wandte ich mich ab und überließ mein Herz der Verzweiflung über all die Mühe, womit ich mich abgemüht hatte unter der Sonne.
21 Denn das Vermögen, das einer sich erworben hat mit Weisheit, Verstand und Geschick, das muss er einem anderen als Erbteil abgeben, der sich nicht darum bemüht hat. Auch das ist nichtig und ein großes Unglück!
22 Denn was hat der Mensch von all seiner Mühe und dem Trachten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?
23 Denn er plagt sich jeden Tag mit Kummer[as] und Ärger; sogar in der Nacht hat sein Herz keine Ruhe. Auch das ist nichtig!
24 Ist es dann nicht besser für den Menschen, dass er esse und trinke und seine Seele Gutes genießen lasse in seiner Mühsal? Doch habe ich gesehen, dass auch das von der Hand Gottes abhängt.
25 Denn: »Wer kann essen und wer kann genießen ohne mich?«
26 Denn dem Menschen, der vor Ihm wohlgefällig ist, gibt Er Weisheit und Erkenntnis und Freude; aber dem Sünder gibt er die Plage, zu sammeln und zusammenzuscharren, um es dem abzugeben, der Gott wohlgefällig ist. Auch das ist nichtig und ein Haschen nach Wind.
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